RathausReport August 2017: Das Krankenhaus 1945 bis 1957

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war das Krankenhaus heruntergekommen, zu klein und der Gesundheitszustand der Bevölkerung kriegsbedingt schlecht, das Reserve-Lazarett in Fürstenfeld war überfüllt. Im Herbst 1946 ging das Reserve-Lazarett der Auflösung entgegen und die Ankunft der Flüchtlinge verschärfte die Platznot des Krankenhauses, denn von den Flüchtlingen war ein großer Teil aufgrund der mit der Flucht und Vertreibung verbundenen Strapazen pflegebedürftig. Die vorhandene Zahl an Betten im Krankenhaus war viel zu gering. Die Militärregierung ordnete die sofortige Einrichtung eines behelfsmäßigen Flüchtlings-Krankenhauses an, welches im Lotzbeckschen Schloss in Nannhofen eingerichtet wurde.

Ab Dezember 1947 befassten sich der Landrat und Organe des Kreises mit der Frage eines Krankenhausneubaues. Der Kreistag beschloss, ein modernes Kreiskrankenhaus zu bauen. Der Stadtrat wollte alles versuchen, dass dieses geplante Kreiskrankenhaus in Fürstenfeldbruck gebaut werden soll. Nach Inbetriebnahme des Kreiskrankenhauses wollte man das städtische Krankenhaus „eingehen“ lassen. Seit Dezember 1948 wurde vom Stadtrat ein Umbau des städtischen Krankenhauses diskutiert. Im Jahr 1949 wurde das von der Militärregierung freigegebene Bürgerheim an das Krankenhaus angegliedert. Als Ziel wurde ausgegeben, dass das Krankenhaus baldmöglichst drei Abteilungen umfassen sollte: eine chirurgische Abteilung, eine innere Abteilung und eine Geburtshilfeabteilung. Dieses Ziel wurde im Verlauf der nächsten Jahre erreicht. Im Oktober 1949 beschloss der Stadtrat den Ausbau des städtischen Krankenhauses, da der Kreistag eine Beteiligung abgelehnt habe. Im Verlauf des Jahres 1949 stritten die Stadt Fürstenfeldbruck und der Landkreis über die Entscheidung, ob das städtische Krankenhaus neu gebaut oder renoviert werden sollte.

Geheimrat Prof. Dr. Schindler, der Beauftragte für das Krankenhauswesen in Bayern, nannte die Zustände des Krankenhauses im September 1949 unhaltbar. Schindler schlug einen Umbau des Krankenhauses vor, da Stadt und Kreis nicht vor Ablauf eines Jahrzehntes in der Lage sein würden, ein Krankenhaus zu bauen. Am Ende des Jahres 1949 beschloss der Kreistag definitiv die Errichtung eines Kreiskrankenhauses. Im Dezember 1949 beschloss der Stadtrat, den geplanten Neubau eines Kreiskrankenhauses zu unterstützen. Der vor kurzem beschlossene Umbau des städtischen Krankenhauses in Höhe von über 300.000 DM war damit hinfällig, trotzdem sollte das Krankenhaus renoviert und umgebaut werden.

Ein drängendes Problem waren auch die Kosten des städtischen Krankenhauses. So stiegen beispielsweise die Personalkosten von knapp 42.000 DM im Jahr 1950 auf 59.000 DM im Jahr 1951, und auch die Kosten für Medikamente, Lebensmittel sowie Reinigung und Heizung stiegen an. Der Stadtrat erhöhte deshalb die Pflegesätze in der ersten Klasse von acht DM auf zehn DM, in der 2. Klasse von 6,50 DM auf acht DM und in der 3. Klasse von fünf DM auf sechs DM.

