Der Männergesangverein 1861 – 1961

Der heute noch bestehende Verein ist neben der Kolpingsfamilie, die ebenfalls noch aktiv ist, der älteste Verein in Fürstenfeldbruck. Beide Vereine wurden im Jahr 1861 gegründet. Heute wollen wir die ersten hundert Jahre des Männergesangvereins Revue passieren lassen.


Die Gründung
Im Jahr 1860 fand im Lindacher Wald ein Sängerfest statt, an dem rund 4000 Personen teilnahmen. Der „Männergesang-Verein Fürstenfeldbruck“ wurde im Anschluss daran am 11. Mai 1861 im Schreibzimmer der Marthabrauerei gegründet. Gründungsmitglieder waren der Taxbeamte Franz Seraphim Hartmann (1. Vorstand), der Rechtspraktikant Dionnys Schmid, der Kaufmann Peter Trappentreu, der Zinngießer Leonhard Oberögger (2. Vorstand), der Glasermeister Xaver Hörmann (Säckelmeister), der Landgerichts-Veterinär Wilhelm Putscher (Tafelmeister), der Sattler Anton Heilgemayr, der Färbermeister Johann Sieß und der Rentamtsschreiber Joseph Dellinger (Schriftführer). Der Verein blieb zunächst der schon bestehenden Casino-Gesellschaft zugeordnet. Von Anfang an war der MGV also ein Honoratiorenverein, beispielsweise war auch Leonhard Weiß Mitglied, der die Funktion des Liederwartes bekleidete.
Der entscheidende Anlass für die Vereinsgründung war, dass die Brucker zum Nürnberger Sängerfest eingeladen werden wollten, und dies ging nur für einen Verein, nicht für einzelne Sänger. Bereits im ersten Jahr seines Bestehens nahmen Vereinsmitglieder tatsächlich am Nürnberger Sängerfest teil. Bei der Fahnenweihe einige Monate später waren als Gäste zum Beispiel Vertreter der Münchner Liedertafel, des akademischen Gesangvereins und der Augsburger Liedertafel anwesend. Am 27. November 1861 wurde der MGV als erster Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichts des Bezirksamtes Fürstenfeldbruck eingetragen, kurz zuvor wurde die Verbindung mit der Casino-Gesellschaft aufgegeben. Der Vereinsspruch lautete: „Des Liedes Kraft uns einig schafft“.


Die Zeit bis 1918
Der MGV trug seit seiner Gründung eine vaterländische Gesinnung in sich, beispielsweise feierte man im Oktober 1863 mit großer Begeisterung das 50-jährige Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig. Der wesentliche Zweck des Vereins war, dass sangesfreudigen Männern eine Plattform gegeben werden sollte. Die Pflege der Geselligkeit kam bei vielen Festen zum Tragen, etwa bei Meßfeiern und Gartenfesten. Im Mai 1867 übernahm der Verein die Gestaltung des Abschiedes von den Invaliden, die im Kloster Fürstenfeld über 50 Jahre ihre Unterkunft hatten. Im Jahr 1871 veranstaltete der MGV ein Wohltätigkeitskonzert für die Armee. Seit der Eröffnung der Bahnlinie München-Lindau im Jahr 1873 nahmen die Brucker Sänger an den bayerischen und deutschen Sängerfesten teil. Die Veranstaltungen, die der Verein am Ort abhielt, bezeugten ein hohes Niveau, beispielsweise wurden Liedvorträge und Instrumentalsolisten, die Chopin und Liszt darboten, gespielt.
Das 40-jährige Stiftungsfest beging der Verein mit einem Ausflug nach Kempten, der Vorstand Anton Aumiller stiftete dabei die Freikarten ins Allgäu. Im Jahr 1903 ging der „Lumpazivagabundus“ über die Bühne, der Kunstmaler und aktive Sänger Karl Robiczek führte Regie. Im Jahr 1913 wurde unter Chormeister Zintl am Café Brameshuber zum 100. Geburtstag des Erzgießers Ferdinand von Miller eine Gedenktafel enthüllt. Seinen Charakter als Honoratiorenverein behielt der MGV bei, Vorstände waren beispielsweise Johann Baptist Miller (1892), der spätere Bürgermeister Georg Sinzinger (1893 – 1894), der Buchdruckereibesitzer Albert Sighart (1899 – 1901) oder der Bankier Hugo Seidl (1895 – 1898). Im Dezember 1914 veranstaltete der MGV unter Mitwirkung der Militärkapelle des Infanterieregiments „Kronprinz“ ein Wohltätigkeitskonzert für hilfsbedürftige Angehörige von Kriegsteilnehmern und Gefallenen des Marktes Fürstenfeldbruck. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte der Verein schätzungsweise 50 bis 100 Mitglieder, in Fürstenfeldbruck lebten im Jahr 1910 knapp 5000 Menschen. Die Veranstaltungen des Vereins gehörten zu den Höhepunkten des gesellschaftlichen sowie sozialen Lebens in Fürstenfeldbruck und im Landkreis.


