RathausReport November: Die Geschichte des Fremdenverkehrs

Fürstenfeldbruck liegt in landschaftlich reizvoller Lage an der Amper, das Kloster Fürstenfeld war und ist ein kultureller Anziehungspunkt. Diese Faktoren führten dazu, dass auch in früheren Zeiten Touristen hierher kamen.

Die Anfänge

Der moderne Tourismus begann in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ab der Jahrhundertmitte entwickelte sich Fürstenfeldbruck zu einem beliebten Freizeitort der Münchener und Augsburger „Städter“, vor allem die Angehörigen des Bürgertums waren daran beteiligt. Touristen kamen bereits mindestens seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts nach Fürstenfeldbruck, so veröffentlichte beispielsweise das Fürstenfeldbrucker Wochenblatt im Jahr 1871 regelmäßig eine „Fremdenliste“. Hieraus ging hervor, woher die „Fremden“ genannten Touristen kamen, vorwiegend aus München und Altbayern, jedoch vereinzelt auch aus Karlsruhe (Baden) und Stuttgart (Württemberg). Der Bau der Eisenbahn von München nach Memmingen über Fürstenfeldbruck verstärkte diese Entwicklung, seit dem Jahr 1873 hatte Fürstenfeldbruck einen Bahnhof. Die Anreise aus München verkürzte sich von sieben Stunden auf 40 Minuten. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte die Marktgemeinde Fürstenfeldbruck aktiv, den Fremdenverkehr auszubauen, beispielsweise dadurch, dass man

in den Jahren 1901/02 und 1905 anstrebte, Stadt zu werden. Bereits zuvor wurde mit dem ländlichen Idyll des Marktes mit seiner unberührten Natur und seiner reinen Luft geworben. Der Verschönerungsverein warb für den Tourismus, unter anderem mit der Vielzahl der Gaststätten. Fürstenfeldbruck konnte dennoch nicht mit den Orten im Voralpenland und an den oberbayerischen Seen konkurrieren.

Weimarer Republik und NS-Zeit

Der Erste Weltkrieg brachte das Ende der Erholungssuchenden, die auch in der Zeit der Weimarer Republik und der wirtschaftlichen Erholung Mitte der 1920er-Jahre nicht mehr in gewünschtem Maß nach Fürstenfeldbruck kamen. In dieser Zeit pries die Marktgemeinde vor allem das günstige Klima. Im Jahr 1932 wurden knapp 2.500 Übernachtungen gezählt. Am Anfang der NS-Zeit hoffte man auf einen Badezug aus München und Bürgermeister Schorer war der Ansicht, dass ein einheitlicher Gehsteig Touristen anlocken würde. In der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt war Fürstenfeldbruck kein bevorzugter Ort von Touristen, obwohl das NS-Regime den Tourismus für sich zu instrumentalisieren versuchte.

Die Zeit nach 1945

In der unmittelbaren Nachkriegszeit kamen aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nur wenig Touristen nach Fürstenfeldbruck. Erst seit den 1950-er Jahren war ein nennenswerter Tourismus zu verzeichnen. Die wichtigste Anlaufstelle für die Touristen war das Hotel Post. Im Jahr 1949 richtete die Stadt ein Fremdenverkehrsamt ein. In diesem Jahr besuchten etwa 500 Gäste monatlich die Stadt und blieben im Durchschnitt zwei bis drei Tage. Nach wie vor konnte Fürstenfeldbruck nicht mit den oberbayerischen Gebirgsorten mithalten, doch dies war ein unangemessener Vergleichsrahmen. Von April 1950 bis September 1950 waren 2.500 Ausländerübernachtungen zu verzeichnen, im Hotel Post kamen die Touristen – in absteigender Reihenfolge – aus England, Schweden, den USA, Kanada, Belgien, Luxemburg, Australien, der Schweiz, Südafrika und Dänemark. Die inländischen Touristen stammten vor allem aus Bayern, das Oktoberfest in München kurbelte dabei den Tourismus an. Im Jahr 1951 trugen insbesondere religiöse Feiern und Veranstaltungen in der Klosterkirche Fürstenfeld zum bescheidenen Aufleben des Tourismus bei. Im Oktober des Jahres 1953 beschäftigte sich das Fürstenfeldbrucker Tagblatt unter der Überschrift „Mehr bieten – auch im Fremdenverkehr“ mit den Ursachen, warum Fürstenfeldbruck so weit hinter anderen Orten Bayerns rangierte. Beispielsweise habe sich Waging amtlicher- und privaterseits sehr um die Verbesserung der Verhältnisse bemüht, etwa durch die Schaffung neuer Anziehungspunkte. Dachau installierte Wechselkabinen im städtischen Familienbad. In den nächsten Jahrzehnten stieg die Zahl der Touristen langsam, aber kontinuierlich an. Im Jahr 1958 wurde das Amperbad als Anziehungspunkt genannt.

Es gab jedoch auch Stagnationsphasen, denn in den Jahren 1978 bis 1980 waren nur 42 Prozent der Hotelbetten belegt. Im Jahr 2012 wies Fürstenfeldbruck 52.000 Übernachtungen auf, davon kamen 25 Prozent aus dem Ausland und es handelte sich vorwiegend um Tagungsgäste sowie Messebesucher, diesbezüglich profitierte Fürstenfeldbruck also von München.

Dr. Gerhard Neumeier, Stadtarchivar




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