April 2016 - Das Volksfest von der Gründung bis heute

Die Anfangszeit

Das Brucker Volksfest hat eine weit zurückreichende Tradition und fand bereits möglicherweise im Jahr 1849 statt, definitiv belegt ist, dass es im Oktober 1851 ein „Landwirtschaftliches Volksfest“ in Fürstenfeldbruck gab, kombiniert mit einer Gewerbeausstellung. Der Ort hatte in diesem Jahr 1814 Einwohner. Dies ist ein Beleg dafür, dass die Marktgemeinde Fürstenfeldbruck für das gesamte Bezirksamt eine zentrale wirtschaftliche Bedeutung hatte. Das „Zweite Landwirtschaftliche Volksfest“ wurde im September 1857 abgehalten. Weitere Volksfeste gab es dann in den Jahren 1865, 1874, 1880 und 1900, seit 1880 war das Volksfest mit einer Bezirkstierschau verbunden. In dieser Zeit waren die finanziellen Mittel, um jedes Jahr oder auch nur alle paar Jahre ein Volksfest zu organisieren, nicht vorhanden. Die neugebaute Amperbrücke im Jahr 1909 war der Anlass für das nächste Volksfest. Der Übergang über die Amper wurde am 9. September 1909 mit einem Festzug eröffnet und dem Verkehr übergeben, der aus Fußgängern, Radfahrern, Pferdefuhrwerken und erst ganz vereinzelt aus Autos bestand. Der Erste Weltkrieg durchbrach die Tradition des Volksfestes und so fand es erst wieder 1922 statt. Dieses Mal stellten Handwerk, Industrie und Landwirtschaft im Rahmen von kleinen Messen aus.

Das Volksfest im Jahr 1925

Das bis dato größte Volksfest in Fürstenfeldbruck wurde 1925 gefeiert und dauerte vom 5. bis zum 13. September. In diesem Jahr wurde es zusammen mit der Landwirtschafts-, Gewerbe- und Kunstausstellung durchgeführt. Zur Vorbereitung des Volksfestes gründete der Gemeinderat im Mai 1925 einen Arbeitsausschuss, dem die beiden Bürgermeister Leonhard Plonner und Anton Uhl sowie die Gemeinderäte Hans Sitzmann, Johann Schwalber und Heid angehörten. Der Ausschuss beriet zum Beispiel darüber, wer die Infrastruktur für das Volksfest bereit stellen und wer ausstellen durfte. Der Vinzenzverein München-Au erhielt zum Beispiel leihweise eine Bude zum Preis von 300 Mark. Der Verein reisender Schausteller und Berufsgenossen bot dem Gemeinderat Unterstützung bei der Auswahl der Geschäfte und dem Arrangement des Festes an. Die Gemeinde erstellte auf ihre Kosten eine durchgehende elektrische Leitung. Erstmals wurden ein Bierzelt und Verkaufsstände aufgebaut, gefeiert wurde auch in der Marthabräuhalle. Der Brauereibesitzer Hermann Josef Sedlmayr aus Maisach bekam einen Platz mit circa 2.000 Quadratmeter Größe.
Ein Höhepunkt zu Beginn des Volksfestes war der traditionelle Festzug. An diesem nahmen beispielsweise das Zimmergewerbe aus Aich, die Mosterei aus Dünzelbach, der Verein „Feierabend“ aus Aufkirchen, die Schützen aus Germerswang, das Baugewerbe aus Oberschweinbach, das Braugewerbe und der Verein „Heiliger Isidor“ aus Maisach sowie aus Fürstenfeldbruck die Postillone, 24 Knaben mit Fahnen, die Gemeindevertretung, die Radler, die Schäfflerei der Marthabrauerei, die Metzgerinnung, der Handwerker- und Gewerbeverein und der Turnverein teil. Für die Betriebe in Fürstenfeldbruck war es erstrebenswert, auf dem Volksfest ausstellen zu können, vor allem Wurstwarenhändler sowie Zigaretten- und Zigarrenhändler waren auf dem Fest vertreten. Der Gastwirt Georg Eisenhut bemühte sich beim Gemeinderat um einen Bierausschank. Es gab insgesamt 30 Aussteller, dies waren beispielsweise Xaver Fasching, der Limonaden, Zigarren und Zigaretten verkaufte, der Metzgermeister Benno Wex, der Obst- und Südfrüchtehändler Josef Fromm, die Cafébesitzer Gebrüder Brameshuber, der Brauereiarbeiter Ludwig Wörl, der Käse und Zigarren anbot, die Marthabrauerei mit ihrer Bierbude, die Fischbraterei von Max Fischer, die Rohproduktenhandlung Kern und Hartmannsgruber, die Leberknödel verkaufte sowie einen Glückshafen. Für die Fürstenfeldbrucker Handwerksmeister und Händler war das Volksfest eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit. Am Kindertag beteiligten sich circa 2500 Kinder aus dem Bezirk an einem eigenen Festzug. Der Bauerntag mit seinen Schauvorführungen und Wettbewerben leistete einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Volksfestes im Jahr 1925. Im Rahmen der landwirtschaftlichen Bezirksausstellung fand eine Rindvieh- und Pferdeausstellung statt, zudem wurden Fische, Bienen, Kaninchen, Geflügel, Obst sowie landwirtschaftliche und forstbauliche Erzeugnisse ausgestellt. Auf dem Volksfest nahmen 38 Pferdeaussteller, 41 Rinderaussteller für Scheckvieh und 22 Rinderaussteller für Grauvieh teil.

