Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Verkehr und Tiefbau vom 6. Februar 2019

Konzept für Umgestaltung des Waldfriedhofs steht

„Der Waldfriedhof ist nur noch dem Namen nach ein Waldfriedhof“, sagte Vize-Bürgermeister und Sitzungsleiter Christian Götz (BBV) im Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Tiefbau. Im vergangenen Sommer mussten dort rund 650 Bäume gefällt werden. Der Grund: starker Borkenkäfer-Befall. Inzwischen wurde in mehreren Planungsrunden ein Konzept für die künftige Entwicklung des Waldfriedhofs erarbeitet. Geplant ist keine reine Aufforstung. Vielmehr soll eine parkähnliche Anlage entstehen. Berücksichtigt werden sollen dabei der Wandel der gesellschaftlichen Bedürfnisse, dieWünsche der Bürger und die Folgen des Klimawandels. Das Projekt wurde von Kathrin Zifreund, Landschaftsplanerin in der Stadtverwaltung, kürzlich im Ausschuss vorgestellt. Das Gremium sprach sich einstimmig für die schrittweise Umsetzung aus. Start ist heuer im Herbst. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 350.000 Euro.

„Friedhöfe sind wichtige multifunktionale Orte“, führte Zifreund aus. Es sind Orte der Trauerbewältigung, der Erinnerung und der Begegnung, aber gerade in Ballungsräumen auch zunehmend der Naherholung. Und sie stellen einen großen Lebensraum für die heimische Flora und Fauna dar. „Friedhöfe sind Hotspots für Artenvielfalt“, sagte Götz. Ohnehin befindet sich die Friedhofskultur im Wandel. Unsere Gesellschaft wird mobiler. „Das klassische Familiengrab gibt es kaum mehr“, sagte Zifreund. Gefragt seien alternative Bestattungsformen, die weniger aufwändig in der Pflege und günstiger seien. Vor allem die Zahl der Einäscherungen hat zugenommen. Die Folge: Es entstehen immer mehr Leerflächen, deren Unterhalt trotzdem getragen werden muss. Die Gräberzahl ist in den vergangenen fünf Jahren um rund 15 Prozent gesunken.

Der Waldfriedhof, der in den 1960er Jahren eröffnet wurde, umfasst auf rund 140.000 Quadratmetern 4.500 bis 5.000 Wald-, Einzel- und Urnengräber, anonyme Gräber und Baumgräber. Darüber hinaus gibt es eine von der katholischen Kirche bis 2084 gepachtete knapp 20.000 Quadratmeter große Waldfläche, die ursprünglich für eine Erweiterung des Friedhofs gedacht war. Neben der fast vollständig abgeholzten Fichte wachsen in der Anlage auch Eichen, Linden, Ahornbäume, Buchen und Kiefern. Durch die Rodung ging der ursprüngliche Charakter des Waldfriedhofs jedoch weitgehend verloren.

Jetzt soll er entsprechend den aktuellen Erfordernissen der Gesellschaft weiterentwickelt werden. Dabei müssen laut Zifreund Interimslösungen für die Gestaltung von Zonen mit aufgelassenen Grabstellen gefunden werden. Eine weitere gestalterische Herausforderung würden die vielen verschiedenen Bestattungsformen darstellen. Daher soll der Friedhof nicht nach einem festgeschriebenen planerischen Entwurf, sondern mosaik- und bausteinartig umgestaltet werden.

Gemeinsam mit der Friedhofsverwaltung, der Stadtgärtnerei, den Vorsitzenden der drei in Bruck ansässigen Moscheen, der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, dem Bund Naturschutz und den örtlichen Friedhofsgärtnern wurden sechs Komponenten erarbeitet: Wiederaufforstung, Sanierung der Wege mit Blick auf die Barrierefreiheit, Herstellung von Grabbereichen für andere Religionsgemeinschaften und neue Bestattungsformen (Friedgärten, Baumbestattungen, Bereiche für anonyme und auch Gemeinschaftsbestattungen), Anlage von naturnahen Flächen mit extensiven Blühwiesen und Magerrasenzonen in Freibereichen sowie Entfernung des Lagerplatzes im hinteren Teil des Friedhofs.

Auch heuer wird es noch weitere Fällungen geben, kündigte Zifreund an. Zudem sollen Wurzelstöcke entfernt und ab Herbst wieder aufgeforstet werden. Dabei will man Sämlinge erhalten und durch Neupflanzungen mit weitestgehend klimaresistenten, zukunftsfähigen Baumarten wie etwa Hainbuche, Dreispitzahorn oder Kiefer ergänzen. Auch Ziersträucher und Rhododendren sind vorgesehen. Ziel sei eine eher parkähnliche Anlage. Insgesamt will man die Bedeutung als Trittstein im gesamtstädtischen Biotopverbund und auch als Erholungsfläche weiter fördern. Das Maßnahmenpaket komme den Insekten zugute, verringere den Pflegeaufwand und somit die Kosten für den Unterhalt des Friedhofs.

In der Diskussion gab es viel Lob für den umfassenden Sachvortrag. Alexa Zierl (Die PARTEI & FREI) regte an, auch die katholische und evangelische Kirche im weiteren Verfahren einzubinden. Ein Vorschlag, der auch Friedhofsreferent Albert Bosch (CSU) gefiel. Karin Geißler (Grüne) erinnerte an den Wunsch aus der Bevölkerung, am Zugang an der Landsberger Straße eine Toilette zu errichten. Wegen des noch fehlenden Wasseranschlusses ist dies erst in einem späteren Schritt möglich. Als Zwischenlösung wird eine mobile Toilette geprüft.

 




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Stand: 03/28/2024
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