Sitzung des Planungs- und Bauausschusses vom März 2023

Fit für die Zukunft: Neues Konzept für Einzelhandel und Gewerbe 

Wie hoch ist der zukünftige Bedarf an Gewerbeflächen in Fürstenfeldbruck? Wie können beste-hende Standorte qualitativ weiterentwickelt werden? Welche Entwicklungsflächen kommen in Frage? Welche Möglichkeiten bietet das Fliegerhorst-Areal? Wie kann der Handelsstandort Fürstenfeldbruck fit für Zukunft gemacht werden? Antworten auf diese Fragen geben das Gewerbeflächen- und das Einzelhandelsentwicklungskonzept. Im November 2021 hatte die Stadt die CIMA Beratung + Management GmbH mit der Erstellung beauftragt. Jetzt wurden die Ergebnisse im Planungs- und Bauausschuss (PBA) vorgestellt und einstimmig beschlossen. Dem hat sich der Stadtrat angeschlossen. 
Das Einzelhandelskonzept dient künftig der Bewertung und Steuerung von entsprechenden Vorhaben im Stadtgebiet. Präsentiert wurde es von Projektleiter Jan Vorholt. Das Team hatte bereits 2010 eine Strategie erarbeitet, die nun auf den Prüfstand gestellt wurde. Der Strukturwandel im Einzelhandel sei sehr tiefgreifend. Die Rede war von einem Bedeutungsverlust des Innenstadthandels und Frequenzrückgängen – gerade in Krisenzeiten. Freunde treffen, Gastronomie oder Freizeitaktivitäten werden heute dort wichtiger. Für eine funktionierende und belebte Innenstadt seien daher neue Ideen gefragt. So könnte in Fürstenfeldbruck etwa an der Stellschraube „Aufenthaltsqualität“ gedreht werden. 
Dies bestätigte eine Haushaltsbefragung, bei der 855 Personen aus Bruck und umliegenden Kommunen auch zur Innenstadt befragt wurden. Aspekte waren etwa das Dienstleistungsangebot, Veranstaltungen, Sitzgelegenheiten oder Barrierefreiheit. Sehr gut bewertet wurden die Erreich-barkeit mit dem ÖPNV und das gastronomische Angebot. Insgesamt zeigte sich aber, dass sich die Menschen einerseits mehr Aufenthaltsqualität wünschen, andererseits aber Wert auf gute Anfahrbarkeit mit dem Auto und auf Parkplätze legen. Diesen Zielkonflikt gelte es zu lösen. Wobei die Diskussion offen und ehrlich geführt werden müsse, um einen Kompromiss zu finden, sagte Vorholt. Für Besucher aus dem Umland müsse aber eine gewisse Erreichbarkeit gewährleistet sein, so sein Hinweis. 
Zudem hat das CIMA-Team Ziele für den örtlichen Einzelhandel erarbeitet. Diese bedeuten aber keine Abkehr von der bisherigen Linie, so Vorholt. Wichtig sei die Stärkung der mittelzentralen Versorgungsfunktion der Stadt, die Positionierung der Innenstadt als attraktiver Handelsstandort sowie die Weiterentwicklung der Buchenau und eine bedarfsgerechte Nahversorgung. Auch in Zukunft soll kein Einzelhandel auf der „grünen Wiese“ entstehen. Beim Standort- und Sortiments-konzept wurde gegenüber 2010 minimal nachgebessert. Dies sei eine gute Grundlage, das Bestehende zu sichern, zu stärken und weiterzuentwickeln, führte Vorholt aus. Damit es wirksam in der Bauleitplanung eingesetzt werden könne, sei ein Stadtratsbeschluss als städtebauliches Entwicklungskonzept erforderlich. Dann verfüge man über ein „scharfes Schwert“, mit dem sich Ansiedlungen steuern lassen. Stadtbaurat Johannes Dachsel sprach von einem Meilenstein der Stadtentwicklung. 
In der Diskussion plädierte Thomas Brückner (Grüne) dafür, die Parkplätze in der Innenstadt knapp zu halten und durch bauliche Maßnahmen die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Handel sei von jeher mit Frequenz verbunden, hielt Andreas Lohde (CSU) dagegen. Man sollte allen Verkehrsteilnehmern Raum geben, sagte er. Man habe noch viele Aufgaben zu erledigen, so Vize-Bürgermeister und Sitzungsleiter Christian Stangl (Grüne) im PBA. Parkleitsystem und Umgestaltung der Parkplatzsituation auf dem Volksfestplatz waren hier nur zwei Schlagworte. 
Erstellt wurde auch ein Konzept für die Gewerbeflächen, das die aktuellen Defizite und gleichzeitig eine Perspektive für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aufzeigt. Projektleiterin Kerstin Mahrenholz hat dafür die bestehenden Gewerbegebiete unter die Lupe genommen. Diese hätten ein überwiegend modernes Erscheinungsbild und würden über eine gesunde Mischung aus großen und kleinen Firmen verfügen. Es gebe eine hohe Nachfrage nach Gewerbeflächen. Doch die Stadt habe kaum ein eigenes Angebot. Die begrenzte Verfügbarkeit erfordere kluge, pla-nerische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Gewerbeentwicklung, betonte sie. 
An der Industriestraße sieht die Expertin Potenzial durch Umstrukturierungen im Bestand oder durch Verdichtung in die Höhe. Das Gewerbegebiet an der Hubertusstraße könnte durch eine Aufwertung des Erscheinungsbilds, mehr Aufenthaltsqualität, etwa durch ein gastronomisches Ange-bot, sowie eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs gewinnen. Beim Gewerbegebiet, an der B2/B471 ließe sich durch eine Erweiterung östlich des bestehenden Baumarkts die Stadteingangssituation verbessern. Und im Gewerbegebiet Hasenheide wäre eine Aktivierung von unter- und fehlgenutzten Flächen denkbar. Das größte Potenzial sah Mahrenholz im Bereich Hasenheide Nord, denn dort würden weitere Areale zur Verfügung stehen. 
In die Analyse einbezogen wurde der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, der nach dem Abzug der Bundeswehr zu einem städtebaulich attraktiven urbanen Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität, Versorgungsinfrastruktur und guter verkehrlicher Anbindung entwickelt werden soll. Dort sollen kleine und mittlere Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen angesiedelt werden. Verarbeitendes emissionsarmes Gewerbe sei der Zielbranchenmix. Anhand von zwei Szenarien mit einer Mischung aus Dienstleistung und verarbeitendem Gewerbe wurde eine Schätzung der Gewerbesteuereffekte vorgelegt. Demnach könnte die Stadt hier mit einem Plus von 1,3 bis 1,5 Millionen Euro rechnen. Mahrenholz sprach von einer konservativen Schätzung. Hinzu kämen noch Einkommen- und auch Grundsteuer. Andreas Lohde hielt den genannten Ansatz für zu niedrig. Und er sah durch eine engere Verbindung von Wohnen und Gewerbe deutlich mehr Entwicklungsmöglichkeiten. 

 




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