Sitzung des Planung- und Bauausschusses vom 19. Oktober 2022

Aus südlichem Viehmarktplatz wird attraktiver Stadtplatz 

„Wir schaffen einen Platz, den es so noch nicht gibt und der nötig ist. Ich freue mich wahnsinnig und bin sehr dankbar für den Prozess zusammen mit den Beteiligten, die sehr viele Gedanken dort reingesteckt haben“, so Stadtbaurat Johannes Dachsel einleitend bei der Vorstellung der Entwurfsplanung zur Umgestaltung des südlichen Viehmarktplatzes in der September-Sitzung des Planungs- und Bauausschusses. Dem Lob schoss sich auch Christian Götz (BBV) an: Das vorliegende Ergebnis aus dem Arbeitskreis sei ein moderner Platz, der alles habe, was er haben muss. Besser könne man es nicht machen, alles sei stimmig und von hinten bis vorne durchdacht. Auch die restlichen Mitglieder des Gremiums zeigten sich sehr angetan.  
Dass die Kirschbäume der neuen Gestaltung weichen müssen, liegt an ihrem Zustand. Sie sind stark durch Pilzbefall und Fäule geschädigt, zwei mussten bereits aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Ein extra in Auftrag gegebenes Gutachten bestätigte die Einschätzung der Stadtgärtnerei. Auch die beiden Ahorne befinden sich in keinem guten Zustand. Der ökologische Wert der neuen Bäume sei auch deutlich größer. 
Bei den Überlegungen wurden auch die Anlieger einbezogen. Die Sorgen des Betreibers von Hardys und dem Café „Dailys“, dass durch die Umgestaltung und die Staudenbeete vor der Gastronomie ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich sei, wurden laut Dachsel und Christian Stangl (Grüne) besprochen und ein Kompromiss gefunden, wie der Sitzbereich integriert werden kann. Über das Staudenbeet könne man auch im Sitzen noch gut drüberschauen und habe auch von der anderen Seite den Blick auf das Café. Eine mögliche Freischankfläche von 80 bis 90 Quadratmetern sei immerhin doppelt so groß, wie die in der Hauptstraße. Außerdem sei laut Stangl dem Betreiber bekannt gewesen, dass die Vereinbarungen zu den Außenflächen nur für die Übergangszeit gegolten haben, bis der Platz neu gestaltet wird. In diesem Fall würden die öffentlichen Belange überwiegen. Großen Dank und Beifall gab es für das Angebot des Hardys, dass die Besucher des Platzes dessen Toiletten mitbenutzen können.  
Marktreferent Markus Droth (FW) äußerte Bedenken, dass es für die Marktleute keine ausreichende Rangierfläche gibt. Sein Antrag, im Osten das mittlere Baumpaar wegzulassen, scheiterte. Ebenso der Antrag von Andreas Lohde (CSU), das Staudenbeet vor dem Hardys durch eine nutzbare Fläche zu ersetzen. 
Die Planungen für das rund 3,2 Millionen Euro-Vorhaben – davon rund 80 Prozent von der Regierung von Oberbayern gefördert – werden nun weiter verfeinert, die Ausschreibungen der Arbeiten auf den Weg gebracht. Beginn der Umsetzung soll Mai, der Abschluss Ende 2023 sein. Während der Umgestaltung werden der Grüne Markt und der Christkindlmarkt auf dem nördlichen Platz stattfinden. 



Bebauung Ortsrand Aich: Bezahlbares Wohnen oder Einheimischenmodell? 

