RathausReport Juni 2020: Die Bevölkerungsentwicklung 1933 bis 1990

Fürstenfeldbrucks Bevölkerung wuchs im 20. Jahrhundert stark an. Der Verlauf der Bevölkerungsentwicklung sowie deren Ursachen in den Jahren 1933 bis 1990 werden in dieser Ausgabe analysiert.

Der Anstieg der Einwohnerzahl verlief wie folgt:

1933:                             5.944
1939:                             8.798
1946:                           11.258
1950:                           11.620
1955:                           13.225
1960:                           15.949
1965:                           20.378
1970:                           22.936
1975:                           26.671
1980:                           32.325
1985:                           32.750
1990:                           31.040

Die Bevölkerungszahl stieg innerhalb von sechs Jahren, von 1933 bis 1939, um circa die Hälfte an, dies war vor allem auf den Fliegerhorst zurückzuführen. Infolge von Evakuierungen, vor allem aus München, Bayern und Norddeutschland, in den letzten beiden Kriegsjahren, infolge des Eintreffens von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus den ehemaligen deutschen Gebieten wie beispielsweise Schlesien, Pommern oder West- und Ostpreußen, aus der CSR, Polen, Ungarn, Jugoslawien, der Sowjetunion und der Sowjetischen Besatzungszone sowie infolge der Etablierung der amerikanischen Militärregierung und des zeitlich meistens befristeten Aufenthalts von sogenennten „Displaced Persons“ (freigelassene KZ-Häftlinge und ehemalige Zwangsarbeiter unter anderem) stieg die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 1946 auf über 11. 000 Personen. Am Ende der 1940er Jahre hatten die Flüchtlinge und Vertriebenen einen Bevölkerungsanteil von etwa 20 Prozent.

Im Jahr 1952 war Fürstenfeldbruck der 41. größte Ort in Bayern. Bis zum Ende der 1950er Jahre verlief der Bevölkerungsanstieg recht schleppend, eine Ursache hierfür war, dass die Stadt Fürstenfeldbruck zunächst keine und ab der Mitte der 1950er Jahre nur zögerlich neue Industriebetriebe ansiedeln wollte. Zudem bildete die schlechte Wohnungsversorgung bis in die frühen 1950er Jahre ein Wachstumshemmnis. Der Anstieg der Bevölkerungszahl ab dem Jahr 1958 war zum einen auf das sich langsam etablierende und Arbeitskräfte anziehende Industrieviertel nahe des Stadtteils Buchenau, zum anderen auf den sich entspannenden Wohnungsmarkt zurückzuführen.

Die Jahre bis zur Inbetriebnahme der S-Bahn 1972 brachten dann ein stürmisches Bevölkerungswachstum mit sich, die Bedeutung der Pendler nach München kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dieser starke Anstieg der Bevölkerungszahl war vor allem auf Zuwanderungen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, aus der CSR, aus München, aus allen Teilen Bayerns, aus Nordrhein-Westfalen und zu einem geringeren Teil aus allen anderen Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland sowie aus südeuropäischen sowie südosteuropäischen Staaten wie Italien, der Türkei und Jugoslawien zurückzuführen. Der deutsche Staat hatte mit diesen Ländern Anwerbungsabkommen geschlossen, in deren Folge zunächst vor allem junge und alleinstehende Männer in die Bundesrepublik Deutschland kamen. Die nächsten acht Jahre nach dem Anschluss an das S-Bahn-Netz brachten einen nochmals verstärkten Wachstumsschub für die Stadt mit sich.

Auch durch die Gebietsreform im Jahr 1978, also durch die Eingemeindung der bis dahin selbständigen Orte Aich, Puch, Neu-Lindach und eines Teils der Hasenheide, wuchs die Einwohnerzahl Fürstenfeldbrucks an. In der Zeit des sogenannten Wirtschaftswunders und auch danach boomte der gesamte Großraum München. Das große Bevölkerungswachstum seit dem Ende der 1950er Jahre in Fürstenfeldbruck war vor allem auf die im Vergleich zu München relativ günstigen Mieten, und auf die im Vergleich mit München relativ gemäßigten Grundstücks-, Häuser- und Wohnungspreise zurückzuführen. Mit Zeitverzögerung glichen sich die Verhältnisse diesbezüglich jedoch immer mehr an. Auch die häufigeren Arbeitsmöglichkeiten in der Stadt Fürstenfeldbruck im Vergleich zum Landkreis Fürstenfeldbruck spielten für das Bevölkerungswachstum eine Rolle. Von den späten 1960er bis zum Anfang der 1980er Jahre hatten sich in der Stadt einige international agierende mittelständische oder größere Unternehmen beziehungsweise deren Zweigstellen wie die Firma Güntner, die Firma Schleifring oder die Firma Coca-Cola angesiedelt.

Dr. Gerhard Neumeier
Stadtarchivar




zurück zur Übersicht