Die Geschichte der Post und der Familie WeIß

Kommunikation war und ist ein Grundbedürfnis der Menschen, auch über längere Distanzen hinweg. Die Post spielte und spielt dabei eine herausragende Rolle. Heute soll es deshalb um die Geschichte der Post von ihren Anfängen bis ins frühe 20. Jahrhundert gehen.

Die Anfänge der Post

Die Geschichte der Post in Fürstenfeldbruck geht auf das Jahr 1569 zurück. Herzog Albrecht V. war ein wichtiges Mitglied des Militärbündnisses „Landsberger Bund“, welches in Fürstenfeldbruck ein „Postross“ installierte. Der Bund wurde im Jahr 1556 zu Landsberg am Lech zwischen Österreich, Bayern, Salzburg und Augsburg geschlossen. Herzog Albrecht V. schärfte dem Landvogt Illsteiner ein, dass zu Bruck jederzeit ein pünktlicher Pferdewechsel für die Übermittlung amtlicher Briefe aus österreichischen Gebieten über Augsburg an den Münchner Hof stattzufinden habe. Von diesem Zeitpunkt an gab es die Reitende Post von München über Fürstenfeldbruck nach Augsburg. Die von München über Bruck nach Augsburg führende Post diente zunächst dem Briefverkehr zwischen der Regierung der vorderösterreichischen Lande und dem herzoglichen Hof in München. Von Augsburg sollten die für die Kurfürsten in Mainz und Trier bestimmten Bundesbriefschaften an den Postmeister von Speyer gesandt werden. Das „Postross“ wurde in den Stallungen des Klosters Fürstenfeld gehalten. Während des 30-jährigen Krieges von 1618 bis 1648 wurde die Entwicklung der Post in Bayern nicht gefördert und kam teilweise zum Erliegen. Erst nach dem Ende dieses Krieges begann die Blütezeit des Postwesens.

Die Familie Weiß

Die Anfänge der Familie Weiß lagen am Starnberger See. Seit dem Jahr 1280 war das Weiß-Fischlehen in Ambach nachweisbar. Die männlichen Angehörigen der Familie waren also von Beruf Fischer. Über Starnberg und Landsberg kamen Teile der Familie nach Fürstenfeldbruck. Der Sohn von Georg Weiß, Michael Weiß, zog im Jahr 1600 nach Bruck und heiratete im Jahr 1611 Maria Reichel, die Tochter eines Schuhmachers aus Dachau. Michael Weiß war Kramer und konnte im Jahr 1617 ein Haus am Marktplatz, der heutigen Hauptstraße, erwerben. Im Verlauf der nächsten 20 Jahre kaufte er vier weitere Häuser an der Stelle, an der heute das Hotel Post steht.

Die Anfänge der Posthalterei Weiß

Im Jahr 1664 wurde auf Befehl des Kurfürsten Bayern an das bestehende Postroutensystem der Familie Taxis angegliedert. Entweder in diesem Jahr 1664 oder im Jahr 1680 kam vom Amtssitz der Thurn und Taxis die Zusicherung, dass der Gastwirt Weiß das Posthalteramt bekommen würde. Im Jahr 1664 wurde Bayern in das Postinstitut von Thurn und Taxis eingegliedert. Der erste Posthalter aus der Familie Weiß war Paul Weiß, er bezeichnete sich fortan als kurfürstlicher Posthalter, Umgelter und Weingastgeb. Die Posthäuser waren, solange der Verkehr an Straßen und Pferde gebunden war, fast ausnahmslos zugleich Wirtshäuser, die Posthalter zugleich Gastwirte. Im Jahr 1690 hatte er den Reisedienst zu leisten, als Kaiser Leopold I. mit seinem Sohn Josef von Augsburg nach München reiste. Das kaiserliche Gefolge beanspruchte insgesamt ca. 300 Pferde. Die reitende Post mit Briefen kam wahrscheinlich täglich in Bruck an. Paul Weiß starb im Jahr 1708.

