RathausReport September 2017: Wohnungsmärkte und Wohnfläche pro Person nach dem Zweiten Weltkrieg

Eines der größten Probleme in Fürstenfeldbruck nach dem Zweiten Weltkrieg war die Wohnungsnot. Eine der Hauptursachen war, dass während des Krieges kaum Wohnungen gebaut wurden und sich dieser Trend in den ersten Nachkriegsjahren aufgrund der Material- und Kapitalnot fortsetzte. Zudem wuchs Fürstenfeldbruck in den ersten Jahren nach dem Krieg stark an, mehrere tausend Menschen kamen in die Stadt.

Wohnungsmärkte, vorhandene und fertiggestellte Wohnungen

Die Wohnverhältnisse hingen und hängen zum großen Teil von der Entwicklung des lokalen Wohnungsmarktes ab, also von den vorhandenen und fertiggestellten Wohnungen. Im Zeitraum von 1950 bis 1982 wuchs der Wohnungsbestand in Fürstenfeldbruck erheblich an, wie nachstehender Tabelle zu entnehmen ist:

Bestand an Wohnungen – Bevölkerungszahl – Personen pro Wohnung:

1950: 2.400    11.620    4,8
1956: 3.342    13.503    4,0
1961: 5.198    17.440    3,41
1967: 6.999    21.539    3,1
1970: 8.192    22.936    2,8
1972: 9.506    25.030    2,6
1974: 11.402   26.492   2,3
1976: 11.972   28.425   2,4
1978: 12.306   31.502   2,6
1980: 12.607   32.325   2,6
1982: 12.910   33.128   2,6

Die Bevölkerungszahl in Fürstenfeldbruck stieg ab Mitte der 1950er Jahre stark an, vor allem in den 1960er und 1970er Jahren gab es einen kontinuierlichen und starken Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen. Der Bestand an Wohnungen stieg zu diesen Zeiten jedoch noch stärker an, der deutlichste Beweis war eine ständig sinkende Zahl der Personen pro Wohnung. Grosso modo funktionierten die Wohnungsmärkte in Fürstenfeldbruck also, auch wenn die Mieten ständig stiegen und es fast immer einen gewissen Mangel an kleinen Wohnungen gegeben hat.

Fertiggestellte Wohnungen – Wanderungsgewinn in Personen:

1968: 318     192
1969: 381     482
1970: 499  1.270
1971: 539  1.070
1972: 784     710
1973: 588     768
1974: 1.312  128
1975: 171  1.792
1976: 408     835
1977: 187     696
1978: 157     485
1979: 76       299
1980: 238     486
1981: 212     362
1982: 112       46
Summe: 5.982 9.529

Der Saldo aus Zugezogenen und Weggezogenen ergab mit der Ausnahme des Jahres 1982 von 1968 bis 1982 immer einen Wanderungsgewinn, das heißt es zogen deutlich mehr Menschen nach Fürstenfeldbruck als das Menschen wegzogen. Die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen passte sich im großen und ganzen dieser Entwicklung, wenn auch zeitversetzt, an. Die Vielzahl der gebauten Wohnungen glich den Wanderungsgewinn aus und führte auch dazu, dass die Anzahl der Personen pro Wohnung sukzessive sank. In den Jahren 1968 bis 1987 hat die Bevölkerung Fürstenfeldbrucks um rund 36 Prozent (circa 8.100 Personen) zugenommen, damit lag die Zahl der Neubürger nur etwas über der Zahl der in diesem Zeitraum entstandenen Wohnungen (circa 6.000). „Der Druck auf den Wohnungsmarkt verstärkte sich unter anderem durch reduzierte Haushaltsgrößen, durch früher ausziehende Kinder, höhere Scheidungsraten, älter werdende Rentnerhaushalte und natürlich gestiegene Wohnflächennachfrage“. Im Jahr 1987 machten Wohnungen mit eins bis drei Räumen einen Anteil von einem Drittel aus, ein weiteres Drittel der Wohnungen hatte vier Räume und ein Drittel umfasste fünf oder mehr Räume (Anmerkung: StA FFB, AA 0/86). Seit den 1970er und vor allem in den 1980er Jahren traten auch vermehrt neue Haushaltstypen auf, die Wohnraum nachfragten, dies waren beispielsweise Wohngemeinschaften, Singles und Alleinerziehende mit Kindern.

