Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Tiefbau vom Oktober 2023 - Teil 2

Planung für Verbindungsachse im Brucker Westen geht weiter

Der Straßenzug vom Kreisverkehr am Kurt-Huber-Ring bis zur Kreuzung Landsberger Straße ist eine der wichtigsten Verbindungsachsen im Brucker Westen. Das erste Teilstück der stark frequentierten Route wurde bereits ausgebaut. Jetzt soll der weitere Streckenverlauf ab der Einmündung Am Pöglschlag neu geplant werden. Die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Tiefbau diskutierten Anfang Oktober über die von einem Fachbüro erarbeitete Feinuntersuchung, die als Grundlage für die weitere Planung dienen soll.

Vorgelegt wurde ein Konzept für die Straßenraumaufteilung entlang der Strecke Am Sulzbogen, Richard-Higgins- und Heimstättenstraße. Das Untersuchungsgebiet wurde in vier Abschnitte eingeteilt. Dabei hat sich das Gremium im Abschnitt zwischen dem Geisinger Steig und der Einmündung Rothschwaiger Straße nach kontroverser Diskussion für eine Variante mit maximalen Baumerhalt, gegebenenfalls unter Verlust von Stellplätzen, entschieden. Im Zuge der Objektplanung muss dies nun genauer auf die Umsetzbarkeit geprüft werden. Beschlossen wurde zudem, dass externe Experten sich um die Bürgerbeteiligung kümmern werden. Wünsche und Anregungen der Anlieger sollen ermittelt werden und dann ebenfalls einfließen.

Ziel der Feinuntersuchung war es, alle Verkehrsteilnehmer möglichst durchgängig und einheitlich zu führen. Weitere Themen waren die Begrünung des Straßenraums, Barrierefreiheit, ÖPNV, Mobilitätsstationen oder Parkmöglichkeiten. Die vorgeschlagenen Lösungen sind im weiteren Verfahren aber noch genauer zu untersuchen. Ein Problem ist, dass die Route in Teilen nicht sehr breit ist. Die Neugestaltung beschränkt sich dabei auf den verfügbaren öffentlichen Grund. Laut Verwaltung soll jeglicher Grunderwerb vermieden werden. Zumal sich entsprechende Verhandlungen ohnehin meist zeitaufwändig und extrem schwierig gestalten.

Vor der Realisierung des Projekts sollen auch die Belange der Grundschule, der Kindergärten, der Kirchen und weiterer Betroffener betrachtet und bestmöglich berücksichtigt werden, heißt es in  der Sitzungsvorlage. Einige betroffene Akteure waren bereits im Rahmen der Feinuntersuchung eingebunden. Hingewiesen wurde darüber hinaus auf die Hilfsfrist der Feuerwehr, zumal die Strecke die Haupteinsatzroute Richtung Buchenau darstellt.

In der Diskussion verwies Thomas Brückner (Grüne) auf die Stellungnahme des Brucker Verkehrsforums und beklagte eine Planung zu Lasten der Fußgänger. Er setzte sich für eine gerechte Straßenraum-Aufteilung und bei Bedarf entsprechenden Grunderwerb ein. Von Grunderwerbsverhandlungen rieten Stadtbaurat Johannes Dachsel und OB Christian Götz (BBV) jedoch ab. Vorhandener Baumbestand sollte laut Brückner möglichst erhalten werden. Alexa Zierl (ÖDP) hatte zwar vor allem den Radverkehr im Blick, doch auch sie monierte, dass auf Kosten der Fußgänger geplant werde. Dies sei ein No-Go. Durchsetzen konnte sie sich mit ihrem Vorschlag, den Radschutzstreifen durchgängig einzufärben. Um allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden, hätte sie sich außerdem ein Einbahnstraßen-System gewünscht. Dachsel erinnerte daran, dass dies im Verkehrsentwicklungsplan nicht vorgesehen sei. Daher müsse man mit dem vorhandenen Platz bestmöglich zurechtkommen. Es sei immer alles ein Kompromiss, ergänzte Götz. „Man kann nicht immer alle glücklich machen“, meinte auch Jan Halbauer (Grüne). Er plädierte jedoch dafür, mutig zu sein und Parkraum zugunsten von Radfahrenden und  Fußgängern massiv zu reduzieren. Mit den Parkplätzen würden aber auch die begleitenden Bäume dazwischen verschwinden, so der Hinweis von Dachsel.

Feuerwehrreferent Andreas Lohde (CSU) betonte, dass die Straße derzeit „alles andere als ein Aushängeschild“ sei. Daher sollte auf der vorliegenden Grundlage weitergearbeitet werden. Gleichzeitig sprach er den möglichen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich vor dem dann neu gestalteten AEZ an und betonte, dass die Hilfsfrist der Feuerwehr einzuhalten sei. Lohde schlug zudem vor, im Bereich von Engstellen auf eine separate Radführung zugunsten der Fußgänger zu verzichten. Radler könnten im Mischverkehr fahren. Georg Stockinger (FW) fragte nach den Kosten. Dies sei nicht Bestandteil des Auftrags gewesen, betonte Sachgebietsleiter Daniel Walleit.

Sturzflut-Risikomanagement: Zwischenbericht liegt vor

Weltweit haben Wetterextreme in den vergangenen Jahren zugenommen. Durch den Klimawandel kommt es auch in Bayern vermehrt zu lokalem Starkregen. Die Folge können Sturzfluten sein. Durch ihr plötzliches, unvorhersehbares Auftreten steigt die Gefahr von großen Schäden in den Siedlungsgebieten. Auch in Fürstenfeldbruck gibt es Bereiche, die in so einem Fall betroffen wären. Dies geht aus dem Zwischenbericht des von der Stadt mit der Erstellung eines Sturzflut- Risikomanagements beauftragten Ingenieurbüros hervor. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Tiefbau präsentiert. Das endgültige Konzept soll im Frühjahr 2024 vorliegen.

