September 2015 - Die Arbeiterwohlfahrt in den 1950er und 1960er Jahren

Heuer jährt sich das Gründungsjahr der Arbeiterwohlfahrt in Fürstenfeldbruck zum 70. Mal. Vor allem in der Nachkriegszeit sowie in den 1950er und 1960er Jahren hatte die Arbeiterwohlfahrt eine große Bedeutung an unserem Ort, deshalb wollen wir heute auf diese Zeit zurückblicken.

 
Gründung und Geschichte
 
Die Arbeiterwohlfahrt in Deutschland wurde am 13. Dezember 1919 durch Marie Juchacz als „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD“ gegründet, viele der Gründungsmitglieder waren Frauen. Marie Juchacz wurde im Jahr 1879 in Landsberg an der Warthe geboren und starb im Jahr 1956 in Düsseldorf. Sie war Sozialreformerin, Frauenrechtlerin und Sozialdemokratin. Im Jahr 1919 wurde sie in die Weimarer Nationalversammlung gewählt und war Mitglied des Reichstages 1920 bis 1933. Im Jahr 1945 gründete sie die Arbeiterwohlfahrt in den USA. Die erste Hauptaufgabe der Arbeiterwohlfahrt war die Unterstützung der Geschädigten des Ersten Weltkrieges. Ihre Grundwerte waren und sind Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Seit der Gründung war und ist es die zentrale Aufgabe der Arbeiterwohlfahrt, sozial schlechter gestellte Menschen zu unterstützen. In der NS-Zeit wurde die Arbeiterwohlfahrt aufgelöst. Nach Kriegsende wurde sie im Jahr 1946 in Hannover als parteipolitische und konfessionelle unabhängige Hilfsorganisation neu gegründet. Politisch stand und steht die Arbeiterwohlfahrt der SPD nahe, in den Ortsvereinen war und ist sie oftmals personell mit der SPD verwoben.
 
Gründung und erste Zeit in Fürstenfeldbruck
 
Das Vorbild für die Arbeiterwohlfahrt in Fürstenfeldbruck war die Arbeiterwohlfahrt in München. Diese brachte ihre Mitglieder einmal in der Woche nach Fürstenfeldbruck in die Ohnesorg-Villa und bewirtete sie dort. Walter Schnelle und andere erkannten bald nach dem Krieg, dass man die älteren Mitbürger nicht sich selbst überlassen durfte. Die Gründungsmitglieder der Arbeiterwohlfahrt in Fürstenfeldbruck waren Willy Buchauer, Michael Neumeier, Walter Schwarz und Hans Biber (alle SPD). Die Arbeiterwohlfahrt beschenkte alte und ärmere Brucker Bürger mit Care-Paketen. In der Nachkriegszeit konzentrierte sich die Arbeiterwohlfahrt auf die Versorgung ärmerer Menschen mit dem Lebensnotwendigsten.
 
