Februar 2014 - Puch in den 1950er Jahren
Die BevölkerungsentwicklungSozial- und WirtschaftsstrukturDie politische EntwicklungDie lokalen HonoratiorenZentrale EreignisseVereineBis zum Jahr der Gemeindegebietsreform im Jahr 1978 war der heutige Stadtteil Fürstenfeldbrucks ein selbständiger Ort. Puch ist sehr alt und hatte eine lange eigenständige Geschichte. In den Jahrzehnten vor dem Jahr 1978 durchlief Puch einen tiefgreifenden wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Wandel. Heute soll es um die 1950er Jahre in Puch gehen.
Die Bevölkerungsentwicklung
Im Jahr 1900 lebten in Puch 379 Einwohner. Diese Zahl veränderte sich im wesentlichen bis zum Jahr 1939 nicht, denn in diesem Jahr hatte der Ort 368 Einwohner. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wohnten in Puch im Jahr 1946 bereits 571 Menschen. Dieser relativ große Bevölkerungsanstieg war vor allem auf die Ankunft von Flüchtlingen zurückzuführen, ein Teil von ihnen verließ Puch wieder und im Jahr 1952 hatte der Ort 534 Einwohner.
Sozial- und Wirtschaftsstruktur
Im Jahr 1955 lebten in ca. 27 Prozent der Haushalte angelernte oder ungelernte Arbeiter als Haushaltungsvorstand, diese Gruppe war also die größte Sozialgruppe am Ort, hierzu gehörten beispielsweise der Hilfsarbeiter Josef Binder, der Kraftfahrer Jakob Braumiller, der Bauhilfsarbeiter Franz Denk oder der Heizer Johann Huber.
Knapp 23 Prozent der Haushaltsvorstände waren Landwirte, der zweitgrößten sozialen Gruppe in Puch, beispielsweise Lorenz Aumiller, Michael Bauer, Jakob Bernhard oder Wolfgang Brandl sen. Etwa knapp jeder fünfte Haushaltsvorstand wurde von einem gelernten Arbeiter bewohnt und somit bildete die Arbeiterschaft mit insgesamt fast der Hälfte der Haushaltsvorstände die größte soziale Gruppe am Ort. Puch kann also zu dieser Zeit als klassisches „Arbeiterdorf“ bezeichnet werden. Zu den gelernten Arbeitern gehörten beispielsweise der Metzger Helmut Beier, der Schlosser Paul Gruschka, der Schreiner Josef Hanel, der Mechaniker Johann Kistler, der Schlosser Paul John oder der Maurer Franz-Xaver Lengenfelder.
Die viertgrößte Gruppe war die der Hausfrauen, die etwas mehr als zehn Prozent der Haushaltsvorstände umfasste, beispielsweise Theresia Bernhard oder Elisabeth Domes. Die anderen Einwohner waren Rentner/innen, einfache und mittlere nichtstaatliche Angestellte, Geschäftsinhaber, Handwerksmeister, einfache und mittlere staatliche Beschäftigte sowie der Mesner, Studenten, Mägde, der Lehrer und der Gastwirt. Die beiden Gastwirtschaften am Ort führten Simon Haas und Josef Westermayr.
Die fünf größten Höfe in Puch waren der Heimerbauer, der Loderbauer, der Bauernhof zum Eibl, der Bauernhof zum Penzl und der Bauernhof zum Klosterhans. Die Landwirtschaft war im Jahr 1960 fast vollständig motorisiert. Die Fläche des Ortes betrug in den 1950er Jahren ca. 600 Hektar, es gab knapp 90 Anwesen. Dies bedeutet, dass zwischen fünf und sechs Personen in einem Haus lebten.
Das größte „Unternehmen“ und damit der größte Arbeitgeber in Puch war das Staatsgut Puch mit seinen landwirtschaftlichen Versuchsabteilungen und einer eigenen meterologischen Wetterstation. Ein Teil der Bevölkerung arbeitete bereits in den 1950er Jahren in München und in Fürstenfeldbruck. Der gemeindliche Haushalt umfasste in den meisten Jahren zwischen 20000 und 30000 DM. Die Raiffeisenkasse hatte in Puch eine Zweigstelle.
Die politische Entwicklung
Bei den Kommunalwahlen am 30. März 1952 wurde Bernhard Braumiller mit 236 von 294 Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Bei den Kommunalwahlen im März 1956 wurde Braumiller erneut zum Bürgermeister gewählt, zu Gemeinderäten gewählt wurden Michael Berchtold, Josef Berger, Simon Haas, Josef Hanel, Magnus Probst und Josef Sedlmaier. Aus der Kommunalwahl im Jahr 1960 ging wieder Bernhard Braumiller als Bürgermeister hervor, zu Gemeinderäten gewählt wurden der Landwirt Josef Berger, der Schuhmachermeister Michael Berchtold, der Lagerarbeiter Gustav Böhnisch, der Schreiner Josef Hanel, der Landwirt Magnus Probst und der Bauer Josef Sedlmaier.
Die lokalen Honoratioren
Zu den lokalen Honoratioren im Jahr 1955 gehörten Bürgermeister Braumiller und die Gemeinderäte, der Ortsgeistliche Heribert Schneider und der Lehrer Josef Goroll, die Politik, Kirche sowie Schule vertraten und damit die wichtigsten gesellschaftlichen Organisationen und Sozialisationsinstanzen repräsentierten.

Steinmetz Dillitzer auf dem Gerüst bei der Renovierung der Kaisersäule im Jahr 1957.
Foto: Stadtarchiv
Zentrale Ereignisse
Ein wichtiges Dauerthema in den 1950er Jahren in Puch war der Unterhalt der Schule, wobei es bemerkenswert ist, dass ein Ort dieser Größenordnung eine eigene Schule unterhielt. Jedes Jahr war die Fronleichnamsprozession ein kultureller Höhepunkt. Am 18. Dezember 1950 wurde Puch von einem Großfeuer erfasst, welches mehrere Häuser und Höfe zerstörte oder zum Teil zerstörte. Im Mai 1951 wurde die Kriegergedenk-Kapelle eingeweiht. Im Jahr 1953 vollzog sich die Arrondierung in Puch. Am 9. Juni 1954 starb Pfarrer Anton Brandstätter. Im November des Jahres 1954 wurde das Kurat-Benefizium errichtet. Im April 1956 wurde Alfred Guttmann neuer Pfarrer. Am 30. April 1957 fand mit großem Aufwand eine Feier zum 50. Todestag von Julius August Langbehn statt. Langbehn war ein Antisemit und geistiger Wegbereiter des Nationalsozialismus. Im November 1957 verpachtete die Jagdgenossenschaft Puch die Gemeindejagd an Dr. Teitge in Fürstenfeldbruck. Im Mai 1958 fand das 50-jährige Stiftungsfest des Krieger- und Veteranenvereins statt. Im Jahr 1959 fanden erstmals die Edigna-Festspiele statt.
Vereine
Die freiwillige Feuerwehr Puch war eine der wichtigsten Organisationen am Ort und hatte in den 1950er Jahren ca. 25 – 30 Mitglieder. Ein weiterer Verein am Ort war der Krieger- und Veteranenverein. Im Jahr 1930 hatte es zudem noch eine Schützengesellschaft, einen Darlehenskassenverein, einen Obstbauverein und den Christlichen Bauernverein gegeben, es ist anzunehmen, dass ein Teil dieser Vereine auch noch in den 1950er Jahren existierte. Die Vereine spielten im Alltagsleben von Puch eine große Rolle.