Dezember 2014 - Weihnachtsfeiern für Bedürftige nach dem Zweiten Weltkrieg

Bedürftigen eine Freude bereiten
Fazit


Das christliche Weihnachtsfest war und ist vorwiegend eine Feier zum Gedenken an die Geburt Jesu. Darüber hinaus erfüllte und erfüllt es auch den Vorgang des Schenkens und Gebens. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Fürstenfeldbruck eine nicht geringe Anzahl von armen Menschen. Verschiedene Institutionen veranstalteten deshalb Weihnachtsfeiern für diesen Personenkreis.

Bedürftigen eine Freude bereiten


In einem Schreiben des Landratsamts Fürstenfeldbruck, Flüchtlingsamt, an den 1. Bürgermeister, Michael Neumeier, vom 22. November 1949 teilte Herr Kühn vom Flüchtlingsamt mit, dass sich zu den Weihnachtsvorbereitungen des Jahres 1949 folgende Personen zu einer Sitzung getroffen hatten: Landrat Raadts, 1. Bürgermeister Neumeier, 2. Bürgermeister Plonner, Herr Buchwieser von der Stadtverwaltung, Herr Brück vom Einzelhandel, die Herren Dr. Schürmeister, Sitzberger, Hoch und Schnetzer sowie die Frauen Schneider und Wolf vom BRK, Stadtpfarrer Dr. Mayr und Frau Scherer vom Caritasverband, Frau Dr. Stöckle und Frau Huber-Greiner vom Kath. Frauenbund, Frau Stockmeier von der Inneren Mission, Frau Buchmann von der Arbeiterwohlfahrt, Herr Schwalber vom Kath. Gesellenverein, Herr Schwarz von der Gewerkschaft, die Flüchtlingsfürsorgerin Frau Semel, der Flüchtlingsarzt Dr. Kretschmer, Herr Engel von der Schule, die Herren Hippmann und Hantke für den Flüchtlingsvertrauensmann und Herr Schwind vom Flüchtlingsamt. Das Landratsamt schrieb, dass zur Sammlung folgende Personen, Vereine und Firmen angesprochen bzw. angeschrieben wurden: Louis W. McAnally und dessen Frau, Kreis-Resident Officer, Colonel Hampton als Commanding Officer der Air Base, Sidney Turner als Cath. Chaplanin, Charles W. Hewlett als Prot. Chaplain, Lt. C. W. Strain, GYA Officer, Mrs. R. C. Durkee, Women’s Club, der Naturfreunde-Verein, der Zitherclub „Frohsinn“, der TUS; der Gaststätten- und Gewerbeverband, die Kreishandwerkerschaft, die Tanzschule Ammer, der Bezirksärzteverein, der Handelsvertreterverband, der Trachtenverein, der Verein für Polizei- und Schutzhunde, der Bezirksjagdschutzverein, der Tierschutzverein, der Gartenbauverein, der Imkerverein, der Verein der ehemaligen Landwirtschaftsschüler, der Boxclub „Picolo“, der Bezirksfischereiverband, der Arbeiterkranken-Unterstützungsverein, die Gesellschaft der Kammermusikfreunde, der Kaninchenverein, die Klostersäge Festl, Samen-Schmitz, die Landwirtschaftsschule, die Landpolizei-Grundschule, das Baywa-Lagerhaus, die Spedition Strasser, der Apotheker Kolb, die Firma Loder, der Konsumverein, Josef Kunzelmann, das Bandagengeschäft Friedrich Streifeneder, das Baugeschäft Karl Sitzmann und die Fa. Hoffmeister & Söhne. Vertreter vieler gesellschaftlicher Gruppierungen baten also eine Reihe von Vereinen und Unternehmen um Spenden für hilfsbedürftige Personen. In dem Anschreiben an viele Personen schrieben Neumeier und Plonner zusätzlich: „Leider gibt es – auch in unserer Mitte – Allzuviele, zu denen die Weihnachtsfreude keinen Weg mehr finden will, da es ihnen schon am Notwendigsten für den Alltag gebricht. Solchen Mitbürgern aber dennoch zu einer wenn auch bescheidenen Freude zu verhelfen, haben hilfsbereite und der größeren Not des Nachbarn gegenüber aufgeschlossene Menschen von jeher als Herzenssache betrachtet. Es gereicht unserer Bevölkerung zur Ehre, daß sie Jahr für Jahr die Stadt, wenn sie sich anschickte, allen Bedürftigen eine Weihnachtsfreude zu bereiten, nach Kräften unterstützt hat. Vor wenigen Jahren noch bestand bei uns wie auch anderswo die schöne Sitte, zur Weihnachtszeit Glückwunsch-Enthebungskarten zu lösen. … Wir laden Sie hiermit herzlichst ein, durch Lösung einer Weihnachts- und Neujahrwunsch-Enthebungskarte für 1949/50 mit zu helfen, daß an Weihnachten niemand, der in unserer Mitte lebt, das Gefühl der Verlassenheit zu haben braucht“. Viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt Fürstenfeldbruck lösten diese Karten, beispielsweise die Brucker Nachrichten, die Betriebsangehörigen der Stadtverwaltung und der Stadtwerke, der Gärtnermeister Engelbert Reichart, der Regierungsbaumeister Georg Hoch, der Friseurmeister Heinrich Berger, der Prüfmeister Karl Meiche, Dr. Alfred Dürr, der Postamtmann a. D. Eugen Gallhuber, der Fahrradgeschäftsinhaber Richard Lutz, der Schäfflermeister Hans Bader, der Bäckermeister Josef Huber, Josef Vogler, der Friseur Josef Singer und viele mehr. Konkret hieß es in der Einladung zu der Feier an die Vereine und Firmen: „Die Stadt Fürstenfeldbruck erachtet es auch heuer wieder als eine Ehrenpflicht, für die Ärmsten der Stadt eine Weihnachtsfeier zu gestalten und zwar am Freitag, 23. Dezember 1949, 19 Uhr in der Polizeischule. Im Anschluss an den sog. Weihnachtlichen Teil und das übliche Abendessen mit Bescherung folgt der unterhaltende Teil mit verschiedenen Darbietungen“. Ärmere Menschen waren vorwiegend ältere Menschen und Flüchtlinge, Frau waren deutlich in der Mehrheit, die Stadt listete ca. 250 Personen namentlich auf. Diese 250 Personen wurden in der Feier am 23. Dezember bewirtet und sie erhielten kleine Geschenke.

