April 2014 - Das Josefstift nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Zeit vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
Die 1950er und 1960er Jahre
Die Planungen für Erweiterung und Neubau


In der älter werdenden Gesellschaft spielte und spielt die Situation älterer Menschen eine immer wichtigere Rolle. Das Josefstift in Fürstenfeldbruck beherbergte und beherbergt ältere Menschen. Heute soll es um die Situation des Josefstifts in den Jahren 1945 bis 1980 gehen.


Die Zeit vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges

Das Josefstift wurde in der zweiten Hälfte der 1920er Jahren am Schulweg neu erbaut. Das städtische Josefstift war eine von der Stadt Fürstenfeldbruck errichtete und betriebene Anstalt, in der in der Regel Sozialrentner und hilfsbedürftige Personen Aufnahme und Versorgung fanden. Im Januar 1938 berichtete Bürgermeister Schorer, dass sich der Betrieb des städtischen Josefstiftes seit Jahren nicht rentiert, er bat deshalb den Bezirksfürsorgeverband, die Aufzahlung der Sozial- und Kleinrentner von 55 auf mindestens 75 RM zu genehmigen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Josefstift vernachlässigt, sodass es nach Kriegsende renovierungsbedürftig war. Diese Renovierung ließ dann einige Zeit auf sich warten und wurde erst in den 1950er Jahren durchgeführt.

Die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Oktober 1945 erließ der kommissarische Stadtrat die Bestimmung, dass die Insassen ab dem 1. November einen Verpflegungssatz von 70 RM zu bezahlen hatten. Bewohner des Josefstiftes im Jahr 1947 waren beispielsweise Kreszenz Eberl, Anna Fehlner, Magdalena Glas, Monika Hump, Maria Lehmann, Rosina Schmid und Johann Thal. Die Plätze im Josefstift waren aufgrund der großen Wohnungsnot in Fürstenfeldbruck sehr begehrt.

Teilweise wurden die Menschen vorübergehend im Josefstift untergebracht, da sie wegen der Beanspruchung ihrer Wohnung durch die Militärregierung die Wohnung verlassen mussten. Im Frühjahr 1947 wurde ein Schweinestall neu erbaut und im gleichen Zeitraum Baupläne für eine Erweiterung des Josefstifts vorgelegt. Im März 1947 besichtigten Bürgermeister Neumeier und Stadtrat Schwarz das Josefstift und befragten die Bewohner, ob sie mit der Verpflegung, Behandlung und Pflege zufrieden sind, die meisten Personen waren über 70 Jahre alt. Von den 39 anwesenden Personen waren 34 mit der Verpflegung und Behandlung zufrieden, fünf Personen äußerten, dass sie unzufrieden sind, vor allem mit dem Essen. Neumeier und Schwarz stellten abschließend fest: „Das Josefstift selbst machte einen sehr guten und sauberen Eindruck“.

Die 1950er und 1960er Jahre

Im Jahr 1950 erließ der Stadtrat eine neue Satzung für das Josefstift. Unter der Rubrik „Aufnahmebedingungen“ hieß es: § 2 Aufnahme finden nur Personen mit einwandfreiem Lebenswandel. Ausgeschlossen von der Aufnahme sind Personen, die an ansteckenden Krankheiten leiden oder mit solchen Krankheiten oder Gebrechen behaftet sind, die das Zusammenleben in einem Heim als untunlich erscheinen lassen, sowie Geisteskranke und Epileptiker, ferner Personen, die einer besonderen Pflege bedürfen.

§ 3 Der Aufnahmeantrag ist beim Stadtrat zu stellen. Der Antragsteller hat auf Verlangen wahrheitsgetreue Auskunft über seine persönlichen und seine Familien- und Vermögensverhältnisse zu geben. Über die Aufnahme entscheidet der Finanzausschuß des Stadtrates im Benehmen mit dem Dezernenten für das Josefstift nach freiem Ermessen“. Die Gebühren des Josefstiftes betrugen für ein Zimmer mit zwei Personen pro Person 70 DM und für ein Zimmer mit einer Person 100 DM. Im Mai 1951 wurden die Sätze auf 85 bzw. 120 DM erhöht. Die Bewohner mussten das Zimmer mit eigenen Sachen einrichten und für deren Instandhaltung sorgen. Die Versorgung umfasste Wohnung, Verpflegung, Beleuchtung und Reinigung der Leib- und Bettwäsche, eine Beheizung erfolgte von Oktober bis März. Sowohl für die Stadt als auch für den Bewohner bestand ein monatliches Kündigungsrecht.

