Sitzungen des Planungs- und Bauausschusses 17. / 22. Juli (Teil 1)

Volksfestplatz: Schöne Pläne für „Asphaltwüste“

„Zukunft Volksfestplatz“: Unter diesem Schlagwort hat die Verwaltung eine Teiluntersuchung zur möglichen Umgestaltung zumindest des östlichen Bereichs entlang der Julie-Mayr-Straße erarbeitet. Ziel sei es, ein qualifiziertes Entree zu erreichen und dem Platz ein Gesicht zu geben. Anstelle der Stellplatzreihe könnten dort Wohngebäude, auch mit Sozialwohnungen, entstehen. Der Vorschlag sieht zudem eine Art Allee vor, die den Platz dort fassen würde. Einig war sich der Planungs- und Bauausschuss, dass der Platz weiterhin als Fest- und Parkplatz genutzt werden soll.

Das städtebauliche Konzept mit mehreren Varianten hat Pia Brückner vom staatlichen Baureferat, die derzeit im städtischen Bauamt tätig ist, erarbeitet. Anlass für die Erstellung war ein Antrag auf Vorbescheid zur Errichtung von zwei Wohngebäuden samt Tiefgarage an der Ecke Philipp-Weiß-/Julie-Mayr-Straße. Ein Teilgrundstück gehört der Stadt. Zudem befindet sich dort ein Trafohäuschen, das versetzt werden müsste. Dem Bauwunsch wurde durch den zuständigen Ausschuss jedoch nicht zugestimmt. Zu massiv und zu nahe am Gehweg, so die Meinung damals.

Der Bereich sei derzeit räumlich nicht gefasst und werde von brachliegenden öffentlichen Flächen dominiert, so die Architektin. Das Areal sei weder fußgängerfreundlich noch repräsentativ. Ihrer Meinung nach könnte dort ein attraktiver, lebendiger Stadtraum entstehen. Eine behutsame Ergänzung und Verdichtung biete sich an. Sie sprach von einem Tor zum Volksfestplatz. In dem Grünstreifen parallel zur Julie-Mayr-Straße sieht die Planerin vier Häuser samt Tiefgarage vor. Der Wegfall der Parkplätze dort könnte durch eine optimierte Anordnung der Stellplätze kompensiert werden. Die großen Linden, die bisher die Grenze zum Schulhof bilden, sollen entlang der Straße als Art Allee fortgeführt werden.

Beim Neubau an der Ecke könnte das im Stadtbild von Fürstenfeldbruck wiederkehrende Motiv des Schaugiebels aufgegriffen werden. Insgesamt bekäme die Julie-Mayr-Straße dadurch ein Gesicht, so Brückner. Zudem schlug sie vor, die Fronten leicht diagonal zugunsten eines konisch verbreiterten Gehwegs zu planen.

Auch die Erweiterung der Grundschule an der Philipp-Weiß-Straße hat die Architektin im Blick und zwei Gebäude vorgesehen, die den Schulkomplex zum Volksfestplatz hin abgrenzen. Die Hauptzufahrt würde an die Marthabräustraße verlegt und die Julie-Mayr-Straße verkehrsberuhigt ausgebaut werden. Gedacht ist auch an eine fußgängerfreundliche Verbindung Richtung Hauptstraße.

Stadtbaurat Martin Kornacher und OB Erich Raff (CSU) unterstützten die Idee der Torsituation mit dem dahinter liegenden kleineren Platz, der dem eigentlichen Volksfestplatz vorgelagert ist. Ulrich Schmetz (SPD) sprach dagegen von einem „Schlupfloch“. Letztlich folgte das Gremium mit der knappen Mehrheit von 8:7 Stimmen seinem Vorschlag, den geplanten Neubau an der Ecke zu drehen und entlang der Julie-Mayr-Straße zu situieren. Damit fallen die städtischen Wohnungen dort weg.

Weiterverfolgt werden soll der Vorschlag mit den vier Gebäuden für Wohnen und/oder Gewerbe im östlichen Bereich. Zumal die aktuelle Situation unbefriedigend sei, wie Planungsreferent Christian Stangl (Grüne) betonte. Er sprach von einer Asphaltwüste. Rolf Eissele (CSU) hielt solche Riesenparkflächen für eine „Konzept von gestern“. Hans Schilling (CSU) gab zu bedenken, dass eine Wohnbebauung aus Lärmschutzgründen wohl schwierig sei. Am Beispiel des benachbarten Sonnenbogens konnte das Bauamt aber Entwarnung geben. Markus Droth (CSU) hält ein Parkdeck im südwestlichen Platzbereich für zwingend notwendig.