Die Jahre 1919 bis 1945
Durch die Ausrufung der Weimarer Republik im November 1918 bekamen erstmals auch Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht. Ein Jahr später wirkten erstmals Frauen in einem Damenchor im MGV mit. Das 60. Gründungsfest im Jahr 1921 wurde mit einem Beethovenkonzert begangen. Am 7. Mai 1922 wurde Haydns „Schöpfung“ in der Klosterkirche aufgeführt, der Verein war also auch dieser schwierigen Aufgabe gewachsen. In den Jahren 1925 bis 1928 war der spätere Bürgermeister Anton Uhl Vorstand, sein Nachfolger wurde Lehrer Otto Hegl (1929 – 1931). Ab dem Jahr 1929 gab der MGV jährliche Frühjahrs- und Herbstkonzerte, die jedoch angesichts der Weltwirtschaftskrise relativ schlecht besucht waren. Neuer Chormeister im Jahr 1931 wurde der Musikkritiker Ludwig Wismeyer, unter dem der Verein einen relativen, doch nur kurzfristigen Aufschwung nahm. Im Jahr 1932 wurde das Vagabundenstück „Robert und Bertram“ aufgeführt, bei allen sechs Konzerten war der Jungbräusaal ausverkauft, dieser wirtschaftliche Erfolg stärkte den Verein außerordentlich. In der NS-Zeit nahm der Verein an Kundgebungen teil. Viele Sänger zogen sich zurück, bis es im Jahr 1938 keinen Chor mehr gab. Die verbliebenen Vereinsmitglieder wurden von der NSDAP und ihren angeschlossenen Parteiorganisationen beansprucht. Vorstand Karl Huber (1936 – 1961) führte die Registraturarbeiten aus, damit der Vereinsstatus nicht verloren ging. Ab dem Jahr 1938 ruhten die Vereinsaktivitäten - bis zum Jahr 1948.


Die Zeit 1948 bis 1961
Im Jahr 1948 ließ die amerikanische Militärregierung die Vereinsarbeit wieder zu. Karl Huber sowie Josef Kellner übernahmen den Vorsitz und Franz Biebl wurde Chorleiter, ein Jahr später zählte der MGV 76 aktive Sänger. Und in diesem Jahr wurde auch ein Damenchor ins Leben gerufen, dem 55 aktive Sängerinnen beitraten. Diese Frauen wurden dem Verein als außerordentliche Mitglieder angeschlossen. Nach einer ersten Anlaufzeit entwickelte der Verein ein reges musikalisches und gesellschaftliches Leben. Im Jahr 1949 führte der MGV Haydns „Jahreszeiten“ auf, im gleichen Jahr gründete Karl Huber den Sängerkreis Fürstenfeldbruck mit zunächst acht Gesangvereinen. In den nächsten Jahren trat der Verein vor allem zu Christmetten und Maiandachten auf. Im Jahr 1952 trugen Vereinsmitglieder Volkslieder vor, dieser Abend wurde auf Wunsch der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Fürstenfeld wiederholt. Im gleichen Jahr führte der jährliche Sängerausflug nach Salzburg. Im Jahr 1953 wurde Toni Kress Chorleiter, der dieses Amt bis zum Jahr 1974 innehatte. In den nächsten Jahren schloss der MGV Freundschaften mit dem Liederkranz Schwaz in Tirol sowie den Chören Bad Reichenhall und Höchstädt.
Einen wesentlichen Anteil an den Erfolgen des Vereins hatte der 2. Vorstand, Schlossermeister Josef Kellner. Bei der Kundgebung des Heimkehrerverbandes im Oktober 1955 gestaltete der MGV das musikalische Programm. Im Jahr des 100-jährigen Jubiläums bestand die Vorstandschaft aus Karl Huber, Josef Kellner, Toni Kress, Theodor Bezold, Paul Fuchs, Hans Brandl, Gustav Danke, Bernhard Pulfer, Gustav Dudek und Konrad Buchner. Vertreter der Sänger waren Hans Krause, Leonhard Büchler, Heinrich Berger und Karl Hruschka, Vertreter der Sängerinnen waren Ludwina Hollinger, Edith Henkel und Wally Moosburner. Die passive Mitgliederliste des Jahres 1961 liest sich wie ein Who is who? der Fürstenfeldbrucker Stadtgesellschaft von August Aumiller (Musiklehrer), Wilhelm Buchauer (Behördenangestellter und späterer Bürgermeister), Lukas Drexler (Bäckermeister), Hans Iffert (Architekt), Georg Kachelriß (Lehrer), Gustav Kubatschek (Näh- und Schreibmaschinengeschäftsinhaber sowie Stadtrat), Dr. Lorenz Lampl (Arzt und Stadtrat), Dr. Hans Lindemann (Lehrer), Leonhard Plonner (Kaufmann und ehemaliger 2. Bürgermeister), Ernst Raadts (Landrat), Karl Sitzmann (Bauunternehmer), Franz Schütte (Rechtsanwalt und Stadtrat), Josef Schwalber (Bäckermeister) bis hin zu Dr. Theo Teichmann (Arzt). Das Jubiläumsjahr 1961 wurde u.a. mit einer festlichen Serenade im Klosterhof Fürstenfeld gefeiert. Zwei Jahre später spielte der Männergesangverein eine wichtige Rolle bei den Feierlichkeiten zum 725-jährigen Jubiläum des Klosters Fürstenfeld und bis heute ist der Verein aus der Stadt Fürstenfeldbruck nicht wegzudenken.
 



Im Jahr 1921 feierte der Männergesangverein groß sein 60-jähriges Bestehen.




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