RathausReport Juni 2019: Die Geschichte der Brucker Rathäuser

In den vergangenen gut 150 Jahren hatte Fürstenfeldbruck drei Rathäuser. In jüngster Zeit wurde im Stadtrat mehrmals über einen möglichen Rathaus-Neubau oder -Anbau diskutiert. Heute wollen wir deshalb auf die Geschichte der bisherigen Rathäuser zurückblicken.

Das „erste“ Rathaus

Das Haus an der Hauptstraße 4 wurde spätestens am Ende des 16. Jahrhunderts erbaut. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Gebäude auf dem Areal als „Krammeranwesen“ bezeichnet. Es bestand ursprünglich aus drei Häusern. Seit dem Jahr 1638 gehörte es ausschließlich Kaufleuten. Im Jahr 1781 erbaute der Kaufmann Anton Pruggmaier an der Stelle des alten Schneebäckerhauses und des alten Moräschhauses ein neues Gebäude. Im Jahr 1840 kaufte Joseph Rehm das Haus und verkaufte es im Jahr 1864 zum Zweck des Umbaues in ein Gemeindehaus für 18.000 Gulden der Gemeinde Bruck. Der erste Teil der Umbauarbeiten war im Jahr 1866 abgeschlossen, insgesamt umfasste der Umbau die Jahre 1864 bis 1868. Seit dem Jahr 1866 diente das Gebäude als Rathaus. Es enthielt zunächst auch eine Getreideumsatzhalle und einen großen Versammlungssaal.

Das neugotische Gebäude wurde nach Plänen von Johann Marggraff gestaltet, der Maurermeister war Gottlieb Sappl. Seit dem Jahr 1869 zierten den Giebel zwei Bronzereliefs mit Portraits von Ludwig dem Strengen und Kaiser Ludwig, welche der Erzgießer Ferdinand von Miller jun. dem Markt schenkte. Im Jahr 1908 wurde das Rathaus umgebaut. Dieser Umbau konzentrierte sich vor allem auf die Umnutzung der ehemaligen Schrannenhalle und der Fassaden, außerdem wurden die Freitreppe und das Türmchen errichtet sowie die Uhr angebracht. Die Uhr wurde von der Königlich-Bayerischen Hof-Turmuhren-Fabrik Johann Mannhardt aus München gebaut und angebracht. Die Kosten für die Uhr beliefen sich auf 720 Mark, sie wurden von Bürgermeister Georg Sinzinger (1859 bis 1930), einem Kaufmann und Bankier, übernommen. Bis zum Jahr 1934 diente das Gebäude als Rathaus.

Ab dem Jahr 1935 waren hier das Arbeitsamt, die NS-Volkswohlfahrt und die Bezirkskasse sowie eine Gemäldegalerie und eine Wohnung untergebracht. In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre saß hier auch die NSDAP-Ortsgruppenleitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte dieses Gebäude zunächst das städtische Wohnungsamt, das Stadtbauamt, die Lebensmittelkartenstelle und das Bayerische Rote Kreuz. Im Jahr 1956 wurde hier das Heimatmuseum eröffnet, dort blieb es bis Mitte der 1970er Jahre. Im Jahr 1960 hatten Umbauarbeiten stattgefunden. Seit den 1980er Jahren fanden und finden in diesem Gebäude Trauungen statt, das Standesamt als städtische Institution befindet sich seit dem Jahr 2004 an dieser Stelle.

Das „zweite“ Rathaus

Am Ende der Weimarer Republik und zu Beginn der NS-Diktatur wurde das erste Rathaus zu klein. Die Gemeinde beschloss im Februar 1934, das baufällige Schrannenhaus abzureißen und an seiner Stelle einen Verwaltungsbau errichten zu lassen. Jahrhundertelang hatte das bestehende Gebäude als Brauerei gedient. Ab dem Jahr 1874 befanden sich hier dann die Schranne und später auch das Museum der Stadt, die Polizei und die Verwaltung des Überlandwerks. Das neue Gebäude wurde von dem Architekten Ludwig Scheidner aus Emmering geplant.