 

Hort an der Cerveteristraße nimmt Gestalt an

Viel Lob gab es im Planungs- und Bauausschuss für den vom städtischen Bauamt erarbeiteten Entwurf des zweigruppigen Horts an der Cerveteristraße. Auf dem Gelände nahe der geplanten Schule West II soll ein eigenständiges Gebäude entstehen. Das Projekt wurde gegen die Stimmen der SPD auf den Weg gebracht.

Der Hort liegt nördlich auf dem Grundstück. Vorgesehen ist ein eingeschossiges Gebäude in Massivholzbauweise mit der Option einer Aufstockung. Die Freiflächen sind in Südlage geplant. Jeder Gruppenraum hat einen direkten Ausgang ins Freie.  Die Dachflächen sollen extensiv begrünt und mit Photovoltaik ausgestattet werden. Das Haus wird an Fernwärme angeschlossen. Insgesamt wird eine nahezu klimaneutrale Ausführung erreicht. Die Erschließung erfolgt nordseitig. Dort sind auch die Fahrradstellplätze situiert. Vier PKW-Stellplätze werden entlang der Cerveteristraße angelegt.

Die Kosten für das Bauvorhaben werden auf 2,25 Millionen geschätzt. Es wird mit Zuschüssen von 40 Prozent gerechnet. Der Baubeginn ist im Frühjahr 2020 vorgesehen und im September desselben Jahres soll der neue Hort bezugsfertig sein.

Als architektonisch sehr gelungen bezeichnete Ulrich Schmetz (SPD) den Entwurf. Allerdings war er nach wie vor mit dem Standort nicht einverstanden. Er bemängelte, dass Schulkinder aus der Richard-Higgins-Grundschule und nicht aus der neuen Schule West II den Hort besuchen werden.

 

Grünes Licht für Entwicklung in den ländlichen Ortsteilen

Der Verwaltung liegen Bauwünsche in den ländlichen Ortsteilen von Fürstenfeldbruck vor. Es gibt Anfragen aus Aich, Puch, Gelbenholzen und Lindach. Die künftige Entwicklung in den Dörfern stand im Juli auf der Tagesordnung des Planungs- und Bauausschusses. Aus städtebaulichen Gründen hatte das Bauamt die Umsetzung von nur fünf der insgesamt zehn Bereiche empfohlen. Das Gremium gab jedoch mehrheitlich grünes Licht für zwei weitere Vorhaben in Aich und Puch. Beschlossen wurde zudem, externe Planungsbüros mit den nächsten Schritten zu beauftragen. Außerdem sollen die Bauwerber an den lnfrastrukturkosten beteiligt und gegebenenfalls ökologische Ausgleichsflächen geschaffen werden. Zahlreiche Zuhörer verfolgten die Sitzung.

Die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit ist jeweils von der Lage des Vorhabens abhängig. Im Gegensatz zum Innenbereich darf außerhalb bebauter Ortsteile in der Regel nicht gebaut werden. Ausgenommen sind landwirtschaftliche Betriebe, die privilegiert sind. Alle betroffenen Grundstücke liegen im Außenbereich. Daher muss für die vorliegenden Wünsche Baurecht über Bauleitplanung (Flächennutzungsplan und Bebauungsplan) oder Satzungen geschaffen werden. Die Zulässigkeit richtet sich neben der erforderlichen Erschließung auch danach, ob „öffentliche Belange" beeinträchtigt werden.

Zudem muss sich die kommunale Planung aus den überörtlichen Planungen der Region und des Landes Bayern entwickeln. Hier greift beispielsweise das Landesentwicklungsprogramm Bayern mit folgenden Grundsätzen und Zielen: Flächensparen, Innen- vor Außenentwicklung, Vermeidung von Zersiedelung oder Berücksichtigung von Freiraumstrukturen. Ähnliche Vorgaben enthält der Regionalplan. Darüber hinaus heißt es, dass landschaftsbildprägende Strukturen zu erhalten seien. Die Auswirkungen auf die soziale Infrastruktur und die Verkehrssituation sind ebenfalls zu berücksichtigen.

All dies sei bei der Behandlung der Bauwünsche von Bedeutung, so Stadtplanerin Anke Demut. Die Stadt habe jedoch einen Ermessensspielraum. Zur besseren Meinungsbildung für eine städtebauliche Beurteilung hatten sich im Mai Mitglieder des Gremiums gemeinsam mit Vertretern der Verwaltung im Rahmen von zwei Ortsterminen ein Bild von den betroffenen Gebieten gemacht.