Die Stadt hat am östlichen Rand von Aich – Ecke Brucker Straße/Pucher Straße – ein Grundstück erworben mit dem Ziel, dort bezahlbaren Miet-Wohnraum zu schaffen. In der Juli-Sitzung des Planungs- und Bauausschusses wurde die Verwaltung beauftragt, einen entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen und zu prüfen, inwieweit das kommunale Wohnraumförderungsprogramm des Freistaats genutzt und die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises mit einbezogen werden kann. Das Auflegen eines Einheimischenmodells wurde vom Ausschuss abgelehnt. 
Nun stand genau dieses Thema erneut auf der Tagesordnung. Ende Juli fand in Aich die alljährliche Bürgerversammlung statt. Im Mittelpunkt des Interesses stand die geplante Bebauung. Die Idee, auf dem rund 3.000 Quadratmeter großen Grund Mehrfamilienhäuser zu errichten, stieß auf Widerstand. Dies würde nicht zum ländlich geprägten Aich passen. Man solle Wohneigentum für die Einheimischen schaffen, acht Einfamilienhäuser seien denkbar. Schließlich wurde der Antrag, dass nochmals über ein Einheimischenmodell beraten und beschlossen werden soll, einstimmig angenommen. Über diesen hatte nun der Bauausschuss zu befinden. 
In der Zwischenzeit hatte die Verwaltung Kontakt mit der Wohnungsbaugenossenschaft des Landkreises aufgenommen, der neben weiteren 16 Gesellschaftern auch die Stadt Fürstenfeldbruck angehört. Deren Geschäftsführer Christoph Maier stellte den Mitgliedern des Ausschusses zunächst die Gesellschaft mit ihrem Leitbild und Herangehen vor. Unter Protest von Andreas Lohde (CSU), denn dieses Prozedere entspräche nicht dem, was aus der Aicher Bevölkerung komme. Dem setzte Stadtbaurat Johannes Dachsel entgegen, dass das Einheimischenmodell weiterhin geprüft und zur Entscheidung vorgelegt werde. Entsprechend der Beschlusslage solle dem Gremium die Machbarkeitsstudie nun vorgestellt werden, um zu zeigen, wie eine verträgliche Bebauung aussehen könnte. Wem der Wohnraum dann zur Verfügung gestellt wird, sei ein anderes Thema.  
Architekt Wolfgang Klause stellte zwei mögliche Entwürfe vor. Angelehnt an in Aich vorhandene markante Gebäude und klassische Dreitseit-Bauernhöfe könnten so 22 Wohnungen entstehen. Alternativ könnten in fünf kleineren, gestaffelt angeordneten Häusern 25 Wohnungen geschaffen werden. 
Sitzungsleiter Christian Stangl (Grüne) betonte, dass mit der Vorstellung der Entwürfe zunächst ein Eindruck gegeben werden soll, was an dieser Stelle möglich ist. Lohde befand diese als interessant, aber nicht an dieser Stelle, außerdem widersprächen sie durch ihre Höhe dem Grundsatz „Innen höher, Außen niedriger“. 22 bis 25 Wohnungen seien an dieser Stelle zu massiv. Als unsäglich dort befand Hans Schilling (CSU) den Geschosswohnungsbau. 
Markus Droth (FW) bezeichnete die Ideen als eindrucksvoll. Es gehe um eine sensible, aber auch zukunftsfähige Bebauung. Auch sei der ländliche Raum nicht mehr so wie früher. Er schlug vor, die bauwilligen Aicher Familien in das Projekt mit einzubeziehen. 
Begeistert zeigte sich Christian Götz (BBV) von der ersten Variante: „Das ist saugut, so wie es ist. Es werden alte Hofformen aufgegriffen, die Laubengänge sind eine super Idee.“ Er hoffe, dass bei dem Einheimischenmodell auch progressive Ideen kommen. Christan Stangl war besonders angetan davon, dass die Garagen durch eine Integration ins Gelände quasi nicht sichtbar sind. Und Adrian Best (Die Linke), der beide Entwürfe lobte, erinnerte daran, wie wichtig bezahlbarer Wohnraum sei. „Sozialer Wohnungsbau ist notwendiger als ein Einheimischenmodell“, befand Mirko Pötzsch (SPD). Es gelte das Grundstück gut auszunutzen. Markus Britzlmair (CSU) dagegen meinte, man müsse die engagierten Bürger im Ort halten, sie würden wegziehen, wenn sie kein Grundeigentum haben, aber bauen wollen. 
Auf Nachfrage von Alexa Zierl (ÖDP) bestätigte Maier, dass auch eine Kombination aus Erwerb und Miete möglich sei. Für Käufer müsste man ein getrenntes Gebäude haben. Er riet dazu, möglichst bald einen Ortstermin mit den Aichern zu machen.
Gegen die Stimmen der vier CSU-Vertreter wird die Verwaltung die Bebauung mit der Wohnungsbaugesellschaft und einem Förderprogramm nun weiter verfolgen. Alternativ wird gemäß dem Antrag aus der Bürgerschaft geprüft, wie auf dem Areal für Einheimische Wohneigentum geschaffen werden könnte.