Die Wohnfläche pro Person

Ein entscheidender Parameter der Wohnverhältnisse ist die Wohnfläche pro Person. In der Bundesrepublik Deutschland stieg die Wohnfläche im Lauf der Zeit kontinuierlich an, denn im Jahr 1948 hatte eine Person durchschnittlich 14 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, im Jahr 1968 waren es 24 Quadratmeter und im Jahr 1993 37 Quadratmeter. In Fürstenfeldbruck dürften sich die Verhältnisse ähnlich entwickelt haben. Die Nachkriegsjahre waren geprägt von einer Wohnungsnot. Zwar sind für das Ende des Jahres 1945 keine genauen Zahlen bekannt, doch benutzte die Zivilbevölkerung von 10.794 Personen zu diesem Zeitpunkt 2.204 Wohnungen, im Durchschnitt kamen also knapp fünf Personen auf eine Wohnung und auf einen Wohnraum kam eine durchschnittliche Belegung von 1,2 bis 1,3 Personen. Knapp die Hälfte der Wohnungen hatten zwei oder drei Zimmer. Die durchschnittliche Wohnungsgröße dürfte bei circa 60 bis 80 Quadratmeter gelegen haben, dies würde bedeuten, dass die durchschnittliche Wohnfläche pro Person bei etwa 14 Quadratmeter lag, somit entsprach Fürstenfeldbruck recht genau dem bundesrepublikanischen Durchschnitt aus dem Jahr 1948. Im Jahr 1960 wurden westlich der Augsburger Straße 24 Eigenheime in der sog. Ludwig-Thoma-Siedlung gebaut, sie hatten eine Wohnfläche von 100 Quadratmeter, bei einer durchschnittlichen Belegung von vier bis fünf Personen würde dies bedeuten, dass die dort die Wohnfläche pro Person 20 bis 25 Quadratmeter betrug. Im Jahr 1968 betrug die durchschnittliche Wohnfläche pro Person 24,3 Quadratmeter. Im Jahr 1963 lag die durchschnittliche Wohnungsgröße in Fürstenfeldbruck bei 99,3 Quadratmeter, dies ist ein starker Hinweis darauf, dass sich die Wohnfläche pro Person zu diesem Zeitpunkt in einer ähnlichen Größenordnung bewegte. Für das Jahr 1981 sind die Wohnungsgrößen, die Anzahl der Zimmer und die Anzahl der Personen in einer Wohnung für die Straßen Am Rain eins bis drei und fünf sowie für die Wiesenstraße eins bis 19 bekannt, bei diesen Straßen handelte es sich um eine Lage mit einer Dominanz der Unterschichten und unteren Mittelschichten. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person betrug 16 Quadratmeter. Allerdings waren die Unterschiede sehr groß, denn beispielsweise lebten in der Wiesenstraße eins einerseits vier Personen in drei Zimmern auf knapp 34 Quadratmeter, andererseits wohnten zwei Personen in vier Zimmern in einer Wohnung mit 51 Quadratmeter. Relativ genaue Angaben besitzen wir für die Wohnverhältnisse des Jahres 1987. In diesem Jahr gab es in Fürstenfeldbruck 4.702 Gebäude mit Wohnraum und darin 13.011 Wohnungen. Der Wohnungsbestand hatte sich in den Jahren 1956 bis 1961 um jährlich 371 Wohnungen, in den Jahren 1961 bis 1968 um jährlich 267 Wohnungen und in den Jahren 1968 bis 1987 um jährlich 313 Wohnungen erhöht.Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in Fürstenfeldbruck im Jahr 1987 lag bei 34,3 Quadratmeter und damit geringfügig unter dem bayerischen Landesdurchschnitt von 35,9 Quadratmeter. Innerhalb von Fürstenfeldbruck schwankten die pro-Kopf-Wohnfläche zwischen 32 Quadratmeter in den Bezirken 2 (Gebiet südlich der Rothschwaigerstraße) und 3 (Gebiet zwischen der Rothschwaigerstraße und der Landsbergerstraße) und 46 Quadratmeter in Lindach bzw. 40 Quadratmeter in den Bezirken 6 (Gebiet zwischen der Dachauerstraße und der Amper) und 7 (Gebiet zwischen Amper und Bahn). Erneut ist zu konstatieren, dass sich die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in Fürstenfeldbruck kaum von den Verhältnissen in der BRD unterschied. Der Volkszählung von 1987 zufolge verfügten die Mieter im Landkreis Fürstenfeldbruck über 33 Quadratmeter Wohnfläche pro Person, die Eigentümer über 38 Quadratmeter. Die Wohnverhältnisse in der Stadt Fürstenfeldbruck ähnelten also denen im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Dr. Gerhard Neumeier




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