RathausReport März 2021: Die Ärzte im Jahr 1949

In Fürstenfeldbruck gab es im Jahr 1949 18 Ärzte, sieben Zahnärzte und vier Tierärzte. Bei einer Bevölkerungszahl von knapp 12 000 Personen war der Versorgungsgrad der Bevölkerung mit Ärzten als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Die Zahl der Ärzte stieg bis Anfang der 1960er Jahre langsam an. Zu den Ärzten im Jahr 1949 gehörten beispielsweise Franz Bachl, Hans Hiedl, Hildegard Heitmeyer, Ferdinand Königer, Theodor Krausencker, Lorenz Lampl, Franz Lederer, Erna Mayer, Josef Rubenbauer, Hildegard Stanik-Frommelt, Harald Taeger und Franz Wopfner. Zahnärzte waren zum Beispiel Georg Brunner, Thomas Eberle, Franz Eisele, Margarete Häusele, Friedrich Reich und Karl Reißer. Die vier Tierärzte waren Fritz Renner, Hubert Morhart, Viktor Müller und Max Thienel.

Dr. Franz Bachl

Bachl wurde im Jahr 1887 in Pocking, westlich von Schärding, geboren, er erlangte im Jahr 1914 seine Approbation. Er kam im Jahr 1916 von Passau nach Fürstenfeldbruck und war praktischer Arzt in der Schöngeisinger Straße 36, ab dem Jahr 1936 praktizierte er in der Kirchstraße 25. Er war kein Mitglied der NSDAP. Bachl war ab dem Jahr 1956 im Ruhestand und starb im Jahr 1964 in Fürstenfeldbruck.

Dr. Hilde Frommelt

Frommelt stammte aus Sprottau in Oberschlesien, dort wurde sie im Jahr 1911 geboren. Sie studierte in München und legte im Jahr 1936 das Staatsexamen ab. Anschließend machte sie ihre Fachausbildung zur Frauenärztin in der Frauenklinik Chemnitz, in der Frauenklinik Dresden und in der Landesfrauenklinik Gleiwitz, wo sie als Oberärztin tätig war. Im Jahr 1944 kam sie aufgrund von Flucht und Vertreibung nach Bayern, wo sie Vertretungen im Bayerischen Wald übernahm. Im Jahr 1946 wurde Frommelt in Fürstenfeldbruck Assistentin bei Dr. Stöckle, den sie teilweise als Leitende Ärztin vertrat. Im Jahr 1949 ließ sie sich als Gynäkologin in der Polzstraße 3 nieder. Ab dem Jahr 1963 praktizierte sie in der Dachauer Straße 44. Ab dem Jahr 1951 war sie auch Belegärztin am Krankenhaus und versorgte dieses Fachgebiet bis ins Jahr 1977. Sie lebte bis zum Jahr 2002 in Fürstenfeldbruck und starb im Jahr 2004 als Hilde Stanik-Frommelt in Garatshausen am Starnberger See.

Dr. Hans Hiedl

Hiedl kam im Jahr 1912 in Ludwigshafen auf die Welt, im Jahr 1932 ging er nach Passau und im Jahr 1938 bekam er seine Approbation. Vom August 1933 bis zum August 1939 war er SA-Mitglied. Während des Zweiten Weltkrieges war Hiedl im Kriegseinsatz, erst in Polen, danach in Frankreich, in Cherbourg geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. In den Jahren 1949 bis 1985 war er praktischer Arzt in Fürstenfeldbruck und hatte seine Praxis in der Ludwigstraße 10. Hiedl starb im Jahr 1987 in Fürstenfeldbruck.

Dr. Ferdinand Königer

Königer wurde im Jahr 1910 in Hermannstadt in Siebenbürgern in Rumänien geboren. Nach dem Abitur ging er nach Leipzig und kam dann nach München, wo er Medizin studierte und im Jahr 1935 das Staatsexamen ablegte. In den Jahren 1936 bis 1948 war er Assistenzarzt an der Poliklinik in München, ihm Jahr 1948 machte er den orthopädischen Facharzt und zog im Jahr darauf nach Fürstenfeldbruck. Hier übernahm er die Facharztpraxis von dem Orthopäden Dr. Kurt Neumeister, die sich in der späteren Adolf-Kolping-Straße befand. Im Jahr 1957 zog er mit seiner Praxis in ein eigenes Haus in der Feuerhausstraße 3. Im Jahr 1953 stieß er zum Roten Kreuz und war dort Kolonnenarzt. Er kam im Jahr 1972 für die Freien Wähler in den Stadtrat und war bis zum Jahr 1978 Referent für das Krankenhaus, er war auch Mitglied im Kreistag. Königer starb im Jahr 1998.

