Juni 2014 -Der Fliegerhorst in der NS-Zeit
Vorbereitungs- und PlanungsphaseBau und Struktur des StandortesStadtverwaltung und FliegerhorstDer Fliegerhorst im Zweiten WeltkriegFazitDer ab Mitte der 1930er Jahr errichtete Fliegerhorst beeinflusste seither die Stadtentwicklung Fürstenfeldbrucks maßgeblich. Sowohl in der NS-Zeit als auch in der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre war der Fliegerhorst der größte Arbeitgeber am Ort. Heute soll die Gründungsgeschichte des Fliegerhorstes in der NS-Zeit dargestellt werden.
Vorbereitungs- und Planungsphase
Ab dem Jahr 1933 wurden in der NS-Diktatur zahlreiche Fliegerhorste in ländlichen Regionen, die gleichzeitig im Bereich von Rüstungszentren lagen, errichtet. In den 1930er Jahren entstanden in Deutschland insgesamt 13 Luftkriegsschulen, eine davon wurde ab dem 1. Oktober 1937 in Fürstenfeldbruck gebaut. Seit dem Jahr 1934 versuchte eine Tarnorganisation, die Deutsche Luftverkehrs- und Handelsaktiengesellschaft (Delhag), im Gebiet südlich der Bahnlinie München-Augsburg Grundstücke zu erwerben. Es gab Proteste von Bauern aus Maisach und Fürstenfeldbruck gegen die Enteignung ihrer Grundstücke. Die Anwohner des späteren Fliegerhorstes wurden durch die Gestapo überprüft. Bald begann der Bau des Fliegerhorstes
Bau und Struktur des Standortes
Die Luftkriegsschule war ein militärisches Prestigeobjekt in Bayern. Verantwortlich für den Bau der Luftkriegsschulen war der Ministerialrat Dr. Ernst Sagebiel (1892 – 1970), der auch als Schöpfer des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin sowie der Flugplätze Berlin-Tempelhof, München-Riem, Stuttgart und Wien galt. In Fürstenfeldbruck plante Sagebiel selbst die Repräsentationsbauten, Robert Roskothen, ein Schüler der Bayerischen Postbauschule von Robert Vorhoelzer, hatte die Bauleitung und Planungsaufsicht und war für die Lehr- und Unterkunftsbauten zuständig.
Es war notwendig, die Luftkriegsschulen infrastrukturell autark zu errichten. Hierzu gehörte eine eigene Wasser- und Energieversorgung, ein entsprechender Anschluss an das Straßen- und Eisenbahnnetz sowie eigene Instandsetzungs- und Wartungshallen. Für den Flugbetrieb entstanden mehrere Flugzeughallen und eine große Rüsthalle. In Fürstenfeldbruck wurden nicht einzelne kleine Gebäude, sondern mehrere große zusammenhängende Komplexe mit hofartigen Antreteplätzen und Unterkunftsgebäude mit mehreren hundert Metern Länge errichtet.
Baulich markant war der sog. „Kilometerbau“, ein in West-Ost-Richtung verlaufender Unterkunftsbau für Mannschaften. Noch heute zu sehen ist auch der wuchtige Torturm mit dreigeteilter Durchfahrt. Die Luftkriegsschule bestand aus einem um einen Appellplatz angeordneten Komplex, in dem die Kommandantur sowie die Hörsaal- und Unterkunftsbereiche zusammengefasst waren. Traditionell waren die Funktionsbauten, also die Wohngebäude für die Offiziere und Unteroffiziere sowie die Sozialeinrichtungen wie Kantinen und Trinkstuben. Die Schule war nur sparsam mit nationalsozialistischer Symbolik ausgestattet, dennoch kann der Gesamtbau als nationalsozialistische Steinwerdung bezeichnet werden.
