Januar 2014 - Aich Mitte der 1950er Jahre

Aich im Jahr 1955
Sozial- und Wirtschaftsstruktur
Die Bauern

Bis zur Gemeindegebietsreform im Jahr 1978 war der Ort Aich selbständig. Die Einwohnerzahl von Aich stieg von 279 Personen im Jahr 1939 auf 384 Personen im Jahr 1946 an, dies legt den Schluss nahe, dass der Ort viele Flüchtlinge aufgenommen hat. Heute soll die Wirtschafts- und Sozialstruktur von Aich in der Mitte der 1950er Jahre beleuchtet werden.

Aich im Jahr 195

Im Jahr 1955 hatte Aich 363 Einwohner, der Ort bestand aus den Ortsteilen Aich, Eitelsried und Rothschwaig. In Eitelsried gab es zwei Häuser mit fünf Haushalten, Rothschwaig bestand nur aus einem einzigen Haus mit drei Haushalten. In Aich standen 54 Häuser mit insgesamt 109 Haushalten, in 19 Häusern gab es nur einen Haushalt, in den anderen 38 Häusern befanden sich zwei oder mehr Haushalte. In einem Haushalt lebten also im Durchschnitt ca. drei Personen und es gab ca. 150 Kinder am Ort. Bürgermeister von Aich war Josef Drexler, sein Stellvertreter hieß Georg Spicker. Aich hatte mit dem Expositus Anton Pfeiffer einen eigenen Ortsgeistlichen, an der Schule in Aich unterrichtete der Lehrer Kurt Pietsch, zudem hatte der Ort ein eigenes Standesamt. Der Ort war katholisch geprägt. Die beiden Bürgermeister, der Expositus, der Lehrer, einige Selbständige wie beispielsweise die beiden Gastwirte sowie die größeren Bauern bildeten die dörfliche Elite von Aich.

Sozial- und Wirtschaftsstruktur

Aich war zu dieser Zeit ein oberbayerisches Bauerndorf, in dem die Bauern quantitativ und in sonstiger Hinsicht den Ton angaben.


Tabelle 1: Sozialstruktur von Aich im Jahr 1955 (berechnet nach dem Adressbuch von Fürstenfeldbruck und dem Landkreis Fürstenfeldbruck 1955, in Prozent):

Männer (n = 104)

Bauer: 29,8
Gelernte Handwerker/Arb.: 11,5
Landwirtssohn: 8,7
Rentner: 9,6
Landarbeiter: 8,7
Selbständige: 6,7
Hilfsarbeiter: 6,7
An- und ungelernte Arbeiter: 5,8
Bauer und anderes Gewerbe: 3,8
Geistlicher: 1,0
Lehrer: 1,0
Rest: 6,7

Frauen (n = 121)

Hausfrau: 55,4
Bauerstochter: 13,2
Bäuerin: 7,4
Rentnerin: 5,0
Landwirtschaftl. Arbeiterin: 4,1
Austragsbäuerin: 2,5
Näherin: 1,7
Hilfsarbeiterin: 1,7
Rest: 9,0


Bei den Männern war mit Abstand die größte Gruppe die der Bauern, fast gleich groß war die Gruppe der gelernten, angelernten und ungelernten Handwerker sowie Arbeiter. Mittelpunkte des gesellschaftlichen und sozialen Lebens waren die beiden Gastwirtschaften von Georg Beham und Josef Drexler, der zugleich das Amt des Bürgermeisters ausübte. Wichtig für die Landwirtschaft dürfte auch der Schmiedmeister Josef Wurm gewesen, desgleichen der Viehhändler und Landwirt Josef Rauch. Die Versorgung der Bevölkerung mit Alltagsgegenständen lag in den Händen des Gemischtwarenhändlers Simon Kandler und des Textilwarenhändlers Anton Schimmer. Bei den Frauen dominierte die Tätigkeit als Hausfrau, denn mehr als jede zweite Frau, zu der im Adressbuch eine Berufsangabe gemacht wurde, war Hausfrau. Überraschend niedrig fiel die Angabe „Bäuerin“ aus, denn im Vergleich zu den Männern übten relativ wenige Frauen den Beruf der Bäuerin aus. Die Berufsstruktur weist insgesamt auf eine weitgehend patriarchalische Gesellschaftsordnung hin. Abschließend soll auf die ökonomischen und damit auch sozialen Differenzierungen innerhalb der Bauernschaft eingegangen werden.

