Theaterspielgruppe der Oberrealschule Bruck

Am 1. Dezember 1947 richtete die Oberrealschule München-Pasing auf Druck der Eltern im ehemaligen Gasthof Bichlerbräu in Bruck (Hauptstraße 14 –heute Fielmann) eine Zweigstelle ein. Den Kindern sollte die zeitaufwändige und gefährliche Zugfahrt der damaligen Zeit erspart werden.

Zum Leiter der Zweigstelle wurde Dr. Hans Lindemann bestellt. Es begann mit den ersten drei Klassenstufen (heute 5, 6 und 7). Ab dem Schuljahr 1948/49 kam jeweils eine weitere Klassenstufe hinzu. Den Gründungsschülern blieb also auch weiterhin die Zugfahrt nach Pasing oder München erspart. Bei der überschaubaren Schülerzahl kannten die Lehrer und auch Dr. Lindemann ihre Zöglinge. Es bestand noch eine echte persönliche Beziehung zwischen Lehrern und Schülern.

In der ersten Hälfte des Jahres 1949 fiel unserem Leiter Dr. Lindemann das bebilderte Drehbuch für ein altbayerisches Krippenspiel in die Hände. Es gefiel ihm so, dass er beschloss, dieses mit seinen Schülern zum Weihnachtsfest aufzuführen. Dazu berief er die für die einzelnen Rollen ausgesuchten Schüler in die Theatergruppe der Schule. Mir fiel die Rolle des heiligen Josef zu. In den Sommerferien sollten wir unsere Rollen lernen, denn bald danach begannen bereits die Proben. Unser Theatersaal war die Kegelbahn im Keller des ehemaligen Gasthauses. Dort fand auch die Premiere statt. Sie fand so großen Anklang, dass wir gebeten wurden das Stück bei der Seniorenweihnachtsfeier der Stadt im Saal des Gasthauses zum Jungbräukeller zu wiederholen. Dort gab es eine richtige Bühne, erhöht über dem Zuschauerraum. Auch war hinter der Bühne viel Platz zum Umkleiden und Warten auf den Auftritt. Da aber geschah nun etwas Außerplanmäßiges. Während wir (Josef, Maria und andere) bis zum Auftritt der Hirten spielten, kamen die hinter der Bühne Wartenden an Alkohol und genossen diesen mehr, als ihnen gut tat. Bei ihrem Einsatz kamen sie wankend auf die Bühne. Ihr Sprecher, der uns die Gaben darbieten sollte, sprach lallend im bayerischen Dialekt: „Wir bringen euch Mus, dass ihr euch eine Milch kochen könnt“. Zur Anbetung fielen sie etwas unsanft auf die Knie. Das Lachen im Saal zeigte uns, dass der Sprechfehler erkannt wurde und die Zuschauer sich darüber amüsierten. Es hätte auch keine Nachwirkungen gehabt, wenn nicht meine Mutter mit mir und einem befreundeten Ehepaar an einem Weihnachtstag die, dem Saal angeschlossenen Gaststätte zum Mittagsmahl aufgesucht hätte. Bei der Unterhaltung meiner Begleiter mit der ihnen bestens bekannten Bedienung, fiel auch das Stichwort „Weihnachtsspiel der Oberrealschule im rückwärtigen Saal“. Sie lachte und meinte die Spieler seien Heuchler gewesen. Auf der Bühne stellen sie das heilige Geschehen in Bethlehem dar und hinter der Bühne saufen und poussieren sie was das Zeug hält. Auf die strafenden Blicke meiner Mutter konnte ich nur stammeln: „Ich war ja als Josef ständig auf der Bühne“. Mein Glück.

Im folgenden Jahr studierten wir das Stück „Der eingebildete Kranke“ von Molière ein. Die Aufführungen fanden dann nach den Sommerferien statt. Diesmal spielten wir in unserem Theatersaal, im Freien vor dem Weiherhaus und in der Jahnhalle. Auch diesmal trat ein Malheur bei mir auf. In den Ferien war ich mit Freunden am Ammersee. Aus Übermut kletterte ich dort auf einen Baum, stürzte aber vor Erreichen des Gipfels ab und fiel bis auf den letzten starken Ast durch. Der bremste meinen Sturz, drückte mir aber einige Rippen ein. Das hatte natürlich für längere Zeit eine erhebliche Beeinträchtigung meiner Bewegung und Atmung zur Folge. Trotzdem spielte ich, wenn auch unter großen Schmerzen, die Rolle dieses cholerischen und aufbrausenden alten Mannes bis zum Ende der Spielzeit.

Es war das letzte Stück unserer Theatergruppe. Sie löste sich mit dem Wechsel von Dr. Lindemann ins Max Gymnasium München auf.






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