Juni 2015 - 50 Jahre St. Bernhard

50 Jahre St. Bernhard

Im Jahr 1965 wurde die Stadtpfarrei St. Bernhard errichtet, nachdem bereits ein Jahr zuvor die Pfarrkirche im Brucker Westen fertig gestellt und eingeweiht worden war. Diese Pfarrgemeinde im Westen von Fürstenfeldbruck hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich.

Die Vorgeschichte

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wuchs Fürstenfeldbruck zunächst langsam und mit Beginn der 1960er Jahre stark an. Vor allem der Westen der Stadt entwickelte sich rapide. Die nach Fürstenfeldbruck kommenden Flüchtlinge und Heimatvertriebene siedelten sich vor allem im Westen und im Südwesten des Ortes an. Die Bewohner im Westen der Stadt waren beispielsweise im Jahr 1958 zu 80 Prozent Arbeiter. Bereits im Jahr 1951 wies der damalige Stadtpfarrer von St. Magdalena, G.R. Dr. Martin Mayr, das Erzbischöfliche Ordinariat auf die Stadtentwicklung in Fürstenfeldbruck hin. Zu Beginn des Jahres 1952 erwarb das Erzbischöfliche Ordinariat vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds südlich der Klosterkirche ein Grundstück, auf welchem für den künftigen Kuraten ein Wohnhaus durch die Firma Hoch errichtet wurde. Am 1. Mai 1953 wurde die Pfarrkuratie errichtet. Pfarrkurat wurde Wilhelm Bayerl, bisher Benefiziat in Esting. Wilhelm Bayerl wurde am 3. Mai 1909 in Obereichstätt im Altmühltal geboren und am 5. Mai 1935 in Freising zum Priester geweiht. Bereits ein Jahr später wurde schon darüber diskutiert, in der Siedlung Buchenau eine Kirche zu bauen. Im März 1956 beschloss die Kirchenverwaltung, kein Kirchgeld zu erheben, da in diesem Gebiet größtenteils arme Menschen lebten. Im Mai 1958 errichtete das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising eine selbständige rechtsfähige Stiftung unter dem Namen katholische Filialkirchenstiftung St. Bernhard. Der Zweck dieser Stiftung war die Sammlung von Geldmitteln zum Bau und zur Erhaltung der künftigen Kirche St. Bernhard von Fürstenfeldbruck. Ebenfalls im Jahr 1958 erstellte Wilhelm Bayerl einen Seelsorgebericht für die zurückliegenden Jahre. Er beschrieb, wie problematisch es sei, von Fürstenfeld aus in den drei geographisch getrennten und teilweise relativ weit voneinander entfernten Wohngebieten (Brucker Westen, Siedlung Buchenau, Klosterareal) ein Gemeindeleben aufzubauen. Er wies auch auf den schwachen Kirchenbesuch hin. Am 1. August 1958 wurde Johann Kögl Pfarrkurat. Er setzte sich sofort nach der Übernahme seines Amtes für den Bau des Pfarrzentrums St. Bernhard ein. Im Mai 1960 machte die Kirchenverwaltung der Pfarrei St. Magdalena Druck in Sachen Kirchenbau St. Bernhard, es wurde nicht nur auf den expandierenden Wohnungsbau im Brucker Westen, sondern auch auf den niedrigen Kirchenbesuch in Fürstenfeld hingewiesen. Am 18. März 1960 erhielt der Münchner Architekt Franz Berberich den Auftrag zum Bau der Pfarrkirche St. Bernhard. Im Jahr 1960 wurde die Katholische Volksschule Fürstenfeldbruck-West an der Richard-Higgins-Straße eingeweiht, der Pfarrkurat und eine Seelsorgehelferin gaben dort Religionsunterricht. Im Mai 1962 wurde dann der „Katholische Kirchenbauverein St. Bernhard Fürstenfeldbruck e.V.“ gegründet, er sollte Mittel zur Förderung, Instandhaltung und Ausstattung der Pfarrkirche St. Bernhard sammeln. Seit dem Jahr 1961 veränderte sich die Bevölkerungsstruktur im Westen der Stadt erheblich, da die Bundeswehr Wohnungsbauten für ihre Angestellten und Soldaten errichtete. Die Zahl der Kuratieangehörigen stieg in dieser Zeit von 3300 auf rund 5200 an, davon waren immer noch rund 70 Prozent Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Im Juli 1963 wurde das neue Pfarrheim fertig gestellt.