Dr.Theodor Krausenecker

Krausenecker wurde im Jahr 1900 in München geboren, er studierte vermutlich an der LMU in München und erhielt seine Approbation im Jahr 1927. Anschließend war er praktischer Arzt in München am Karlsplatz, auch während des Zweiten Weltkrieges. Er war nicht Mitglied der NSDAP. Um das Jahr 1950 heiratete er nach Fürstenfeldbruck und eröffnete seine Praxis in der Hauptstraße 5, ab dem Jahr 1959 befand sich seine Praxis in der Feuerhausstraße 13. Krausenecker starb im Jahr 1977 in Fürstenfeldbruck.

Dr. Lorenz Lampl

Lampl erblickte im Jahr 1917 in Hattenhofen das Licht der Welt. Er studierte in München, seine Bestallung erfolgte im Jahr 1947. Bereits im Jahr 1944 leistete er Lazarettdienst bei Belgrad, nach Kriegsende befand er sich in Kriegsgefangenenlazaretten in Greifenberg, St. Ottilien und Fürstenfeld. Danach war er bis zum Jahr 1951 Assistent bei Dr. Stöckle im Krankenhaus Fürstenfeldbruck. In den Jahren 1952 bis 1993 war er praktischer Arzt in der Pucher Straße 60. Lampl war lange Jahre im Stadtrat und im Kreistag tätig, zuerst für die Bayernpartei, dann für die CSU. Bis zum Jahr 1990 war er Kulturreferent der Stadt Fürstenfeldbruck. Er erwarb sich große Verdienste um Kirche und Kloster Fürstenfeld. Lampl starb im Jahr 1993 in Fürstenfeldbruck.

Dr. Franz Lederer

Lederer wurde im Jahr 1873 in Fürstenfeldbruck geboren. Er besuchte Gymnasien in Freising sowie München und studierte ab dem Jahr 1894 an der Universität München. Im Jahr 1905 kam er nach Bruck und ließ sich bei Gastwirt Greif in der Kirchstraße als praktischer Arzt nieder, ebenfalls im Jahr 1905 legte er das bezirksärztliche Examen ab. Im Jahr 1909 stieß er zum Roten Kreuz und wurde Kolonnenarzt. Er nahm als Stabsarzt am Ersten Weltkrieg teil. In den 1930er Jahren war er auch als Gemeinderat aktiv, im Jahr 1937 trat er der NSDAP bei. Lederer starb im Jahr 1949.

Dr. Josef Rubenbauer

Rubenbauer kam im Jahr 1892 in München auf die Welt, er studierte in München und erhielt dort im Jahr 1920 seine Approbation, danach praktizierte er in München in der Augustenstraße. Im Krieg war er Stabsarzt und im Jahr 1937 war er in die NSDAP eingetreten. Ab dem Jahr 1945 war er praktischer Arzt in Fürstenfeldbruck, zunächst in der Kirchstraße 3, ab dem Jahr 1955 in der Bahnhofstraße 1. In den Jahren 1948 bis 1956 fungierte er als Stadtrat für die Bayernpartei, in der zweiten Wahlperiode bekleidete er das Amt des Krankenhausreferenten. Rubenbauer starb im Jahr 1970 in Fürstenfeldbruck.


Nur einer von acht Ärzten war in Fürstenfeldbruck geboren, hier wirkte sich die Tatsache aus, dass es am Ort vor dem Jahr 1945 kein Gymnasium gegeben hat. Die Bedeutung der Ludwig-Maximilians-Universität für die Fürstenfeldbrucker Ärzte als Studienort ist unübersehbar. Auffällig viele Ärzte waren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Kommunalpolitik aktiv, dies zeigt die Attraktivität von Ärzten für die Wählerschaft. Der nicht geringe Anteil der Ärzte, die in der NSDAP Mitglied war, beschreibt auch für Fürstenfeldbruck die Anfälligkeit der Ärzte im Nationalsozialismus.

Dr. Gerhard Neumeier

 




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