Weiter hieß es: „Der Insasse kann wegen Verletzung der Sittlichkeit, wegen strafrechtlicher Verfehlung, wegen beharrlicher Zuwiderhandlung gegen diese Satzung, gegen die Hausordnung oder sonstige Anordnungen oder bei vorsätzlichem oder grob fahrlässigem Missbrauch der Räume oder Einrichtungen des Josefstiftes fristlos aus dem Heim verwiesen werden mit der Wirkung, daß er das Zimmer sofort zu räumen hat“. Die Personalkosten stiegen von 4412 DM im Jahr 1950 auf 8565 DM im Jahr 1951, im gleichen Zeitraum stiegen die Lebensmittelkosten von 16633DM auf 17000 DM. Die Stadtkämmerei wies darauf hin, dass die Preissteigerungen die Rentabilität des Josefstiftes gefährde.

Im Jahr 1951 betrug der Haushaltsansatz für die Verpflegungskosten des Josefstiftes 40000 DM, die tatsächlichen Kosten betrugen etwas über 53000 DM und teilten sich folgendermaßen auf: Gehälter und Löhne 9766 DM, Gebrauchsgegenstände 3150 DM, Strom, Heizung und Wasser 12100 DM, Versicherung und Steuern 1450 DM, Lebensmittel 18000 DM, laufende Instandsetzung 6500 DM, Abschreibungen 1670 DM und sächliche Verwaltungsausgaben 500 DM. Vor allem die Stromkosten waren so hoch, dass die Stadtverwaltung die Bewohner darauf aufmerksam machte, dass das Kochen und Anstecken von elektrischen Geräten in den Zimmern verboten ist. Im Jahr 1951 wurde das Wirtschaftsgebäude erweitert. Das Josefstift hatte im Jahr 1951 49 Betten und das Verwaltungspersonal umfasste acht Personen. Die Bewohner des Josefstiftes waren hauptsächlich finanziell schlechter gestellte Menschen wie Renten- und Fürsorgeempfänger.

In den nächsten Jahren wurden die Verpflegsätze mehrmals angehoben. Dennoch war das Josefstift seit dem Jahr 1954 ein Zuschussbetrieb. Im Jahr 1958 wohnten 46 Menschen im Josefstift, 39 Frauen und sieben Männer. Die Einkommen der Insassen bestanden aus sehr unterschiedlichen Quellen, beispielsweise aus Invalidenrenten, Unterhaltshilfen, Pensionen, Witwenrenten oder Knappschaftsrenten, drei Personen lebten von der Fürsorge. Auch die Höhe der Einkommen unterschied sich beträchtlich, sie reichte von 80 DM bis 300 DM, die sozialen Unterschiede innerhalb des Josefstiftes waren also nicht gering.

Die Stadt Fürstenfeldbruck stellte Mitte der 1950er Jahre beim Bezirksfürsorgeverband mehrmals Anträge auf Gewährung von Bekleidungsbeihilfen. Im Jahr 1956 bezog das Josefstift das Fleisch von den Metzgereien Kellermann, Stangl, Eser, Hoy, Bartl, Merklein und Kneißl, weitere Firmen, die das Josefstift belieferten, waren beispielsweise Drexler, Wütschner, Bexen, Fink, Klotz, Uhl, Steinbrecher, Reindl, Wallner und Wachter, alle Firmen gewährten Rabatte. In den 1960er Jahren wurde die Satzung mehrmals erneuert, und auch die Gebühren für die Unterbringung wurden mehrmals erhöht.

