Sitzung des Planungs- und Bauausschusses vom November 2022

Alter Schlachthof in recht gutem Zustand

In der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses vom November stellte Christian Kayser vom beauftragten Fachbüro für historische Tragwerke sein Gutachten zum Zustand der Gebäude des Alten Schlachthof auf der Lände vor. Dieses wurde bereits vor rund fünf Jahren erstellt.

Kayser zeigte sich begeistert von dem Grundstück und der für die damalige Zeit innovative Stahlbetonkonstruktion. Die Planung des Architekten Adolf Voll stammt aus dem Jahr 1911. Es habe sich bei der Begutachtung gezeigt, dass sich die Gebäude in einem relativ guten Zustand befinden. Das ehemalige Kühlhaus auf der Nordseite des Areals wurde in den 1960er-Jahren erweitert. Am Dachwerk gebe es auch hierdurch Schäden, so dass dies umfassend saniert werden muss. Beim Schlachthaus kam der Experte so richtig ins Schwärmen über den verwendeten Eisenbeton, einer hochbedeutenden Bauform damals, und der tollen Deckenform.

Die Bewehrung sei nach wie vor sicher, das Gebäude habe noch eine gute Lebensdauer. An den Fassaden und am Putz gebe es generell ein paar Schäden, deren Behebung unproblematisch sei. Die später erfolgten Anbauten am Kühl- und Schlachthaus seien dagegen schlecht ausgeführt worden, was sich auch an deren baulichem Zustand zeigt. Da sie nicht denkmalrelevant sind, könnte man sich davon im Rahmen der Sanierung auch trennen. Etwas schlechter bestellt ist es um das Nebengebäude direkt an der Amper: Das Fundament ist durch die Flussnähe unterspült, der Keller sackt langsam ab. Hier müsste das Mauerwerk instandgesetzt werden. Dem „sehr reizvollen, faszinierendem historischen Gebäudeensemble“ bescheinigte Kayser eine überregionale Strahlkraft.

Auf Nachfrage von Philipp Heimerl (SPD), der auf den derzeit vorhandenen großen Fördertopf für Bestandsgebäude hinwies, empfahl der Fachmann eine Sanierung innerhalb von zehn Jahren. In allen weiteren Redebeiträgen wurde klar, dass diese schnellstmöglich angegangen werden soll. Stadtbaurat Johannes Dachsel informierte, dass im Laufe des kommenden Jahres die Kosten ermittelt werden und in die Planung eingestiegen wird. Insgesamt rechnet er mit vier bis fünf Jahren bis zur Fertigstellung. „Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren“, betonte er.

Aumühle/Lände: Überarbeiteter Rahmenplan vorgestellt

In der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses vom November stellte Janna Hohn vom Architekturbüro JOTT, das den Wettbewerb Aumühle/Lände gewonnen hatte, den überarbeiteten städtebaulichen Rahmenplan vor. Er dient dazu, dem ganzen Vorhaben Struktur zu geben. Seit April haben sich einige Änderungen ergeben. So plant die IGEWO nun aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nur noch vier statt fünf Baukörper. Durch eine veränderte Situierung entsteht nun auch eine bessere Öffnung des Freiraums vom Platz vor der Aumühle Richtung Stadtpark mit besserer Wegeverbindung. Die zunächst am Platz vor der Aumühle vorgesehene Tiefgarage wird auf das Baufeld der IGEWO reduziert.