Im Juni 1950 waren die Pläne für das Kreiskrankenhaus fertig, Baubeginn sollte im September sein, die Gesamtkosten sollten 3,5 Millionen DM betragen. Mittlerweile waren die umfangreichen Erneuerungsarbeiten am städtischen Krankenhaus abgeschlos-sen, die gesamte sanitäre Installation wurde beispielsweise durch moderne Anlagen ersetzt, auch die Operationsräume wurden vollständig renoviert. Am 8. November 1950 stimmte der Stadtrat gegen den Bau eines Kreiskrankenhauses zu diesem Zeitpunkt. Am Ende des Jahres 1950 waren insgesamt knapp 1.400 Patienten aufgenommen worden, die durchschnittliche Tagesbelegung betrug 75 Patienten, deren Aufenthalt im Durchschnitt bei 20 Tagen lag. Insgesamt arbeiteten 28 Personen im Krankenhaus, zwei Ärzte, sieben Ordensschwestern, vier freie Schwestern, zwei Personen Verwaltungspersonal und 13 Personen Wirtschaftspersonal. Die Regierung von Oberbayern sprach sich im Herbst des Jahres 1951 für den Bau eines neuen Kreiskrankenhauses aus, die Voraussetzung wäre allerdings, dass die Finanzierung gesichert sei. Am 7. November 1951 wählte der Stadtrat den Chirurgen Dr. Franz Christ zum neuen Chefarzt des städtischen Krankenhauses. Im September 1952 stimmte der Stadtrat für den Abbruch des Schwesternhauses des Krankenhauses und die Errichtung eines Anbaus mit einer Bäderabteilung und weiteren Einzelzimmern, letzteres deshalb, weil täglich zwei bis drei Patienten wegen der unzureichenden Bettenzahl und des Mangels an Einzelzimmern abgewiesen wurden. Ende September 1952 entschied sich der Kreistag dafür, mit der Stadt Fürstenfeldbruck in Verhandlungen über den Bau eines Kreiskrankenhauses einzutreten.

Einen knappen Monat später besichtigten Kreisausschussmitglieder das Krankenhaus. Der Krankenhausreferent der Stadt, Dr. Rubenbauer, sowie der Chefarzt des Krankenhauses, Dr. Christ, erläuterten den Kreisräten, dass nur ein Viertel des Areals bebaut sei, also noch genügend Platz für Erweiterungsbauten vorhanden sei. Bei der Stadtratssitzung am 24. Oktober 1952 lag den Stadträten ein von Landrat Raadts, Bürgermeister Dr. Bauer und Krankenhausreferent Dr. Rubenbauer ausgearbeiteter Vorschlag zur Lösung der Krankenhausfrage vor. Dieser Vorschlag sah vor, „das städtische Krankenhaus durch Abbruch und Neuaufbau des derzeitigen Schwesternhauses und einen Anbau um etwa 70 Betten zu erweitern, sowie das jetzige Bürgerheim als Infektionshaus zu verwenden, so daß die Gesamtbelegungsziffer von derzeit 100 Betten auf etwa 190 bis 200 Betten erhöht wird“. Der Landkreis sollte im Gegenzug finanzielle Leistungen übernehmen.

In der Stadtratssitzung einen Monat später wurde die Frage, ob es einen Erweiterungsbau durch die Stadt oder einen Neubau durch den Landkreis geben solle, kontrovers diskutiert, der Stadtrat entschied sich schließlich, vorerst keine weiteren Mittel für Planungsarbeiten auszugeben. „Der Krankenhausausschuß wird beauftragt, mit dem Kreisausschuß Verhandlungen unter den Gesichtspunkten Verpachtung oder Zweckverband zu führen und zu diesem Zweck in Bälde einen Termin im Benehmen mit dem Landrat festzulegen.“

Bei der gemeinsamen Sitzung des Stadtrates und des Kreisausschusses am 16. Dezember 1952 unterbreitete der Kreisausschuss zur Lösung des Krankenhausproblems zwei Vorschläge. Der erste Vorschlag sah vor, dass der Landkreis das städtische Krankenhaus mit Fernheizwerk und ohne Bürgerheim zum Preis von 500.000 DM erwerbe. Vorschlag zwei beinhaltete, dass die Stadt Fürstenfeldbruck im Weg eines Anbaues die Zahl der tatsächlich belegungsfähigen Krankenbetten auf mindestens 180 erhöht und der Landkreis zusätzlich im Rahmen des Krankenhausareals an der Dachauer Straße ein Infektionshaus mit 20 Betten baut. Der Stadtrat entschloss sich schließlich für die zweite Variante. Kreistag und Stadtrat beschlossen schließlich Ende 1952 gemeinsam einen Anbau mit 100 Betten zu errichten. Im September 1953 stimmte der Stadtrat dafür,den Vertrag mit dem Landkreis über den gemeinsamen Bau eines Krankenhauses zu kündigen und selbst ein eigenes Bettenhaus zu bauen.

