Juli 2016 - Ein Verkehrsprojekt seit den 1950er Jahren: Die B2 und die Konsequenzen

Ein Signum der Zeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war und ist eine ständig steigende Motorisierung, sowie damit verbunden ein ständig steigender Autoverkehr. Diese Entwicklung beschleunigte sich seit den 1960er und 1970er Jahren erheblich, und auch wenn sich das Verkehrswachstum in den letzten beiden Jahrzehnten in Relation zu dem Zeitraum der 1980er und 1990er Jahre etwas verlangsamt hat, waren und sind die Verkehrsströme in Fürstenfeldbruck für fast alle Bevölkerungsteile ein zentrales Thema. Heute soll deshalb auf die historische Entwicklung der B 2 und auf die Planungen sowie auf die Umsetzung der Umgehungsstraße Nord zurückgeblickt werden.
 
Die B 2 in den 1950er und 1960er Jahren
Mitte der 1950er Jahre machte sich der Stadtrat erstmals Gedanken zur Verlegung der B 2 aus der Innenstadt und damit zur Umfahrung von Fürstenfeldbruck. Im Jahr 1957 wurde mit Zustimmung des Stadtrats die Trasse für den Ausbau der Bundesstraße 2 West festgelegt, zwei Jahre später waren die Vermessungsarbeiten abgeschlossen, in diesem Jahr 1959 wurde das Planfeststellungsverfahren realisiert. Im Jahr 1961 teilten die staatlichen Straßenbaubehörden dem Stadtrat mit, dass nach der neuen Planung  die Trasse der B 2 West nicht nur bei der Rodelbahn den Berg herab und bis zur Münchner Straße geführt, sondern eine weitere Trasse, die von der Siechfeldstraße abgezweigt, durch die Oskar-von-Miller-Straße über Fürstenfeld, den Stausee, den Geisinger Steig und bis nach Puch gezogen werde.
 
In der Aussprache im Stadtrat waren alle Stadträte der Auffassung, dass es sich der Stadtrat nicht bieten lassen könne, wenn die staatlichen Straßenbaubehörden die Bevölkerung bei den Planungen übergehen. Daraufhin beschloss der Stadtrat, eine Bauland-Umlegungsstelle und einen Umlegungsausschuss einzurichten.
 
In den nächsten Jahren wurde die B 2 dann ausgebaut, im Jahr 1964 beispielsweise zwischen Puchheim und Hoflacher Berg. Zwischen den Jahren 1964 und 1967 wurden die Bauarbeiten um und in Fürstenfeldbruck vorerst abgeschlossen.
 
Planungen für eine Umgehungsstraße
Im Jahr 1967 legte Stadtrat Franz Schütte seine Ideen zur beabsichtigten Verbindung der Bundesstraßen 2 und 471 in einer Denkschrift nieder. Die Absicht des Planungsverbandes „Äußerer Wirtschaftsraum München“ sah vor, die beiden Straßen durch eine zweite Amperbrücke und eine Spange durch das Emmeringer Hölzl zu verbinden. In der Denkschrift von Schütte stand: „Der Gegenvorschlag, der u.a. vom Gemeinderat Emmering vertreten wird, sieht vor, die Spange mit der Amperbrücke östlich des Siedlungsgebietes zu bauen. Diese Pläne sind nicht neu. Noch bis etwa 1960 war geplant, Fürstenfeldbruck südlich zu umgehen. Die damals gefertigten Pläne können, soweit sie eine Verbindung von der B 471 zur B 2 östlich von Emmering vorsehen, aufgegriffen werden. 
 
Dann würde eine echte Umgehung des Siedlungsgebietes erfolgen und auch das Emmeringer Hölzl wäre gerettet“. Der Planungsverband lehnte den Vorschlag mit der Begründung ab, dass der Kraftfahrer nicht geneigt sein würde, einen Umweg in Kauf zu nehmen.
 