Die weitere Entwicklung

In den ersten drei Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts fanden mehrere Besuche der Kurfürsten in Bruck statt, allein Max Emanuel weilte dreimal in dem Ort und immer verlangten die Kurfürsten die pünktliche Bereitstellung der auszuwechselnden Pferde. Das Amt des Posthalters barg auch Gefahren in sich. Im Jahr 1742 kamen etwa 40 Husaren und nahmen Quartier beim Posthalter. Im Jahr danach erreichte Jakob Weiß einen Schutzbrief des „Hungarischen Kriegskommissariats zu München“ für das Postgasthaus. Für das Jahr 1748 wurde in einer Instruktion dem Posthalter eingeschärft: Die Amtsdekrete fleißig zu lesen, die Postpferde zu keinem anderen Dienst zu verwenden, Packsäcke über 50 Pfund zurückzuweisen … „Es ist Vorsicht zu nehmen, dass die Postillions keine hergeloffene, liederliche Bursch, sondern ehrbare, getreue Leuthe seien, die sich im Nothfall einem Straßenräuber widersetzten können, die sich in Transpordierung der Ordinarien unterwegs sich nicht in Würsthäusern aufhalten, noch sonst mit verdächtigen Leuthen, als da sind: heimliche Wildpretschützen, Contrabantierer, unehrbare Weibsmenschen oder liederliche Juden Umgang haben.“

In der Mitte des 18. Jahrhunderts bevorzugte die Post die Schwabhauser Strecke. Im Jahr 1760 wurde die Brucker Straße außer Kurs gesetzt, im selben Jahr wurde Jakob Weiß als Posthalter abgesetzt und die Brucker Strecke wurde als „Nebenpoststrecke“ nach München und Augsburg degradiert. Die Aufhebung des Brucker Poststalles dauerte bis zum Jahr 1805. Im Jahr 1808 übergab das Haus Thurn und Taxis das Postregal (= Postrecht) an den Staat. Posthalter Louis Weiß wechselte die Taxis’sche Uniform in die weiß-blaue Uniform des bayerischen Staates. Ab diesem Zeitpunkt war er Königlich-Bayerischer Posthalter. Im Jahr 1810 passierte die Erzherzogin Luise von Habsburg auf ihrer Vermählungsreise nach Paris Bruck. In aller Eile wurden 450 Pferde beschafft. Posthalter Louis Weiß erfreute sich der besonderen Gunst des Königs. Die Klosterkirche Fürstenfeld verdankte der Markt Bruck vor allem Louis Weiß und dem Baron von Spreti. Der alte Poststreit zwischen den konkurrierenden Straßen flammte in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts erneut auf.

Ab den 1840er Jahren machte die Entwicklung des Eisenbahnwesens allen Posthaltern schwere Sorgen. Die Einnahmen der Post gingen erheblich zurück, die Extraposten fielen ganz weg und die Postkutsche konnte nur noch wichtige Zubringerdienste für das Dampfross leisten. Auf der anderen Seite entschied die Regierung, dass die Route über Fürstenfeldbruck und Mering sowohl für den Aerealdienst als auch für die Extrapost und den Staffettendienst zwischen Augsburg und München zu benützen ist, die Strecke Schwabhausen war damit degradiert. In den 1870er Jahren wurde die Fahrt Maisach-Bruck zu einer Fernlinie über Grafrath und Inning ausgebaut, hinzu kam die tägliche Postomnibusfahrt nach Moorenweis.

Die Eröffnung der Bahnstrecke München-Lindau im Jahr 1873 veränderte die Verhältnisse grundlegend. Zeitweise wurden die Postamtsräume in den neuen Bahnhof gelegt, doch aufgrund von Protesten der Bevölkerung wurde dies bald wieder geändert und die Postexpedition blieb dann wieder am angestammten Ort im Hause Weiß an der Hauptstraße. Der letzte Posthalter war dann schließlich der Ökonomierat Ludwig Weiß. Bis zum Jahr 1931 befand sich das Postamt in den Räumen des Postgasthauses, dann bezog es sein eigenes Haus, welches kurz zuvor errichtet worden war. Das neue Postgebäude stand und steht an der Abzweigung der Fürstenfelderstraße und der Bahnhofstraße. Nach langer Zeit erlosch damit die Posthalterei Weiß.

Posthalter Ludwig Weiß war zudem 25 Jahre Mitglied des Bayerischen Landtages.




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