Ursprünglich waren für das Areal vier Tiefgaragen mit 326 Stellplätzen vorgesehen. Nun stellte sich heraus, dass dies wegen der Nähe zu denkmalgeschützten Gebäuden und dem hohen Grundwasserstand schwierig ist. Daher wurde in Abstimmung mit der Verwaltung vorgeschlagen, den Stellplatzbedarf für eine Testphase von fünf Jahren auf 179 zu verringern. Sollte sich herausstellen, dass dies nicht ausreicht, könnten zusätzliche Kapazitäten in den flexibel zu erweiternden Parkzonen geschaffen werden. Man geht allerdings aufgrund des Mobilitätskonzepts inklusive der Mobilitätsstationen davon aus, dass dies nicht nötig sein wird und folgt damit der Idee eines autoarmen bis -freien Quartiers – laut Stadtbaurat Johannes Dachsel „eine Art Venedig“. Die derzeitige Planung wird als nächstes weiter detailliert, Anfang kommenden Jahres soll es eine Bürgerinformationsveranstaltung geben.

CSU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lohde befürchtet durch die Reduzierung der Stellplätze einen höheren Parkdruck in der Umgebung. Thomas Brückner (Grüne) dagegen begrüßte den Vorschlag. Er und Markus Droth (FW) plädierten dringend dafür, das Thema genossenschaftliches Bauen schnell anzugehen. Das bereits diesbezüglich bestehende bürgerschaftliche Engagement können nicht zehn Jahre aufrechterhalten werden, die Beteiligten würden abspringen, so ihre Sorge. Es gelte zu prüfen, ob es hierfür nicht eine andere Stelle auf dem Areal gäbe wie zwischen der Bibliothek und dem Silbersteg, an der dies schneller umsetzbar sei als auf dem Gelände des Bauhofs, dessen Umzug erst abgewartet werden muss, so die Idee von Christian Götz (BBV) hierzu. Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) informierte darüber, dass die Verwaltung an der Verlagerung des Bauhofs intensiv arbeite. Diese koste viel Geld, aber ohne den Umzug werde das Projekt nicht funktionieren.

Droth forderte im Ausschuss zudem mit Erfolg vor dem Hintergrund der Finanzierbarkeit ein Wirtschaftlichkeitskonzept für das gesamte Vorhaben: „Nicht, dass man in vier bis fünf Jahren aufwacht und nichts realisiert werden kann.“ In der darauffolgenden Sitzung des Stadtrates führte er zu diesem Thema weiter aus, dass geprüft werden müsse, ob die gesamte Konzeption grundsätzlich tragfähig ist, bezahlbarer Wohnraum mit der bislang geplanten Dichte und Art der Bebauung entwickelt werden kann. Die sich in Gründung befindende Genossenschaft habe berechtigte Zweifel daran. Man dürfe auch das Ziel einer ansatzweisen Refinanzierung der Verlagerung des Bauhofs und der Sanierung des Schlachthofs nicht außer Acht lassen: „Da kommen ganz schöne Beträge auf uns zu.“

Auch Philipp Heimerl (SPD) stellte im Ausschuss die Frage in den Raum, wie das Ganze letztendlich finanzierbar sein wird. Dem stimmte Dachsel zu: „Die Wirtschaftlichkeit wird eine große Aufgabe.“ Man müsse sich für jede einzelne Situation anschauen, ob man sich dies leisten kann.

Im Planungs- und Bauausschuss sowie im Stadtrat fand sich eine große Mehrheit für die vorgelegte Planung, die nun fortgeführt wird.

Aich: „Nicht von Ereignissen überrollen lassen“

Der Stadt gehört an der Brucker Straße in Aich ein Grundstück, auf dem bezahlbarer Wohnraum errichtet werden soll. Die Verwaltung wurde zuletzt im September unter anderem beauftragt, einen Bebauungsplan zu erarbeiten. Auf dem unmittelbar südlich davon gelegenen Grundstück der früheren Glaswerke soll nach Erkenntnissen der Stadt nun eine Müllsortieranlage entstehen, die laut Stadtbaurat Johannes Dachsel nicht mit einer Wohnbebauung verträglich sei und verhindert werden müsse – zumal sie auf der als Gewerbegebiet ausgewiesenen Fläche nicht zulässig sei. Um die städtebaulichen Ziele zu erreichen, sei es daher geboten, die Flächen aktiv zu steuern und zu gestalten, sich nicht von den Ereignissen überrollen zu lassen. Aus diesem Grund sei Eile geboten, den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan, der nun auch das Grundstück südlich der Brucker Straße einbezieht, zu fassen. Denn dieser sei auch Voraussetzung, um eine Veränderungssperre erlassen zu können. Das Bauamt werde weiterhin mit dem Eigentümer Gespräche führen, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Erst wenn dieser Versuch scheitert, werde das Instrument der Veränderungssperre eingesetzt. Mit dieser Vorgehensweise gewinne man Zeit und könne in Ruhe mit der Aicher Bevölkerung auch über das Bauvorhaben auf dem städtischen Grundstück diskutieren.