Die Planungen für Erweiterung und Neubau

Im Jahr 1969 hat die Stadt Fürstenfeldbruck mit dem Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt Verhandlungen über den Bau eines Altenheimes aufgenommen, diese Option zerschlug sich aus Kostengründen für den Erwerb eines Grundstückes. In der Stadtratssitzung vom 24. Juli 1973 wies die Stadträtin Kappel daraufhin, „daß zur Gewinnung eines genauen Überblicks für die Erweiterung des Josefstiftes Voruntersuchungen erforderlich seien“. Ziel war es, die Zahl der Plätze von derzeit 40 auf 120 erhöht werden sollte.

Der Stadtrat beschloss mit 22:6 Stimmen, das Stadtbauamt damit zu beauftragen, eine Vorprüfung der Erweiterungsmöglichkeiten für das Josefstift durchzuführen. Im April 1974 ging es in der Stadtratssitzung vor allem um die Trägerschaft des Josefstiftes. Einig war man sich darüber, dass etwa 130 bis 150 Betten gebraucht würden. Letztlich beschloss der Stadtrat einstimmig: „Herr Bürgermeister Buchauer wird beauftragt, mit allen für Bau und Leitung eines Altenheimes in Betracht kommenden Trägern verbindliche Gespräche über die Erweiterung des städtischen Josefstiftes bis zu einer Bettenanzahl von 150 zu führen“.

Auf der Stadtratssitzung vom 19. Juni 1975 wurde ein neuer Vorschlag von Landrat Grimm diskutiert. Grimm schlug vor: „Das BRK soll, möglichst auf dem Volksfestplatz, im Zusammenwirken mit der Stadt Fürstenfeldbruck und dem Landkreis Fürstenfeldbruck ein Altenheim mit ca. 200 Plätzen errichten, da das jetzige Heim mit 90 Betten trotz Pflegekostensätzen zwischen 800 und 1200 DM pro Monat und Insasse nicht kostendeckend geführt werden kann“.

Der 2. Bürgermeister Steer brachte für die CSU folgenden Antrag ein: „Die Stadt Fürstenfeldbruck ist bereit, zusammen mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck und dem BRK Fürstenfeldbruck alle Möglichkeiten zu prüfen, die zur Lösung der im Schreiben des Herrn Landrats Grimm vom 30.5.1975 aufgezeigten gemeinsamen Probleme führen können … Sollten im Rahmen einer großen Lösung in den Jahren 1976/77 keine neuen Altenheimplätze geschaffen werden können, überträgt die Stadt Fürstenfeldbruck die Erneuerung und Erweiterung des Altenheimes Josefstift dem Caritasverband, der Erzdiözese München.

Die Stadt Fürstenfeldbruck leistet zur Verwirklichung des Bauvorhabens einen einmaligen Barzuschuß in Höhe von 1,5 Millionen“. Der Vorschlag wurde daraufhin im Stadtrat kontrovers diskutiert. Schließlich wurde mit 16:15 Stimmen folgender Beschluss gefasst: „Der Erweiterungs- und Umbau des Altenheimes Josefstift erfolgt durch die Stadt. Die Stadt bleibt damit Besitzerin des Altenheimes. Der Erweiterungs- und Umbau wird durch die Arbeiterwohlfahrt, Bezirksverband Oberbayern e.V. durchgeführt. Zu diesem Zweck ist mit der Arbeiterwohlfahrt ein Kooperationsvertrag abzuschließen, der alle Arbeiten von der Planung bis zur Fertigstellung des Bauwerkes beinhaltet …“.

In der Stadtratssitzung vom 10.2.1976 kam zum Ausdruck, dass die Konzeption für das Josefstift 120 Betten vorsah und die Gesamtbaukosten des Neubaus nach den Ermittlungen der Arbeiterwohlfahrt 6 330 000 DM betrugen. Auf der Stadtratssitzung vom 15. März 1977 wurde die Kostenerhöhung beim Bauvorhaben des Josefstifts vor allem damit begründet, dass früher pro Bett ein Ansatz von 70000 DM zugrunde lag, der auf 82000 DM gestiegen sei. Am 20. Juni 1978 beschloss der Stadtrat: „Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung mit der Arbeiterwohlfahrt die Vertragsverhandlungen über die volle Übernahme des Josefstiftes zu führen und dem Stadtrat alsbald zur Beschlussfassung vorzulegen“. Letztendlich kam es bald danach zu einem Erweiterungsbau des Josefstiftes.