Die Geschichte der Viehmärkte

Die Nutzung und Gestaltung des Viehmarktplatzes sind seit einiger Zeit umstritten. Dies ist der Anlass, auf die historische Entwicklung der Viehmärkte in Fürstenfeldbruck zurückzublicken.

Die Anfänge

Einen Viehmarkt in Fürstenfeldbruck gab es spätestens seit dem späten 18. Jahrhundert. Im Jahr 1793 wurde ein Viehmarkt abgehalten, an zwei Markttagen zu Maria Magdalena und zu St. Thoma. Ferner existierten monatlich zwei einfache Viehmärkte.

Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass es in Bruck im 17. und 18. Jahrhundert keinen Viehmarkt gegeben hat, denn der Ort war Zentrum eines ländlichen Umfeldes. Es gibt jedoch im Stadtarchiv Fürstenfeldbruck keine Quellen, die belegen könnten, dass es im 17. und 18. Jahrhundert schon einen Viehmarkt in Bruck gegeben hat. Im Jahr 1830 wurde der Marktgemeinde Fürstenfeldbruck die Abhaltung von jährlich zwei Vieh-,Flachs- und Landwandmärkten bewilligt, jeweils am Montag vor Fastnacht und am St. Leonhardstag. Im Jahr 1847 wurde der Gemeinde die Abhaltung von monatlich einem Viehmarkt bewilligt. Im Jahr 1854 hieß es in der Viehmarkt-Ordnung im Markt Bruck: „Im Markte Bruck bestehen folgende von der k. Rgg. genehmigte Viehmärkte: Zwei größere Viehmärkte, wovon der eine am Montag vor Faßnacht, der andere am Leonhardstage/: 6. November/ jeden Jahres abgehalten wird; dann noch 12 Monatsmärkte, nämlich an jedem 2. Donnerstag im Monate. … Der Platz, auf welchem die Viehmärkte abgehalten werden, ist für die zwei größten … die Wiese des Bierbrauers Seitz zwischen dem Getreidemagazin und dem Krankenhause, für die Monatsmärkte die Schöngeisinger Straße, wobei zur Herstellung der Ordnung der Polizeidiener beauftragt ist, und wenn dieser nicht hinreichen sollte, so sind die dortigen Bürger und Hausbesitzer Jos. Multerer, Joseph Liebhard, Alphons Sachs, Georg Sefelder, Lorenz Braumüller, Martin Schmied, Jakob Ebers erbötig, den Polizeidiener zu unterstützen. … Der Verkauf auf den genannten Marktplätzen beginnt, sobald das Vieh auf denselben angekommen ist je nach der Jahreszeit … Jeder Verkäufer hat für jedes zu Markt gebrachte Stück Vieh eine Pollete zu lösen, welche bei dem visitierenden Thierarzte in Empfang zu nehmen und hirfür von Rindviech und Pferden eine Gebühr von drei Gulden, von Schweinen, Schafen und Geißen von einem Gulden zu entrichten ist, wogegen Lämmer, Kälber frei sind. … .“ Im Jahr 1860 erließ die Gemeinde erneut eine neue Viehmarktordnung, die besagte, dass die Viehmärkte am Montag vor Fastnacht und am St. Leonhardstag sowie monatlich am zweiten Donnerstag im Monat abgehalten werden sollten. Bis zum Jahr 1880 fanden die Viehmärkte in der Schöngeisingerstraße statt.

Die hohe Zeit der Viehmärkte

Ab dem Jahr 1881 wurde der Viehmarkt teilweise auf den Kapuzineranger verlegt. Im August 1881 beschloss der Magistrat von Fürstenfeldbruck angesichts der erhöhten Bedeutung der Viehmärkte und angesichts der Verkehrsstörungen in der Schöngeisingerstraße, dass dort die Viehmärkte nicht mehr stattfinden könnten. Der Magistrat beschloss, dass der nächste Viehmarkt probeweise am Kapuzineranger abgehalten werden sollte, auf dem Grund des Bierbrauers Mayr. Im Jahr 1882 richtete ein Magistratsrat an den gesamten Magistrat folgende Eingabe: „Die Marktgemeinde Fürstenfeldbruck hält seit vielen Jahren Viehmärkte ab, die Gemeindekasse hat jedoch von den Viehmärkten nur den einen Nutzen, daß sie keine Fleischbeschau-Gebühren zu bezahlen hat, wogegen Unterfertigter folgenden Antrag sich einzubringen erlaubt: Verehrlicher Magistrat möge Anordnungen treffen, daß auch die Gemeindekasse einen direkten finanziellen Nutzen von der Abhaltung der Viehmärkte erhält, ohne daß die jezigen Fleischbeschau-Gebühren … verringert würde. … .“ Der Magistrat von Fürstenfeldbruck erhöhte daraufhin die Gebühren sowohl für große Stücke Vieh (Pferde, Ochsen, Stiere, Kühe und Rinder) als auch für Kleinvieh (Schafe, Ziegen, Schweine, Lämmer und Kitze) auf 20 Mark beziehungsweise auf fünf Mark. Im Jahr 1884 erließ der Magistrat von Fürstenfeldbruck wieder eine ortspolizeiliche Vorschrift zu den Viehmärkten. Im Jahr 1889 erließ das königliche Bezirksamt Bruck eine Vorschrift, die die Abhaltung von Viehmärkten in Bruck untersagte, da es zur Maul- und Klauenseuche gekommen war. In den Jahren nach 1882 wurden die Viehmärkte teilweise auf dem Grund des Brauereibesitzers H. Mayr (Marthabrauerei) abgehalten, im Jahr 1888 beispielsweise gegen eine vierteljährliche Miete von 25 Mark.

Der neue Viehmarktplatz

Im Jahr 1892 kündigte der Brauereibesitzer Mayr der Marktgemeinde Fürstenfeldbruck die Benützung des bisherigen Viehmarktplatzes für das Jahr 1893. Die Marktgemeinde war also gezwungen, sich nach einem neuen Viehmarktplatz umzusehen. Im März 1896 bot der Brauereibesitzer Gerbl dem Magistrat Grundstücke zum Ankauf als Viehmarktplatz an. Es handelte sich erneut um den Kapuzineranger an der Schöngeisingerstraße sowie um den Seitzanger. Ebenfalls im März 1896 beschloss das Collegium der Gemeindebevollmächtigten zur Abhaltung der Viehmärkte, die Offerte des Färbermeisters Alois Sieß, anzunehmen und den Kapuzineranger anzukaufen. An der heutigen Verbindungsstraße zwischen der Schöngeisinger- und Pucher Straße, der heutigen Kapuzinerstraße, lag der Kapuzineranger, benannt nach den Kapuzinermönchen, die dort unter freiem Himmel ihre Volkspredigten abgehalten hatten. Im April 1896 erklärte Sieß, dass er vor etwa acht Jahren eine Wiese im Kapuzineranger mit 2,29 Tagwerk um den Preis von 50 Mark pro Dezimal der Gemeinde angeboten habe und dass er nun diese Weise zum Gesamtpreis von 10.000 Mark anbiete. Im März 1896 bot der Gastwirt August Hirschauer eine Wiese von 0,975 Hektar um den Preis von 30 Mark pro Dezimale Grund an. Die Marktgemeinde Fürstenfeldbruck erhielt also mehrere Angebote für einen neuen Viehmarktplatz.






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