Wanja Yoga

Der Brucker Fußballplatz war früher da, wo heute das Telekom-Gebäude steht. Der Zugang war von der Pucher Straße aus, am Strixner vorbei. Die Fußballspieler waren alle bekannte Brucker Persönlichkeiten, der Fichtner, der Meier Zame, der Albertshofer …, von uns Kindern hoch verehrt. Der Platz war zwischen der Gärtnerei Wütschner und anderen Grundstücken eingezwängt, so dass zwischen Auslinie und Publikum nur sehr wenig Raum blieb. Daher mussten sich die bedauernswerten Linienrichter ständig, nicht gerade freundliche „Fachkommentare“, von den Stehplatz-Zuschauern anhören. Es soll sogar vorgekommen sein, dass Zuschauer den Linienrichter vom Stehplatz aus festgehalten haben und ihn so an einer Abseits-Entscheidung gehindert haben. Die Spiele wurden sehr häufig unterbrochen, weil der Ball immer wieder entweder zum Wütschner oder zur Molkerei rüber flog – Ersatzbälle gab es damals wohl noch nicht. Da auf der Molkereimauer immer Zaungäste standen, kam der Ball von dort meist schnell wieder zurück, beim Wütschner musste man über den Zaun steigen und zwischen den Gemüsebeeten suchen.

Anfang der 50er Jahre, dann eine Sensation in Bruck: Ein Hypnotiseur namens Wanja Yoga, trat in der Jahnhalle auf. Die Zuschauer mussten ihre Arme hinter dem Kopf verschränken und diejenigen, die sie nach einigen Beschwörungen nicht mehr lösen konnten, wurden vom Meister auf die Bühne geholt. Dort mussten sie sehr zur Gaudi des Publikums, Tiere nachmachen oder steif zwischen zwei Stuhllehnen liegend, als Sitzgelegenheit für Wanja Yoga dienen. Nach der „Entzauberung“ haben sie davon nichts mehr gewusst, einigen bekannten Bürgern war es danach sehr peinlich, weil sie immer wieder auf ihre „Darbietung“ angesprochen wurden.

Und jetzt wieder zum Fußballplatz:

Vor einem Spiel wurde auf dem Platz ein Grab gegraben. Der Wanja Yoga hat sich in einen schwarzen Sarg gelegt, der dann im Grab versenkt und zugeschüttet wurde. Dann lief das Fußballspiel ganz normal darüber hinweg ab. Nach Spielende wurde der Wanja Yoga wieder ausgegraben und der Sarg geöffnet. Ein Brucker Arzt hat den „Toten“ untersucht und nach einiger Zeit verkündet, dass er wieder einen Puls fühlen könne. Dann ist der Wanja Yoga auferstanden und hat sich vom sehr zahlreichen Publikum feiern lassen. Natürlich wurde noch lange gerätselt, wie er das fertig gebracht hat, ohne zu ersticken – von Sauerstofftabletten bis zu einer unterirdischen Luft-Leitung gab es zahlreiche Meinungen. Meine Theorie: Es war ein Trick!

 

Anmerkung der Redaktion: Wanja Yoga trat am 22./23.4.1950 in der Jahnhalle auf.






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