Februar 2015 - Bäckereien und Metzgereien in der Nachkriegszeit 1945 bis 1950

Bäckereien und Metzgereien in der Nachkriegszeit 1945 bis 1950

Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln nach dem Zweiten Weltkrieg war angesichts der Materialknappheit keine leichte Aufgabe. Die Lebensmittelhändler sowie Bäckereien und Metzgereien spielten dabei die zentrale Rolle. Dieses Mal soll deshalb die Situation der Bäckereien und Metzgereien in der Nachkriegszeit beleuchtet werden. 


Die Nachkriegssituation

Seit dem Jahr 1939 war die Bevölkerung von Fürstenfeldbruck von knapp 9000 Einwohnern auf fast 12000 Einwohner erhöht, die Zahl der Bäckereien hatte sich dagegen nur um eine Bäckerei erhöht. Die Hausfrauen klagten in den Jahren 1945 bis 1947/48 wiederholt über die unzureichende Brotversorgung, zudem mussten sie in langen Warteschlangen anstehen, oft vergeblich. In der NS-Zeit hatte die Bäckerei Huber fast die Hälfte der Bevölkerung mit Brot versorgt. Im September 1946 beschlagnahmte die amerikanische Militärregierung die Bäckerei Huber. Sie durfte nun nur noch für die Besatzungsmacht arbeiten, vor allem für die amerikanischen Angehörigen des Fliegerhorstes. Bäckermeister Josef Huber beantragte, einen Erweiterungsbau mit einem Nebenbetrieb errichten zu dürfen. Dieser Antrag wurde bewilligt und im Jahr 1947 konnte der Nebenbetrieb, der auch für die Bevölkerung produzieren durfte, eingeweiht werden. Die Situation der Metzgereien in der Nachkriegszeit war besser, auch durch den in Fürstenfeldbruck bestehenden Schlachthof.


Die Bäckerei Schwalber im Jahr 1934.

 

Die Bäckereien

Im Jahr 1950 gab es in Fürstenfeldbruck acht Bäckereien: Josef Schwalber in der Augsburgerstraße 12, Rosina Huber in der Hauptstraße 21, Siegfried Späth in der Landsbergerstraße 20, Max Wimmer am Leonhardsplatz 2, Lukas Drexler in der Pucherstraße 31, Hans Brunnhuber in der Schöngeisingerstraße 4, Jakob Scharlach in der Schöngeisingerstraße 22 und Martin Buchauer in der Schöngeisingerstraße 62. Bis auf die Bäckerei von Siegfried Späth gab es alle Bäckereien schon vor Kriegsende. Die Ertragskraft der Bäckereien war sehr unterschiedlich, was an den unterschiedlichen Gewerbesteuerzahlungen deutlich wird: An der Spitze stand die Bäckerei Huber, die im Jahr 1950 4750 DM Gewerbesteuer entrichtete, die Bäckerei mit der zweithöchsten Gewerbesteuerzahlung war die Bäckerei Buchauer mit 1660 DM. Es folgten Max Wimmer (1500 DM), Jakob Scharlach (1200 DM) und Josef Schwalber (1020 DM). Die wirtschaftliche Situation dieser Bäckereien war als sehr gut bis gut zu bezeichnen, in ihnen waren drei bis fünf Personen beschäftigt. Deutlich kleiner waren die Bäckereien Brunnhuber und Drexler, die Bäckerei von Späth war die kleinste und musste lediglich 20 DM Gewerbesteuer bezahlen. Drei der acht Bäckereiinhaber waren in Fürstenfeldbruck geboren, Josef Schwalber (31. Mai 1910), Rosina Huber (12. Februar 1898) und Hans Brunnhuber (21. Juni 1895), Martin Buchauer wurde in Wasserburg geboren (24. September 1887), Jakob Scharlach kam aus Kruking (22. Juli 1906), Lukas Drexler war gebürtig in Jesenwang (12. Oktober 1899), Max Wimmer wurde in Herrsching geboren (26. Februar 1900) und Siefried Späth kam in München auf die Welt (21. November 1919).