Die Errichtung von St. Bernhard

Am 20. September 1963 wurde im Brucker Westen das Richtfest für die künftige Pfarrkirche gefeiert. Vier Wochen später fand die Grundsteinlegung für die Pfarrkirche St. Bernhard statt. Der Grundriss der Kirche zeigt, dass der Raum für die Gemeinde ein nahezu regelmäßiger Zentralbau ist. Mit dem Altarraum bildet er ein unregelmäßiges Sechseck. Am 23. August 1964 wurde die Kirche von Erzbischof Julius Kardinal Döpfner geweiht. Bei der Weihe des Altars wurden die Reliquien der Heiligen Irenäus und Theophilia in die Altarplatte eingemauert. Erzbischof Döpfner sagte in seiner Predigt: „Im Vergleich zur herrlichen Barockkirche Fürstenfeld, die im Vorjahr bei der 700-Jahr-Feier so sehr im Blickwinkel der Öffentlichkeit stand, führten die modernen Kirchen wie St. Bernhard, auf das Wesentliche hin, es gibt keine Ablenkung ..“. Bei der St. Bernhard-Kirche gibt es einen verborgenen Raum, eine Unterkirche, in die man über eine Treppe beim Sakristeieingang gelangt. Hier stand der Taufstein. Am 8. Mai 1965 firmte Erzbischof Döpfner die ersten 71 Jugendlichen in St. Bernhard. Am 28. Mai 1965 beurkundete der Münchner Erzbischof: „Die bisherige Pfarrkuratie Mariä Himmelfahrt in Fürstenfeld, Dekanat Fürstenfeldbruck, habe ich mit Wirkung vom 1. Juni 1965 zur selbständigen Stadtpfarrei St. Bernhard erhoben. Zu ihrem ersten Pfarrer ernenne ich den Hochwürdigen Herrn Johann Kögl, bisher Pfarrkurat daselbst und verleihe ihm die Pfarrei mit Wirkung vom 1. Juli 1965“. Am 1. Oktober 1965 erhielt die Pfarrei aufgrund der gestiegenen Bevölkerungszahl einen Kaplan, es war der Neupriester Kurt Winter. Am 10. Oktober 1965 wurden erstmals in St. Bernhard die Gottesdienstbesucher gezählt, nimmt man die vier Messen zusammen, kam man auf die Summe von 1042 Menschen, d. h. von den angemeldeten 5686 Katholiken im Gebiet der Pfarrei, gingen also 18,3 Prozent zum Sonntagsgottesdienst.

Die Entwicklung nach 1965

Zu Beginn des Jahres 1967 zählte die Pfarrgemeinde 6091 Mitglieder, es waren zum einen Angehörige der Bundeswehr sowie zivile Angestellte und Facharbeiter am Fliegerhorst. Der andere Teil war vorwiegend in Gewerbe und Industrie tätig, wovon mehr als die Hälfte nach München pendelte. Zudem zogen immer mehr Menschen aus allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland zu. Stadtpfarrer Kögl war bis zum Jahr 1973 tätig, in den Jahren 1973 bis 1983 war Stefan Schrautmeier Pfarrer, in den Jahren 1983 bis 1987 war Thomas Schwaiger Pfarrer, im Zeitraum von 1987 bis 2004 übte Herbert Ziegenaus dieses Amt aus, in der Interrimszeit 2004 – 2005 war Wolfgang Bischof Pfarradministrator, in den Jahren 2005 bis 2010 war Martin Bickl der zuständige Pfarrer und seit dem Jahr 2010 ist Albert Bauernfeind Leiter des Pfarrverbandes Fürstenfeld, dem auch die Pfarrei St. Bernhard angehört. In den Jahren 1966 bis 1983 stieg die Zahl der Pfarreimitglieder von 6091 auf 9500 stark an, im Jahr 1993 wurde mit 9881 Pfarreimitgliedern der bisherige Höchststand erreicht, seitdem sank und sinkt diese Zahl wieder, bis auf 6110 im Jahr 2014. Die Zahl der Kirchgänger an einem Sonntag im Frühjahr und im Herbst sank dramatisch ab. Die Gründe hierfür lagen zunächst in der Umstrukturierung durch die Errichtung des Pfarrverbandes und der damit verbundenen teilweisen Umschichtung des Gottesdienstbesuches, jedoch auch in der Katholischen Kirche selbst. Abgesehen vom momentanen Papst in Rom, waren seine beiden Vorgänger in theologischer, dogmatischer und praktischer Hinsicht äußerst konservativ, dies förderte nicht immer die kirchlichen Bedürfnisse der Katholiken in Deutschland. Innerkirchlich kam hinzu, dass die Katholische Kirche in Deutschland in den letzten Jahrzehnten immer wieder durch diverse Skandale auf sich aufmerksam machte. Gleichzeitig war und ist der „Zug der Zeit“ gegen die Katholische Amtskirche. Seit den 1960er Jahren entwickelten sich in Deutschland immer mehr hedonistische und materialistischere Mentalitäten. Seit den 1990er Jahren schienen und scheinen die technologischen Entwicklungsschübe, beispielsweise Internet oder Smart-Phone usw. die Menschen mehr in ihren Bann zu ziehen als die Angebote der Katholischen Kirche, zumal jüngere Menschen.
 

Hinweis: Dieser Artikel ist in seinen historischen Aussagen eine Zusammenfassung des im Juli 2015 erscheinenden Buches von Friedrich Deschauer „Chronik der Pfarrgemeinde St. Bernhard Fürstenfeldbruck“.

 




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