Am 14. September 1953 legte das Stadtbauamt einen Planentwurf für den vorgesehenen Bettenhausanbau des städtischen Krankenhauses an der Dachauerstraße vor, einschließlich Inventar kam der Neubau auf rund 750.000 DM. Bei der Stadtratssitzung am 25. Januar 1954 setzte Bürgermeister Dr. Fritz Bauer den Stadtrat von einem neuen Kostenvoranschlag des Stadtbauamtes in Kenntnis, „der bei einem Aufwand von DM. 750 000.- eine Erweiterung des Krankenhauses von 95 auf 142 Betten vorsieht; es werden dabei insgesamt 79 neue Betten geschaffen, wovon aber wieder 32 nach Auflockerung des Altbaues verloren gehen“. Im Verlauf der Debatte gelangte der Stadtrat zu der einstimmigen Ansicht, für das Projekt Krankenhausumbau und für das Projekt Oberrealschulbau einen Wettbewerb für Fürstenfeldbrucker Architekten auszuschreiben, zudem sollten zur Einholung von Staatszuschüssen persönliche Vorsprachen beim Kultusminister erfolgen.

Im August 1954 wurde das Richtfest für den Krankenhauserweiterungsbau gefeiert. Dadurch gab es nun 140 Betten im Krankenhaus, es war jetzt mit einer modernen Bäder- und Kneippabteilung ausgestattet. Im Februar 1955 wurde der neue Flügel eingeweiht, die Planfertiger waren Alfred Imbery und Anton Wimmer. Im Januar 1956 vertrat Bürgermeister Dr. Bauer den Standpunkt, „daß es an der Zeit wäre, im Kreistag mehr für den Krankenhausbetrieb zu tun. Mindestens 60 Prozent der Krankenhauspatienten kämen aus den Landgemeinden. Die Stadt trage aber rund 95 Prozent und der Landkreis nur etwa 5 Prozent der Lasten“. Die Stadt bat den Landkreis weiterhin um finanzielle Unterstützung. „Die Stadt hat im Rechnungsjahr 1954 für das Bettenhaus des Krankenhauses 890.000 DM an Baukosten ausgegeben und im Rechnungsjahr 1955 weitere 57.000 DM für die Ausstattung des Krankenhauses verwendet, davon allein 27.000 DM für eine Waschmaschine. Die Kosten für den dringend notwendigen Bau bzw. Umbau der Wirtschafts- und Operationsräume werden mindestens weitere 300.000 DM betragen.“

Mitte des Jahres 1956 wurde in der Presse über ein ständig steigendes Krankenhaus-Defizit berichtet. Im September 1956 schlug der Hauptausschuss des Kreises die Deckung des Defizits durch den Landkreis, die Verpachtung des Krankenhauses an den Kreis oder den Verkauf des Krankenhauses an den Kreis vor. In der Stadtratssitzung vom 15. Oktober 1956 sprachen sich Karl Huber und Bürgermeister Bauer für den Verkauf des Krankenhauses an den Kreis aus, vor allem aus finanziellen Gründen. Am 19. November 1956 wurde in einer gemeinsamen Sitzung des Kreisausschusses und des Stadtrats entschieden, dass der Landkreis das bisher städtische Krankenhaus zum Preis von 1,35 Millionen DM erwirbt. Der Kreistag beschloss in seiner Sitzung am 22. März 1957 einstimmig den käuflichen Erwerb des städtischen Krankenhauses unter Billigung des von der Stadt vorgeschlagenen Rahmenvertrags. Am 1. April 1957 übernahm der Landkreis Fürstenfeldbruck das städtische Krankenhaus, ab diesem Zeitpunkt wurde das Krankenhaus als Kreiskrankenhaus weiter betrieben.

Dr. Gerhard Neumeier



Das Krankenhaus Ende der 1950er Jahre




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