Die 1950er Jahre
 
Ende Februar 1952 blickte die Arbeiterwohlfahrt auf das vergangene Jahr zurück, in dem sie durch Betreuungsveranstaltungen und weitere Aktivitäten alte Arbeitsveteranen, Arbeiterwitwen und Waisen unterstützte. Auch die Fürsorge- und Rechtsberatung wurde oftmals in Anspruch genommen. Bei der Weihnachtsveranstaltung im „Hotel Post“ wurden 61 Bedürftige bewirtet und mit einem kleinen Geschenk bedacht. Die Neuwahlen im Februar 1952 ergaben: 1. Vorsitzender Fritz Schaffranik, 2. Vorsitzender Michael Neumeier jun., Schriftführer Franz Schulz, Kassier Anny Kiffer, Beisitzer Rosa Neumaier und Rosa Biber. Bei dieser Zusammenkunft wurde die Bildung einer Frauengruppe angeregt und die Eröffnung einer Nähstube erwogen, ferner wurde beschlossen, für eine Anzahl von Kindern zu Ostern in der Stadtrandsiedlung ein Eiersuchen durchzuführen.
Am 24. März 1954 hielt die Arbeiterwohlfahrt ihre Jahreshauptversammlung ab. Im abgelaufenen Jahr wurden 270 Notleidende betreut. Die Arbeiterwohlfahrt hatte im vergangenen Jahr mehrere Sammlungen durchgeführt, deren Ergebnisse aufgrund der Spendenfreudigkeit der Bürgerinnen und Bürger gut waren. Im Rahmen der geschlossenen Fürsorge hat der Ortsverein für sechs Kinder und eine Frau die Kosten für insgesamt 126 Erholungstage übernommen. Aus den Auslandsspenden konnten von der Arbeiterwohlfahrt 1000 Kilogramm Bekleidung, 40 Paar Schuhe und 200 Kilogramm Lebensmittel verteilt werden. Insgesamt hat die Arbeiterwohlfahrt 210 Nichtmitglieder und 60 Kinder bei caritativen Veranstaltungen oder Verteilungen betreut. Die Zuwendungen bei der Weihnachtsfeier beliefen sich auf 608 DM. Schaffranik dankte besonders den Mitgliedern und Helfern Seidel, Biber, Neumeier, Schulz, Seethaler, Buchauer, Schwarz und Warnak.
Am Ende des Jahres 1958 hielt die Arbeiterwohlfahrt eine Weihnachtsfeier ab, bei der 60 alte und einsame Bürgerinnen und Bürger jeweils ein Geldgeschenk, eine Flasche Wein und ein Paket Lebkuchen bekamen. Menschen aus Fürstenfeldbruck, Emmering, Eichenau, Puchheim, Mammendorf, Maisach und Türkenfeld waren der Einladung gefolgt. Der 2. Vorsitzende Michael Neumeier bedankte sich bei allen Spendern aus der Stadt und dem Landkreis.
 
Die 1960er Jahre
 
Im April 1960 führte die Arbeiterwohlfahrt eine Sammlung durch. Der Kreisverband bat alle Einwohner der Stadt und des Landkreises, diese Sammlung zu unterstützen. Damals waren noch viele Eltern aus finanziellen, beruflichen oder familiären Gründen außerstande, mit ihren Kindern einen gemeinsamen Erholungsaufenthalt zu verbringen. Das Motto der Sammlung lautete: „Helft Kinder in Erholung schicken!“ Im Dezember 1964 lud die Arbeiterwohlfahrt Fürstenfeldbruck 60 alte und sozial schwache Bürgerinnen und Bürger zur Weihnachtsfeier im Bichlerbräu ein. Die Arbeiterwohlfahrt konnte Landrat Mathias Duschl und Bürgermeister Willy Buchauer begrüßen, desgleichen die Stadträte Schwarz, Geys, Mayer und Biber. Die Arbeiterwohlfahrt legte besonderen Wert auf das Gemeinsame bei einer solchen Feier und trug so zur besseren Integration der ärmeren und älteren Bürgerinnen und Bürger in die Stadtgesellschaft bei. Die Arbeiterwohlfahrt führte in jedem Jahr der 1960er Jahre eine Weihnachtsfeier und Sammlungen durch. Seit den 1970er Jahren nahm die Bedeutung der Arbeiterwohlfahrt etwas ab.
 
Fazit
 
Die Arbeiterwohlfahrt Fürstenfeldbruck half seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs über 25 Jahre hinweg älteren und sozial schwachen Bürgerinnen und Bürgern. Die Arbeiterwohlfahrt war ihrerseits auf die Spenden der Bevölkerung angewiesen. Sie war aus dem sozialen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Die Arbeiterwohlfahrt Fürstenfeldbruck wurde fast ausschließlich von Personen, die gleichzeitig SPD-Mitglieder waren, getragen.



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