Die Volksfeste in der NS-Zeit

Im Jahr 1934 fand das nächste Volksfest statt. Ein Jahr später wurde Fürstenfeldbruck zur Stadt erhoben, dies nahm der Gemeinderat zum Anlass, im Jahr darauf das zweite Volksfest innerhalb von drei Jahren abzuhalten. Die Adolf-Hitler-Straße war beim Volksfest 1936 mit Pylonen, Girlanden und tausenden von Glühbirnen geschmückt. Auf einem Festakt wurde die Stadterhebung gefeiert, dem historischen Festzug wohnten einige tausend Menschen bei. Zum Abschluss des Volksfestes gab es – erstmals – ein „Brillant-Feuerwerk“. Wenige Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, vom 8. bis 16. Juli 1939, veranstaltete Fürstenfeldbruck das vorerst letzte Volksfest, in den Jahren des Krieges fiel es aus.

Die Volksfeste nach 1945

Das erste Volksfest nach dem Krieg ging im Jahr 1949 auf dem Festplatz zwischen der Marthabräustraße und der Philipp-Weiß-Straße über die Bühne. Gleichzeitig gab es auch in diesem Jahr eine Handwerks- und Gewerbeausstellung. Die Verantwortlichen für die Organisation des Volks- und Heimatfestes waren der 2. Bürgermeister Leonhard Plonner sowie die Stadträte Max Hornberger, Heinz Kopp und Ludwig Weiß, organisatorische Beiträge lieferten beispielsweise der Bayeri-sche Bauernverband, die Heimatgilde „Die Brucker“, die Kreishandwerkerschaft, der Männergesangverein, die Singschule, das Tierzuchtamt Weilheim, der TuS sowie der Verein ehemaliger Landwirtschaftsschüler. Der Bayerische Rundfunk übernahm Ausschnitte aus dem Fest. Der Direktor der Militärregierung schrieb in dem vorgelegten Programm: „Ich spreche allen Damen und Herren, die sich an der Entstehung des „Volks- und Heimatfestes Fürstenfeldbruck 1949“ und der damit verbundenen Ausstellungen beteiligt haben, meine besten Wünsche für vollen Erfolg aus, besonders aber für die gute Absicht, damit eine engere Verbundenheit zwi-schen Alt- und Neubürgern, Stadt- und Landbevölkerung, alteingesessenen und neuen Gewerbetreibenden und nicht zuletzt zwischen guter Leistung und zufriedener Verbraucherschaft hergestellt wird.“ Der 1. Bürgermeister Michael Neumeier schrieb: „So soll unser Volks- und Heimatfest zweierlei Zwecken dienen: einmal der neu erwachten Lebensfreude Raum zu geben und zum andern, allen unseren Gästen einen Beweis unserer Leistungsfähigkeit zu geben und ihnen damit zu sagen, daß nicht zuletzt in der eigenen Kraft der Schlüssel zur Überwindung vieler Gegenwartsnöte liegt.“ Dieses Volksfest fand großen Zulauf, denn allein am Kindertag kamen etwa 5.000 Mädchen und Buben aus dem Landkreis mit Lastwagen, Schleppern sowie Pferdefuhrwerken in die Kreisstadt und genossen die Karussells und Schiffschaukeln.
Seit dieser Zeit fand und findet jedes Jahr ein Volksfest in Fürstenfeldbruck statt, von den 1950er bis in die 1990er Jahre war es ein sehr beliebtes Freizeitvergnügen der Menschen aus Fürstenfeldbruck und den anderen Orten im Landkreis. Im Jahr 1972 wurden beispielsweise 94.000 Maß Bier ausgeschenkt. 1960 bis 1984 konsumierten die Besucher und Besucherinnen insgesamt rund 1,7 Millionen Liter Bier, das waren durchschnittlich 68.000 Liter Bier pro Jahr. In dieser Größenordnung dürften sich auch die jährlichen durchschnittlichen Besucherzahlen bewegt haben. 1960 kostete eine Maß 1,65 Mark, 1984 betrug der Preis für einen Liter Bier 4,80 Mark.
In den letzten Jahren hatte Fürstenfeldbruck, wie andere Städte auch, einen Rückgang der Besucherzahlen zu beklagen, um dem entgegenzuwirken, wurde aus dem Frühlings- und Volksfest ein Fest gemacht. Das Brucker Volksfest findet seit dem vergangenen Jahr im Frühling statt und bietet nun auch Konzerte für alle Altersgruppen an, beispielsweise trat 2015 die bekannte Band „LaBrassBanda“ auf.

Dr. Gerhard Neumeier
 



Volksfesteinzug im Jahr 1949




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