Ziel des Projekts ist es, ein Risikobewusstsein für Sturzfluten zu schaffen und örtlich spezifische Maßnahmen zu erarbeiten. Möglichkeiten zur Vermeidung, Vorsorge, Ereignisbewältigung und Nachsorge sollen aufgezeigt werden. Um den Kommunen bei dieser Aufgabe unter die Arme zu greifen, hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ein Förderprogramm aufgelegt. Der Zuwendungssatz liegt bei 75 Prozent der anfallenden Kosten. Die Stadt hat bereits im November 2019 die entsprechende Bewilligung erhalten. Das im Jahr 2022 beauftragte Ingenieurbüro hat inzwischen die Bestandsanalyse und die Gefahrenermittlung abgeschlossen.

Wie Projektleiter Ralph Prediger erläuterte, ist nicht nur entlang der Amper mit Gefahren durch Sturzfluten zu rechnen. Grundlage der Berechnungen für das gesamte Stadtgebiet waren Niederschläge verschiedener Jährlichkeiten (30, 50, 100 und extrem) mit einer Dauer von einer Stunde. Zumal bei solchen Ereignissen das Kanalsystem durch unkontrolliert abfließendes Wasser überlastet ist. Bei der Bestandserhebung stützte sich das Ingenieurbüro unter anderem auf die Auswertung von topografischen Karten und digitalen Geländeinformationsdaten wie etwa eine Laserscanbefliegung, in denen beispielsweise auch Gräben oder Dämme verzeichnet sind.

Berücksichtigt wurden auch Gegebenheiten wie etwa Gebäude, Mauern, Unterführungen und sonstige Infrastrukturen. Auf dieser Basis entstand ein digitales, hydraulisches Stadtmodell. Davon ausgehend wurden verschiedene Karten zur Darstellung der Ergebnisse generiert. Diese geben Hinweise auf die zu erwartenden Wassertiefen, Fließgeschwindigkeiten und die auftretenden Strömungen.

In der Sitzung wurden dann auch ausgewählte Karten gezeigt und erläutert. Im Blick hatten die Experten vor allem neuralgische Punkte wie etwa das Krankenhaus, Kindergärten, Seniorenheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Schulen, Bibliothek, Museum oder die kommunale Verwaltung. Die Erstanalyse lässt bereits Rückschlüsse auf gefährdete Gebäude zu. In der Innenstadt wäre beispielsweise das AWO-Seniorenzentrum am Niederbronnerweg betroffen. Oder die Kreisklinik: Über die Rampe würde Wasser von der Straße über den abgesenkten Bordstein in den Hof laufen und sich dort stauen. Ähnliche Szenarien könnte es bei einer Sturzflut unter anderem in den Bereichen Krebsenbach/Unterführung B 2, Tulpenfeld oder am Bahnhof Buchenau geben. Ansonsten seien insbesondere Tiefgaragen und tiefer liegende Gebäudeteile kritische Zonen. Auch in den Ortsteilen sei bei einem solchen Ereignis mit Problemen zu rechnen. Demnach sind Teile von Aich und dabei vor allem die Dorfstraße aufgrund der Tallage gefährdet. In Puch könnte laut der ersten Analyse Wasser, das von der B 2 kommt, für Überflutungen  sorgen. In Lindach wäre möglich, dass ein aktuell trockener Graben zu einem reißenden Bach wird, wie Prediger ausführte.

Feuerwehr, Katastrophenschutz sowie das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung wurden vorab von den Ergebnissen der Erstanalyse informiert. Außerdem sollen diese auch den Brucker Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht sowie in der Bauleitplanung berücksichtigt werden.  In einem nächsten Schritt soll das Planungsbüro damit beginnen, konzeptionelle Maßnahmen zum Schutz vor Starkregenereignissen im Rahmen der kommunalen Überflutungsvorsorge zu erarbeiten. Vorab war es jedoch seitens der Stadt erforderlich, ein Schutzziel zu beschließen. Die Verwaltung hat dem Ausschuss das 30-jährliche Regenereignis als Parameter empfohlen. Dies schien Alexa Zierl (ÖPD) jedoch nicht ausreichend. Sie plädierte dafür, das 50-jährliche oder das 100-jährliche Ereignis festzulegen. Prediger betonte, dass kritische Stellen und Gebiete bereits auf Basis des 30-jährlichen Ereignisses identifiziert werden können. Letztlich fand der Vorstoß der Klimaschutzreferentin keine Mehrheit. Beschlossen wurde vielmehr, dass für Szenarien mit noch größeren Regenmengen im Rahmen des Konzepts ein Krisenmanagement zur Begrenzung der zu erwartenden Schäden ausgearbeitet werden soll.

Andreas Lohde (CSU), Referent für Feuerwehr und Katastrophenschutz, regte an, den Hochwasseralarmplan um die gewonnen Erkenntnisse zu ergänzen. Jan Halbauer (Grüne) stellte fest, dass es an manchen Stellen wie etwa der Rampe an der Kreisklinik zu einem Zielkonflikt zwischen Barrierefreiheit und Hochwasserschutz kommt. Hans Schilling (FW) sprach von einer „guten Grundlage“. Mit Blick auf Neubaugebiete wie dem am Krebsenbach fragte er aber nach möglichen Auflagen. OB Christian Götz (BBV) betonte, dass die Informationen auch künftigen Bauwerbern vorgelegt werden sollen. Laut Stadtbaurat Johannes Dachsel habe man damit aber keine Rechtsgrundlage für Bauverbote.




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