Die meisten Bauwünsche gibt es für Aich. Die Verwirklichung aller Vorhaben würde voraussichtlich zu einer Erhöhung der Einwohnerzahlen von aktuell rund 690 Einwohner auf etwa 860 führen. Bei Realisierung der drei empfohlenen Vorhaben kämen rund 50 neue Einwohner hinzu. Diese sind: Weilerweg am Dorfanger (1.600 Quadratmeter) im Kernbereich des Ortes als Innenentwicklung, Brucker Straße/Pucher Weg (3.000 Quadratmeter) am östlichen Ortsrand als Ergänzung der bestehenden einseitigen Bebauung, Ebner Weg (4.300 Quadratmeter) am südlichen Ortsrand als weitere maßvolle Siedlungsentwicklung.

Entgegen der Einschätzung der Verwaltung wurde der Bauwunsch an der Ostergrube (4.600 Quadratmeter) am nordwestlichen Ortsrand auf einer ortsprägenden Anhöhe vom Ausschuss befürwortet. Abgelehnt wurde die Bebauung des Bereichs Nannhofer Straße an der Ostergrube (10.100 Quadratmeter) am nördlichen Ortsrand. Dort könnte es Konflikte mit dem nahen Sportplatz und durch das zu erwartende Verkehrsaufkommen geben.

Ein Projekt am Leitenweg am südwestlichen Ortsrand auf einer Anhöhe wurde wegen eines laufenden Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht ausgeklammert. Nach Einschätzung der Verwaltung handelt es sich um eine ortsbildprägende Hangkante und außerdem bestünde die Gefahr einer Splittersiedlung.

In Puch wurden künftige Planungen am westlichen Ortsrand für die Kreuzfeldstraße Nord (1.400 Quadratmeter) und Kreuzfeldstraße Süd (6.000 Quadratmeter) vom Bauamt nicht befürwortet. Der Ausschuss war jedoch anderer Meinung. Einig war man sich dagegen im Fall Korbinian-Penzl-Straße (12.000 Quadratmeter) am südlichen Ortsrand. Dort gibt es eine Ausgleichsfläche, ein Bodendenkmal und Hochwasserschutz. Die Weiterentwicklung wurde daher sowohl von der Verwaltung als auch von den Stadträten abgelehnt. Unabhängig von den Bauwünschen soll der Bebauungsplan „Puch Nord“ weitergeführt werden.

Für Gelbenholzen lag eine Anfrage für die Gelbenholzener Straße (3.000 Quadratmeter) am südwestlichen Ortsrand auf bewegtem Gelände mit Baumbestand vor. In diesem Fall wurde zumindest eine reduzierte Bebauung nur an der Straße befürwortet.

Ebenfalls befürwortet wurde die Bebauung eines Areals in Lindach an der Lindacher Straße (665 Quadratmeter) am östlichen Ortsrand als Ortsabrundung.

Einige Interessenten sind teils schon vor Jahren auf die Stadt zugekommen. Manche führen ins Feld, dass dort Kinder oder Verwandte bauen wollen. Andernfalls würden diese in andere Kommunen umziehen.

Bereits in seinen einführenden Worten zum Auftakt der Beratung betonte OB Erich Raff (CSU), dass er mit dem Vorschlag der Verwaltung nicht einverstanden sei. Die Argumentation sei teils wie etwa im Falle der Ostergrube in Aich nicht nachvollziehbar. Hier wurde ins Feld geführt, dass auch auf der anderen Seite der Erschließungsstraße irgendwann gebaut werden könnte. Andreas Lohde (CSU) formulierte einen entsprechenden Änderungsantrag. Deutliche Worte fand Klaus Wollenberg (FDP). Er warf dem Bauamt Hinhaltetaktik vor. Das Amt lasse „Bürger am ausgestreckten Arm verhungern". Er forderte sogar dienstrechtliche Konsequenzen. ,,Die Verwaltung macht nichts anderes als das Baugesetzbuch umzusetzen", betonte Alexa Zierl (Die PARTEI/ Bruck mit Zukunft). Das Bauamt gehe den richtigen Weg.

Karin Geißler (Grüne) warnte vor zunehmender Flächenversiegelung und regte an, mehr in die Höhe bauen zu lassen. Andreas Rothenberger (BBV), Markus Droth (CSU) und Gabriele Fröhlich (SPD) forderten, die Wünsche der angestammten Familien in angemessener Weise zu berücksichtigen. Die Verwaltung sei schließlich für die Bürger da.

 




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