Mai 2015 - Das Bauamt im Jahr 1948

Das Bauamt im Jahr 1948
 
Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in Fürstenfeldbruck in nicht geringem Umfang gebaut. Heute soll es deshalb um die Aktivitäten des Städtischen Bauamtes im Jahr 1948 gehen.
 
Fürstenfeldbruck 1948
Im Jahr 1948 gab es eine Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen. Die Währungsreform gilt als Beginn und eine der Hauptursachen des wirtschaftlichen Aufstiegs in der entstehenden Bundesrepublik Deutschland.
Die Währungsreform hatte weitreichende Folgen für die Haushalte, die Unternehmen und den entstehenden Staat.
 
In Fürstenfeldbruck wohnten im Jahr 1948 knapp 12000 Menschen. Die Entnazifizierung war zum größten Teil abgeschlossen. Die Kommunalwahl im Frühjahr des Jahres 1948 ergab ein politisches Patt zwischen SPD und CSU, im Vergleich zur Kommunalwahl des Jahres 1946 hatte die CSU stark verloren, Gewinner dieser zweiten Kommunalwahl nach dem Krieg war die erstmals in Fürstenfeldbruck angetretene Bayernpartei. Die 21 Stadträte wählten Michael Neumeier sen. (SPD) zum Ersten Bürgermeister, Zweiter Bürgermeister wurde Leonhard Plonner (CSU). Der Referent für das Siedlungswesen war der Ingenieur Alfred Wolf.
Seit kurzem hatte die Stadt einige Klassen der Oberrealschule im Bichlerbräu an der Hauptstraße und damit die erste Höhere Schule in ihrer Geschichte. Es herrschten beengte Wohnverhältnisse, dies hatte mehrere Gründe. Zum einen mussten fast 2000 Flüchtlinge, vor allem aus dem Sudetenland und aus Schlesien, aufgenommen werden, zum anderen hatte die amerikanische Besatzungsmacht viele Wohnungen für sich requiriert und zum dritten war der Wohnungsbau im Zweiten Weltkrieg praktisch zum Erliegen gekommen. Es herrschte also ein Angebots- und ein Nachfragestau.
Vordringlich mussten also jetzt schnell Wohnungen gebaut werden, hierfür mussten die Baugenehmigungen zügig erteilt werden. In der Nachkriegszeit existierte jedoch ein Mangel an Baumaterialien, oftmals musste deshalb mit Provisorien gearbeitet werden. Die Ernährungssituation in Fürstenfeldbruck war angespannt, aber nicht dramatisch, desgleichen die Bekleidungsfrage. Im Jahr 1948 gab es in Fürstenfeldbruck insgesamt 609 Unternehmen, vor allem Handwerksbetriebe und Einzelhandlungen. Größere Bauunternehmen am Ort waren die Unternehmen von Hans Sitzmann, Leo Hoch, Kaspar Hofmeier und Sebastian Unkmeier, die Besitzer von größeren Bau- und Möbelschreinereien waren beispielsweise Gustav Danke und Max Engelhardt. Der Leiter der Bauhandwerksinnung war Obermeister Anton Hoch.
 
Das Bauamt
Der Leiter des Stadtbauamtes von Fürstenfeldbruck im Jahr 1948 war Herr Grischy, das Stadtbauamt befand sich im heutigen Standesamt. In diesem Jahr bestand das Bauamt nur aus einigen wenigen Mitarbeitern, doch die Aufgaben waren sehr umfangreich, denn das Bauamt hatte zum damaligen Zeitpunkt fast ebenso viele Tätigkeiten zu erfüllen wie heute. Für alle zu erbauenden Wohnungen mussten beispielsweise Baugenehmigungen erteilt werden, desgleichen für neu erbaute Geschäftshäuser und der Straßenbau musste bewerkstelligt werden. Wohnungen wurden damals vor allem im Westen der Stadt gebaut, der Straßenbau verteilte sich auf das ganze Stadtgebiet. Die Verbesserung der Infrastruktur war eine entscheidende Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen und der Privatpersonen. Im Jahr 1948 wurden durch das Stadtbauamt 122 Baupläne bearbeitet und dem Bauausschuss vorgelegt. Zudem wurden in dieser Zeit 86 Wohnsiedlungsanträge bearbeitet. Laufende Kanalanschlüsse, Kanalaufnahmen, Grundstücksvermessungen und Messungsanträge wurden ausgeführt.
Beim Stadtbauamt waren zwei Angestellte, ein Vorarbeiter und 20 Stammarbeiter beschäftigt. Während des Neubaus des Waldfriedhofes wurden durchschnittlich acht bis zehn Strafgefangene eingesetzt. Für die Straßeninstandsetzung waren auf die Dauer von drei Monaten weitere sechs Hilfsarbeiter beschäftigt.
Im Einzelnen wurden folgende Arbeiten verrichtet. Folgende Straßen wurden instand gesetzt: Die Maisacherstraße, die Augsburgerstraße, die Hauptstraße, die Münchnerstraße, die Bahnhofstraße, die Fürstenfelderstraße, die Pucherstraße, die Aicherstraße, die Landsbergerstraße, die Kapuzinerstraße, die Viehmarktstraße, die Schöngeisingerstraße und die Dachauerstraße, mit einer Gesamtlänge von 8,5 km und einer Straßenfläche von 71 800 qm. Hierzu wurden insgesamt 44000 kg Heißteer und 248 cbm Splitt benötigt. An 85 Arbeitstagen wurden bei täglichem Einsatz von 10 Arbeitern insgesamt 850 Tagschichten mit 6840 Arbeitsstunden geleistet. Für den Straßenunterhalt wurden insgesamt 19195 DM ausgegeben. Instandgesetzt wurden außerdem die Anlage in der Augsburgerstraße, die Anlage beim Marthabräuweiher, bepflanzt wurden die Kapellenstraße, die Kapuzinerstraße, der Bahnhofweg und die Bahnhofstraße, der Alte Rathausgarten, der Vorplatz in der Knabenschule, der Platz vor dem neuen Rathaus (Stadtbrunnen) und das Stadtdenkmal an der Landsbergerstraße. Die Gesamtkosten hierfür betrugen 9015 DM, es wurden 4100 Arbeitsstunden geleistet. Gärtnerische Arbeiten auf dem Waldfriedhof, der Feuerhausanbau, der Wohnungseinbau in das Kalbhaus, Arbeiten im Wirtschaftsgebäude des Josefstifts, die Instandsetzung der Jahnhalle sowie weitere Arbeiten an der Volksschule, am Krankenhaus, am Schlachthof, an der Oberrealschule, an städtischen Wohngebäuden und der Holzeinschlag in den städtischen Waldungen waren weitere Leistungen des Bauamtes Fürstenfeldbruck.
 
Fazit
Das Stadtbauamt Fürstenfeldbruck vollbrachte im Jahr 1948 eine Vielzahl von Leistungen. Diese waren für die Entwicklung des modernen Fürstenfeldbruck unverzichtbar. Diese Leistungen sind angesichts der leeren Stadtkassen umso höher einzuschätzen.