Die Weihnachtsfeier im Jahr 1950 fand am 22. Dezember im Jungbräusaal statt. Die Stadt hatte sich wieder an die Bevölkerung und an die Geschäftsinhaber mit der Bitte um Geld- und Sachspenden gewandt. Speziell die Bäckereien und die Metzgereien wurden ersucht, Wurst- und Backwaren zu spenden, die Paulaner-Thomas-Bräu AG in München und weitere Brauereien, beispielsweise der Marthabräu, die Brauerei Maisach, die Hackerbrauerei in München, die Pschorrbräu AG in München und der Löwenbräu in München wurde gebeten, Bier zu spenden. Der Spaten-Franziskaner-Leistbräu in München spendete beispielsweise 50 Liter Bier, weitere Spender aus dem Brauereibereich waren die Marthabrauerei, die Paulaner-Thomasbräu-AG in München, die Pschorrbräu-AG in München, der Löwenbräu in München, die Schlossbrauerei Kaltenberg, der Postbräu in Thannhausen, die Bürger- und Engelbräu AG in Memmingen, die Aktienbrauerei zum Hasen in Augsburg, die Schlossbrauerei in Mering und die Keltereigenossenschaft in Fürstenfeldbruck, Spender aus Fürstenfeldbruck waren der Männergesangverein, der Zitherclub „Frohsinn“, der Trachtenverein „Ampertaler“, der TUS, die Schulleitung der Oberrealschule und der BRK-Kreisvorsitzende Anton Hoch. In diesem Jahr bekamen etwas über 200 Personen Geldspenden in Höhe von 10 bis 15 DM, vier Fünftel dieses Personenkreises waren Frauen, das Armutsproblem in Fürstenfeldbruck war also in erster Linie ein Thema der älteren Frauen.
Bis zum Ende der 1950er Jahre wurden die Weihnachtsfeiern durchgeführt, mit einem etwa gleichbleibend großem Personenkreis, auch die Adressaten – ältere Menschen, Flüchtlinge, Frauen – blieben im wesentlichen gleich.

Fazit

Bürgerschaftliches Engagement zugunsten ärmerer Bürgerinnen und Bürger an Weihnachten gehörte über eine längere Zeit zum Selbstverständnis der Stadt Fürstenfeldbruck und seiner Einwohner. Der Anteil derjenigen Menschen in unserer Stadt, die der Hilfe dringend benötigen, ist im Laufe der Zeit geringer geworden, doch auch in Zeiten der Globalisierung gibt es in Fürstenfeldbruck noch oder besser gesagt wieder Menschen, die materielle und immaterielle Hilfe benötigen.