Scheidner war überzeugter Nationalsozialist, der schon vor dem Hitlerputsch und dann erneut im Jahr 1931 der NSDAP beigetreten war. Die Finanzierung war dank der vorzeitigen Rückzahlung von 150.000 Reichsmark des 200.000 Reichsmark betragenden Darlehens für den Postbau möglich. Das einstöckige Verwaltungsgebäude sollte die Verwaltung des Überlandwerkes, die Sparkasse und die Gemeindeverwaltung beherbergen. Die Fresken stammten von dem Maler und Graphiker Karl Sonner (1889 bis 1970), der seit dem Jahr 1913 in Graßlfing lebte. Bei diesem Neubau handelte es sich gleichzeitig um die bedeutendste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in Fürstenfeldbruck. Die von Gauleiter Adolf Wagner vorgenommene Grundsteinlegung erfolgte am 1. Mai 1934 und am 15. Dezember 1934 konnte das Gebäude eingeweiht werden, Wagner hielt erneut eine Rede. Es handelte sich um den wichtigsten Neubau der Stadt in den 1930er Jahren. Seit dem Jahr 1935 war Fürstenfeldbruck Stadt, der NS-Bürgermeister Adolf Schorer (1899 bis 1979) und der nationalsozialistische Stadtrat trafen hier alle wichtigen städtischen Entscheidungen während der NS-Diktatur.

Nach dem Einmarsch der amerikanischen Armee am 29. April 1945 übernahm die US-Militärregierung das Gebäude, die Funktion als Rathaus blieb bestehen, die ersten beiden gewählten Bürgermeister Hans Wachter (1891 bis 1953), von Beruf Kaufmann, und Michael Neumeier (1880 bis 1962), von Beruf Steuerhelfer, sowie die Stadtverwaltung und zum Teil die Sparkasse residierten hier. Seit der Mitte der 1960er Jahre, während der Amtszeit von Bürgermeister Willy Buchauer (1915 bis 1990), einem Verwaltungsangestellten, wurde das „zweite“ Rathaus wieder zu klein. Fast gleichzeitig begannen die Planungen für einen Neubau des Landratsamtes, welches an der Hauptstraße 31 seinen Sitz hatte.

Anfang der 1970er Jahre wurde das Gebäude abgerissen und die Sparkasse errichtete ein neues Gebäude mit einer umstrittenen Fassade, bis heute hat die Sparkasse Fürstenfeldbruck hier ihren Sitz.

Das „dritte“ Rathaus

Im Jahr 1973 zog das Landratsamt aus dem Haus an der Hauptstraße 31 aus und die Stadtverwaltung Fürstenfeldbruck bezog das Gebäude. Dieses Haus gehörte im Jahr 1598 dem Klosterrichter, es wurde „Zwerchhaus“ genannt. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts gehörte das Gebäude Brauereibesitzern. Im Jahr 1834 erwarb es die Gemeinde Bruck von dem Braumeister Johann Seel und im Jahr 1850 ging das Gebäude in das Eigentum des Staates über. Ab diesem Zeitpunkt diente das Haus zunächst als Landgerichtsgebäude. Seit dem Jahr 1862 war es das Bezirksamtsgebäude, im Jahr 1939 wurde aus dem Bezirksamt das Landratsamt, Landrat war Dr. Karl Sepp (1880 bis 1962). Auch nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier das Landratsamt, welches seit den 1960er Jahren zu klein wurde. Bei der Suche nach einer neuen Bleibe wurde schließlich entschieden, an der Münchner Straße einen Neubau zu errichten.

Seit dem Jahr 1973 befand und befindet sich hier das Rathaus, in dem der größte Teil der Stadtverwaltung untergebracht ist. Bürgermeister beziehungsweise Oberbürgermeister (seit dem Jahr 2006) waren Willy Buchauer (SPD), Max Steer (CSU), EvaMaria Schumacher (SPD), Sepp Kellerer (CSU) und Klaus Pleil (BBV). Im Jahr 2017 wurde Erich Raff (CSU) zum amtierenden Oberbürgermeister gewählt.

Stadtarchivar

Dr. Gerhard Neumeier



Das Bild aus den 1950er Jahren zeigt rechts das „erste“ und links das „zweite“ Rathaus.

// Quelle: Stadtarchiv Fürstenfeldbruck




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Stadt Fürstenfeldbruck
Hauptstr.31
82256 Fürstenfeldbruck

Stand: 04/25/2024
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