Die Bauern

In Aich gab es im Jahr 1955 40 Höfe, die von sehr unterschiedlicher Größe waren. Angebaut auf dem Ackerland wurden vor allem Getreide- und Hülsenfrüchte zur Körnergewinnung, vorwiegend Winterweizen, Sommergerste und Hafer. Zudem wurden Kartoffeln und Zuckerrüben sowie Futterpflanzen wie beispielsweise Luzerne und Gras angebaut. Die Inhaber der bäuerlichen Betriebe waren Jakob Hartmann (Hausnummer 1), Thomas Eibl (2), Josef Rembold (3), Georg Kandler (4), Ludwig Huttinger (5), Michael Strauß (6), Stefan Frießenegger (7), Josef Rauch (8), Anna Schmölz (8 ½), Martin Wieland (8 1/3), Johann Schallermayer (8 ¼), Ludwig Schmölz (8 1/5), Leonhard Kandler (9), Peter Engelschall (11), Johann Gailer (11 ½), Leonhard Engelschall (12 ½), Josef Kellerer (13), Ferdinand Hillmeier (14), Korbinian Wieland (15), Thomas Lorenz (17), Josef Schmid (18), Otto Bals (19), Josef Ludwig (21), Martin Wieland (23), Georg Spicker (25), Martin Engelschall (26), Martin Wörl (28), Josef Drexler (29), Matthias Zeller (30), Josef Wurm (31), Johann Böck (32), Michael Klotz (33), Josef Bayerle (34), Katharina Gerum (35), Mathias Lugmeir (37), Johann Ludwig (38), Georg Bals (39), Johanna Wagner (39 ½), August Hirner (39 1/3) und Simon Beham. Manche Landwirte übten neben ihrer agrarischen Tätigkeit noch einen weiteren Beruf aus, beispielsweise Viehhändler, Maurer oder Hilfsarbeiter.

Tabelle 2: Gesamtwirtschaftsfläche der Höfe in Aich 1955 (in Prozent):

Mehr als 40 Hektar: 7,5
31 – 40 Hektar: 7,5
21 – 30 Hektar: 2,5
11 – 20 Hektar: 15,0
6 – 10 Hektar: 25,0
Fünf und weniger Hektar: 42,5


Fast die Hälfte der Höfe verfügte lediglich über eine Gesamtwirtschaftsfläche von fünf oder weniger Hektar, dies war auf die Dauer für eine halbwegs gesicherte wirtschaftliche Existenz zu wenig, und auch die Höfe mit sechs bis zehn Hektar hatten auf die Dauer sicherlich ums Überleben zu kämpfen. Es ist davon auszugehen, dass in den Jahrzehnten nach dem Jahr 1955 viele Bauern aufgeben mussten, in der Folgezeit hieß die bayernweite Devise „Wachsen oder weichen“. Etwa ein Drittel der Hofbesitzer besaß mehr als zehn Hektar Gesamtwirtschaftsfläche und nur etwa jeder fünfte Hof hatte eine Gesamtwirtschaftsfläche von mehr als 20 Hektar. Die wirtschaftlichen und damit sozialen Unterschiede innerhalb der Bauernschaft von Aich war also sehr groß. Die größten Höfe waren die von Michael Klotz, Josef Drexler und Josef Kellerer.

» nach Oben

Stadt Fürstenfeldbruck
Hauptstr.31
82256 Fürstenfeldbruck

Stand: 05/14/2024
Quelle: