RathausReport März 2020: Die Familie Brameshuber

Bis in das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts existierten das Café und die Konditorei Brameshuber an der Hauptstraße. Das Café gehörte zu den beliebtesten Treffpunkten der Bevölkerung und war eines der wichtigsten gesellschaftlichen Zentren am Ort. Heute blicken wir auf die Entwicklung der Familie Brameshuber in Fürstenfeldbruck zurück.

Der Anfang: Georg Brameshuber senior

Seit dem Jahr 1617 gab es Lebzelter in Fürstenfeldbruck, der erste war das Handwerksunternehmen von Albrecht Plenauer am Leonhardsplatz 2. Nur die Lebzelter durften die Erzeugnisse der Biene, Honig und Wachs, weiterverarbeiten und verkaufen. Im späteren Brameshuber-Anwesen an der Hauptstraße 13 wurde erstmals im Jahr 1678 ein Lebzelter nachgewiesen, Zacharias Pernwinckhler. Im Jahr 1888 erwarb Georg Brameshuber die Lebzelterei und das dazugehörende Haus. Er wurde am 13. August 1888 als Bürger in die Gemeinde Bruck aufgenommen. Der Konditormeister und Wachszieher Georg Brameshuber wurde am 26. Oktober 1856 in Salzburg geboren, sein Vater war der am 5. Januar 1811 in Naihofen (Österreich) geborene Georg Brameshuber, der im Jahr 1873 starb. Seine Mutter war Maria Brameshuber, die am 20. Februar 1824 in Straßwalchen in Österreich geboren wurde und im Jahr 1896 starb. Ebenfalls im Jahr 1888 heiratete Georg Brameshuber Katharina Distler, die im Jahr 1862 geboren wurde. Das Paar heiratete am 20. Mai 1888 in Tittmoning. Der Vater der Braut, Josef Riederer, war kgl. Aufschläger und wurde im Jahr 1810 geboren. Er verstarb im Jahr 1884. Beide Eheleute, Georg und Karolina Brameshuber, waren katholisch.

Die nächsten Jahre

Im Jahr 1895 baute Georg Brameshuber das erste Mal den Laden um. Ein Jahr später wurde er Referatsleiter der Marktgemeinde für den Armenfonds, das Spital und die Armenpflege. Im Jahr 1899 wurde er Referatsleiter für die Polz’sche Bürgerstiftung und die Pruggmayr’sche Stiftung. In den Jahren 1889 bis 1898 kommen sechs Kinder zur Welt, die überleben, fünf Buben und ein Mädchen. Die im Jahr 1889 geborene Kathie war das älteste Kind, sie wurde später Verkäuferin in Fürstenfeldbruck. Vier Söhne ergriffen ebenfalls den Beruf des Konditormeisters, Georg (geboren 1890) und Josef (geboren 1891) in Fürstenfeldbruck, Johann (geboren 1892) in Hamburg und Franz (geboren 1895) ebenfalls in Hamburg. Sohn Anton wurde Kaufmann und lebte später in Speyer.

Im Jahr 1900 starb die Ehefrau von Georg Brameshuber. Dieser heiratete am 4. Dezember 1900 erneut. Seine Ehefrau wurde Karolina Riederer, die am 7. April 1866 in Hüttenkofen im Bezirksamt Bogen geboren wurde, die Hochzeit fand in Fürstenfeldbruck statt. Im Jahr 1901 wurde die Tochter Carolina geboren, die später den Beruf der Justizangestellten ergriff. Im Jahr 1908 wurde noch die Tochter Amalie geboren.

Im Jahr 1905 hatte Georg Brameshuber sen. eine Dampfwachszieherei errichtet und ein Jahr später billigte der Magistrat die Konzession für ein Konditorei-Cafe. Vier Jahre später erhielt er die Konzession zum Ausschank von Branntwein. Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges erhielt Brameshuber auch noch die Konzession zum Ausschank von Wein und Meth. Im letzten Jahr des Ersten Weltkrieges erwarb Georg Brameshuber das Anwesen Hauptstraße 17. Im Jahr 1920 machten die Söhne Georg jun. und Josef Brameshuber ihre Meisterprüfungen zum Konditormeister in München. Beide Söhne hatte ihre Lehrzeit im Geschäft des Vaters absolviert. Im Jahr 1921 übernahmen diese beiden Söhne den väterlichen Betrieb. Diese Übernahme verlief nicht problemlos. Erst nach der Drohung der beiden Söhne, ein Konkurrenzunternehmen zu eröffnen, zog sich Georg Brameshuber sen. zurück. Dieser starb am 19. November 1940 in Fürstenfeldbruck, ein Jahr vorher war bereits seine Frau Karolina gestorben.

Die Unternehmensentwicklung in den 1920er und 1930er Jahren

Die beiden Söhne Georg jun. und Josef bauten das väterliche Unternehmen in den 1920er Jahren sukzessive aus. Die Wachswaren der Firma Brameshuber gingen in die ganze Welt. Im Jahr 1933 trat Josef Brameshuber der NSDAP bei, sein Bruder Georg konnte sich von der Partei fernhalten. In den Jahren 1931 bis 1941 war die Manufaktur auf der Leipziger Messe vertreten. Im Jahr 1937 erhielt Georg Brameshuber Goldmedaillen auf der Pariser Weltausstellung und im Jahr 1938 auf der Internationalen Handwerksausstellung in Berlin. Ebenfalls im Jahr 1938 zeigte das Unternehmen seine Artikel auf der deutschen Architektur- und Kunsthandwerks-Ausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München. Bis zum Jahr 1943 konnte der Betriebsumsatz erheblich gesteigert werden. In den 1930er Jahren arbeiteten im Manufakturbetrieb bis zu 25 Personen, und die gleiche Anzahl von Menschen arbeitete in der Konditorei und im Café. Unter der Regie des Architekten Adolf Voll entstand eine „Tiroler Weinstube“.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Ende der 1950er Jahre arbeiteten im Betrieb 40 Personen, zum großen Teil ausgebildete Wachsbildnerinnen. Für den Export in die USA bestimmt waren riesige Weihnachtskerzen, die nach einem geschützten Verfahren im Sockel Spieluhren aus der Schweiz eingebaut erhielten. Bis Anfang der 1960er Jahre hielt die Blütezeit des Wachsbetriebes an. Das Café erfreute sich auch in den 1970er und 1980er Jahren noch größter Beliebtheit. Georg Brameshuber jun. war am 17. August 1969 gestorben, seine Ehefrau Maria starb im Jahr 1985 im Alter von 89 Jahren.

 

Dr. Gerhard Neumeier

Stadtarchivar

Hinweis: Die Inhalte stammen aus Texten der im Jahr 2011 vom Stadtmuseum Fürstenfeldbruck (heute: Museum Fürstenfeldbruck) gezeigten Ausstellung „Ganz schön süß“ und aus Beständen des Stadtarchivs.




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