Die Einheit zwischen Luftwaffe und NSDAP wurde demonstrativ zur Schau gestellt, so beim Richtfest am 3. Oktober 1936, bei dem mit dem Kommandierenden General und Befehlshaber im Luftkreis V, Generalmajor Hugo Sperrle, und Gauleiter Adolf Wagner die beiden höchsten regionalen Repräsentanten beider Institutionen auftraten. Am 1. Oktober 1937 wurde die Luftkriegsschule eröffnet. „1.800 bis 2000 Arbeiter hatten bis dahin ungefähr 400.000 Quadratmeter Wald gerodet und 200.000 Kubikmeter Erde bewegt, acht Kilometer Straßen und 5.000 Meter Eisenbahngleise angelegt, womit der Fliegerhorst auch als größter Arbeitgeber des Landkreises anzusehen war“ (John Zimmermann, Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck im „Dritten Reich, in: Ferdinand Kramer/Ellen Latzin, Fürstenfeldbruck in der NS-Zeit. Eine Kleinstadt bei München in den Jahren 1933 bis 1945, Regensburg 2009, S. 413). Die Anlage wurde jedoch bis Kriegsbeginn nicht fertig. Bis zum März 1940 waren etwa 24 Millionen Reichsmark verbaut.
Stadtverwaltung und Fliegerhorst
Zwischen der Stadtverwaltung und dem Fliegerhorst hat es nur wenige Berührungspunkte gegeben. Die Stadt hat insgesamt von der Kaserne profitiert. In der unmittelbaren Umgebung des Fliegerhorstes entstand ein großer Mehrbedarf an Wohnungen, hiervon profitierten die Fürstenfeldbrucker Handwerksbetriebe.
Die Lehrgangsteilnehmer der Luftkriegsschule beklagten häufig die mangelnden Freizeitgestaltungsmöglichkeiten in Fürstenfeldbruck, die Strecke zu den Bahnhöfen Fürstenfeldbruck und Maisach – um nach München zu kommen – waren ihnen zu beschwerlich. Das Verhältnis zwischen Fliegerhorst und Stadt soll grundsätzlich positiv gewesen sein. Als Beleg wurde angeführt, dass dem Einmarsch der ersten Garnison ein „herzlicher Empfang“ bereitet wurde. Die Verantwortlichen von Armee und Partei kooperierten von Anfang an. Der erste Kommandeur der Garnison Major Freiherr von Beaulieu-Marconay nahm zusammen mit Kreisleiter Emmer, Bürgermeister Schorer, Ortsgruppenleiter Böck und Kreisamtsleiter Scheuner den Vorbeimarsch der Truppe ab.
Diese enge Verbindung setzte sich beim jährlichen „Tag der Luftwaffe“ fort. Andererseits waren die Kommandeure der Luftwaffe sowie andere Offiziere bei staatlichen Anlässen unter den Gästen. Die Bevölkerung Fürstenfeldbrucks nahm regen Anteil am Leben mit der Garnison. Der Bevölkerung wurde einiges geboten, die Veranstaltungen des Fliegerhorsts waren begleitet von Musikdarbietungen, Rundflügen, Film-, Waffen- und Gefechtsvorführungen, Kleinkaliberschießen und der Möglichkeit des Eintopfessens. Zwischen den Fürstenfeldbruckern und den Soldaten spielte die Musik eine besondere Rolle.
Das Musikkorps und der Spielmannszug der Fliegerhorstkommandantur sowie der Soldatenchor der Schule nahmen an fast allen öffentlichen Veranstaltungen in der Stadt teil, so beispielsweise am „Heldengedenktag“ oder am „Tag der Wehrmacht“. Am Fliegerhorst arbeiteten zudem Hunderte von zivilen Beschäftigten. Die Frage, ob im Fliegerhorst Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen eingesetzt wurden, ist nicht definitiv zu beantworten, jedoch mehr als wahrscheinlich.
Der Fliegerhorst im Zweiten Weltkrieg
Im November 1939 wurde die Fliegerhorstkommandantur bis Oktober 1940 nach Neuhausen bei Königsberg verlegt. Bis zum Jahr 1943 erhielt der Fliegerhorst eine asphaltierte Start- und Landebahn, um den Einsatz von Me 410-Schnellbombern zu gewährleisten. An der Luftkriegsschule setzte sich die Ausbildung fort. Allerdings wurde ab dem Jahr 1942 der Betriebsstoffmangel in der Ausbildung bemerkbar. Im Herbst 1942 wurden die Flugstunden erstmals gekürzt. Die Absolventenzahlen bei den Besatzungen erhöhten sich dagegen. Im Februar und März 1945 nahm der rapide Personalabbau in der NS-Luftwaffe drastisch zu. Am 9. April 1945 wurde der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck bombardiert.
Fazit
Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck war ein Kind des NS-Regimes. Dies war teilweise auch noch bei der Traditionspflege innerhalb der bundesdeutschen Luftwaffe seit deren Gründung im Jahr 1956 spürbar.