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in Fürstenfeldbruck 10 Bäckereien. Josef Schwalber I. gründete seine Bäckerei in Fürstenfeldbruck im Jahr 1908. Josef Schwalber II. begann im Jahr 1923 seine Lehre im elterlichen Betrieb. Nach seinen Tätigkeiten als Bäckergeselle in Linz und Bad Reichenhall kehrt er in den Betrieb seines Vaters zurück, den er nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm und bis in das Jahr 1981 führte. Sein Sohn Josef Schwalber III. betrieb die Bäckerei bis in das Jahr 1987, dann wurde der Betrieb aufgegeben. In der Hauptstraße 21 gab es schon seit mindestens Anfang des 19. Jahrhunderts eine Bäckerei. Im Jahr 1926 übernahm Rosina Huber, die Tochter des Bäckermeisters Joseph Grad, die Bäckerei und ein Jahr später wurde die Bäckerei von ihr und ihrem Ehemann Joseph Huber gemeinsam geführt. Nach dem Tod ihres Mannes führte Rosina Huber ab dem Jahr 1947 die Bäckerei alleine weiter. Im Jahr 1956 übergab sie das Geschäft an ihre Tochter Gabriele Bücherl, geborene Huber. Die Bäckerei existiert bis heute. Im Jahr 1924 gründete Martin Buchauer seine Bäckerei. Er legte im Jahr 1928 seine Meisterprüfung ab. Im Jahr 1945 wurde er zum Obermeister der Bäckerinnung gewählt und hatte dieses Amt bis zum Jahr 1959 inne. Im Jahr 1947 wurde das Rückgebäude des Hauses Schöngeisingerstraße 62 erweitert. Auch die Bäckerei Buchauer besteht heute noch. Auf dem Anwesen Leonhardsplatz 2 übten seit dem Jahr 1572 Bäcker ihren Beruf aus. Im Jahr 1930 pachtete Max Wimmer I. zusammen mit seiner Ehefrau die seit Jahrzehnten nicht mehr betriebene Bäckerei der Familie Aumiller am Leonhardsplatz und gründete dort seine eigene Bäckerei. Bis zum Jahr 1962 führte er diese Bäckerei am Leonhardsplatz. Nachdem sein Enkel Max Wimmer III. bereits in den 1980er Jahren die ersten Filialen in Gröbenzell und Maisach eröffnet hatte, wuchs die Bäckerei kontinuierlich weiter und hat heute über 150 Mitarbeiter.
 
Die Metzgereien
 
Im Jahr 1950 gab es in Fürstenfeldbruck 12 Metzgereien: Franz Schindler in der Augsburgerstraße 1a, Florian Schlammerl in der Hauptstraße 2, Josef Kellermann in der Hauptstraße 12, Maria Kneißl in der Hauptstraße 16, Veronika Sedlmeier in der Hauptstraße 33, Leonhard Felber in der Landsbergerstraße 16a, Simon Bacher in der Landsbergerstraße 18, Fanny Ostermeier in der Pruggmairstraße 4, Josef Eser in der Pucherstraße 28, Vitalis Mairhanser in der Schöngeisingerstraßte 37, Hans Hoy in der Schöngeisingerstraße 52 und Bruno Hilbig in der Siedlerstraße 16. Die Ertragskraft der Metzgereien wies kein so großes Spektrum wie die der Bäckereien auf. Die Metzgerei mit der höchsten Gewerbesteuerzahlung war die von Veronika Sedlmeier (1536 DM), es folgten Josef Kellermann (1440 DM) und Maria Kneißl (1176 DM), die Beschäftigtenzahl lag bei zwei bis fünf Personen. Einige Metzgermeister zahlten zwischen 250 und 500 DM Gewerbesteuer wie beispielsweise Florian Schlammerl, Leonhard Felber, Fanny Ostermeier und Vitalis Mairhanser. Florian Schlammerl war der einzige Metzgermeister, der in Fürstenfeldbruck geboren wurde (16. April 1891), Franz Schindler wurde in Regensburg geboren (2. Juli 1888), Josef Kellermann kam aus Unterthürheim (21. Januar 1901), Maria Kneißl erblickte in Ingolstadt das Licht der Welt (17. Februar 1908), Veronika Sedlmeier wurde in Schwabmünchen geboren (7. Mai 1899), Simon Bacher kam in Ach auf die Welt (19. Dezember 1900), Josef Eser wurde in Grossenhausen geboren (18. September 1912), Vitalis Mairhanser war gebürtig in Sigmertshausen (28. April 1886) und Hans Hoy kam aus Weil bei Landsberg (13. Juni 1885), bei Leonhard Felber, Fanny Ostermeier und Bruno Hilbig sind das Geburtsdatum und der Geburtsort unbekannt. Im Haus Hauptstraße 16 gab es seit dem Jahr 1891 ununterbrochen eine Metzgerei. Im Jahr 1904 erwarb Johann Kneißl die Metzgerei von Johann Mayer, die er dann bis in das Jahr 1931 betrieb. In diesem Jahr übernahm Hans Kneißl sen. die Metzgerei von seinem Vater, die er mit Unterbrechungen bis in das Jahr 1960 führte. Danach betrieb Hans Kneißl jun. bis in das Jahr 1997 die Metzgerei, seitdem wird sie von der Firma Boneberger betrieben. In der Hauptstraße 33 existierte mit Unterbrechungen sogar seit dem Jahr 1885 eine Metzgerei. In den Jahren 1929 bis 1954 wurde diese Metzgerei von der Familie Sedlmeier geführt.
 
Fazit
 
Sowohl Bäckereien und Metzgereien gehörten in der Nachkriegszeit zu den vergleichsweise gut verdienenden Handwerksmeistern. Die Versorgung der Bevölkerung mit den beiden wichtigsten Nahrungsmitteln Brot und Fleisch in den Jahren 1945 bis 1950 war grosso modo gut, von einigen Ausnahmen beim Brot abgesehen.   



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82256 Fürstenfeldbruck

Stand: 05/15/2024
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