Trotzdem es in diesem Tagesordnungspunkt im Planungs- und Bauausschuss sowie anschließend im Stadtrat nicht um die Art der Bebauung des städtischen Areals ging, wurde im Beisein vieler Aicher Zuhörerinnen und Zuhörer hierüber erneut ausgiebig debattiert. Andreas Lohde (CSU) störte sich nach wie vor an der in der September-Sitzung von der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises vorgestellten möglichen Bebauung mit 22 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau, die mit elf zu vier Stimmen damals vom Gremium gutgeheißen wurde. Er forderte erneut eine „verträgliche Bebauung“ an dieser Stelle. Mit seinem Antrag, diese Art der Bebauung nicht weiterzuverfolgen, scheiterte er jedoch.

Sitzungsleiter und Zweiter Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) betonte, dass man ganz am Anfang des Verfahrens sei und künftig auch noch das von einer Vielzahl von Aicherinnen und Aichern präferierte Einheimischenmodell vorgestellt werde. Über die Dichte der Bebauung werde noch zu verhandeln sein.

Ortsbildprägend sei laut Christian Götz (BBV) nicht die von der Wohnungsbaugesellschaft vorgeschlagene Planung, sondern „das massive Ding gegenüber“. Natürlich werde man aber nichts bauen, mit dem die Aicher nicht einverstanden sind und daher sei es selbstverständlich, dass deren Wünsche und Anregungen berücksichtigt werden. Allerdings erwarte er, dass sie mit Offenheit ins Verfahren hineingehen und nicht von vornherein „als Front“, damit man gemeinsam eine gute Lösung findet.

Dachsel stellte in diesem Zusammenhang nochmals klar, dass die Wohnungsbaugesellschaft lediglich aufgezeigt habe, wie bezahlbarer Wohnraum in der vorhandenen Ortsstruktur aussehen könnte, an dem Vorschlag könne man sich orientieren und ihn als Diskussionsgrundlage nutzen. Franz Höfelsauer (CSU) sieht an dieser Stelle keine „massive Bebauung“. Dem widersprach Philipp Heimerl (SPD): „Es sind nur 22 Wohnungen, keine Hochhäuser.“ Man brauche bezahlbaren Wohnraum und müsse auch dort über Wohnungsbau nachdenken. Dem Vorschlag von Alexa Zierl (ÖDP) durch die Verlegung des Kindergartens dorthin oder Car-/Bike-sharing einen Mehrwert für die Bevölkerung zu schaffen, widersprach er. Dies könne die Stadt nicht bezahlen und man laufe damit Gefahr, das „Projekt kaputt zu machen“.

Die Verwaltung wird nun die nächsten Planungsschritte und einen Vorentwurf für den Bebauungsplan vorbereiten. Gemäß dem Antrag von Lohde werden die gegründete Bürgerinitiative sowie die Aicherinnen und Aicher daran beteiligt und es wird auf eine verträgliche Bebauung geachtet. Außerdem wird als Variante zur Schaffung von Wohneigentum auch die Einbeziehung von Genossenschaften und Baugenossenschaften geprüft werden.

Nach der ausführlichen Diskussion im vorberatenden Ausschuss, stimmte der Stadtrat der Vorgehensweise ohne Wortmeldungen einstimmig zu.