Zur Bedeutung einer Spange B 2/B 471 schrieb das Fürstenfeldbrucker Tagblatt am 19. April 1967: „Es ist anzunehmen, dass der Zielverkehr München – Fürstenfeldbruck in immer steigendem Maße nicht mehr die B 2, sondern die B 471/Autobahn benützen wird. Mit Recht bevorzugen die Kraftfahrer die Autobahn, weil dort die Unfallgefahr wesentlich geringer ist … 
 
Die B 2 wird daher vor allem von Kraftfahrern benützt werden, die aus Starnberg, Gilching, Alling, Germering, Puchheim kommen … Die Spange B 2/B 471 wird somit nur von Kraftfahrern benutzt werden, die zum Norden und (über die Nordumgehung) zum Westen der Stadt wollen, sowie vom Durchgangsverkehr. Sobald aber die Entlastungsstraße zum Westen der Stadt gebaut sein wird, werden Kraftfahrer, die auf der B 2 nach Fürstenfeldbruck kommen und zum Westen oder Nordwesten der Stadt wollen, diese Straße und die neue Brücke im Westen benutzen …“.
 
Zwei Tage später stand zu diesem Thema in einer Leserzuschrift von Dr. Peter Voll: „Die Bürger von Schilda sind sicher jedem von uns durch ihre sinnlosen Planungen bekannt. Es scheint, als schicke sich die Stadt Fürstenfeldbruck an, in ihre Fußstapfen zu treten. In der Hoffnung, dass der Bund eine zweite Brücke über die Amper bezahlt und diese Kosten daher den Stadtsäckel nicht belasten, sieht es so aus, als ob die Stadtverwaltung mit dem vom Straßenbauamt entworfenen Projekt, eine Verbindungsstraße von der B 2 zur B 471 durch das Emmeringer Hölzl zu führen, liebäugeln würde. Dass Bruck eine zweite Brücke braucht, weiß jeder. Diese Brücke soll aber doch dort erstellt werden, wo sie wirklich einen Nutzen hat. Sie soll also die einzige bisherige Brücke entlasten, um das Verkehrs-Chaos im Stadtkern zu beheben. Eben das tut jedoch eine Brücke durch das Emmeringer Hölzl nicht“.
 
Die Auffassungen über die Umgehungsstraße Nord und /oder die Spange durch das Emmeringer Hölzl gingen also sehr auseinander und dauerten die nächsten Jahre an. Im Juni 1967 stimmte der Stadtrat den Überlegungen des Regionalentwicklungsplans zu. Zwei Jahre später fand ein Gespräch einer Fürstenfeldbrucker Delegation mit Bundesverkehrsminister Georg Leber (1920 – 2012) statt, über dieses Gespräch berichtete Bürgermeister Willy Buchauer: „Ziel der Aussprache im Bundesverkehrsministerium war es zu erreichen, dass die geplante Umgehungsstraße so schnell wie möglich verwirklicht wird. Wenn möglich, sollte noch die Einbeziehung in das „Olympia-Programm“ erfolgen. Die Verbindungsspange sollte bei der Besprechung an sich außer Ansatz bleiben, da die Nordumgehung als vordringlicher erachtet wird“.
 
Die Stadt Fürstenfeldbruck wurde bei ihren Überlegungen durch den Bundestagsvizepräsidenten Dr. Richard Jaeger (1913 bis 1998), dem Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Landsberg, unterstützt. In den nächsten Jahren wurde die Umgehungsstraße Nord dann gebaut, sie kostete mehrere Millionen DM.
 
Im Jahr 1969 waren 33.000 Kraftfahrzeuge im Landkreis Fürstenfeldbruck zugelassen, heute dürften es etwas deutlich über 100.000  Autos sein, der Landkreis hatte im Jahr 1970 knapp 119.000 Einwohner, im Jahr 2014 lebten hier etwa 210.000 Menschen. 
 
Fazit
Die Verkehrsplanungen in Fürstenfeldbruck waren auch in den 1960er Jahre umstritten, da jede Bundesstraße auch damals den innerstädtischen Verkehr über die Hauptstraße tangierte. Die B 2 und die Nordumgehung entstanden im Widerstreit der ökonomischen Interessen zwischen den verschiedenen Stadtratsfraktionen und den verkehrstechnischen Bedürfnissen der Bevölkerung, zudem mussten finanzielle Interessen des Bundes, des Freistaats Bayern, der Stadt Fürstenfeldbruck und der Gemeinde Emmering ausgeglichen werden, auch Fragen des Umweltschutzes spielten bereits eine Rolle.
 

 



 Heute ist die Bundesstraße 2 zu Stoßzeiten völlig dicht.




zurück zur Übersicht