RathausReport Oktober 2020: Kneipp-Verein und Kneipp-Anlage in den 1950er Jahren

Schon im Jahr 1927 gab es die ersten Pläne, in Fürstenfeldbruck eine Kneipp-Anlage, damals Sebastianum genannt, zu errichten. Zwei Jahre später wollte die Stadt ein Kurhaus bauen und im Jahr 1931 gipfelte das Vorhaben darin, ein riesiges Kurhausprojekt mit Badeanlage auf dem Gelände zwischen Amper und Fürstenfelder Straße zu errichten. Die Pläne scheiterten jedoch an ihrer eigenen Größe, denn man hatte zu großzügig geplant.

Bereits mindestens seit Mitte der 1930er Jahre gab es in Fürstenfeldbruck einen eigenen Kneipp-Verein, der Vorträge und Veranstaltungen organisierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein im Juni 1950 wiedergegründet und hatte kurz darauf schon 80 Mitglieder. Er stellte beim Stadtrat den Antrag, auf städtischem Grund ein Wassertretbecken errichten zu dürfen.

Der Zweite Bürgermeister Leonhard Plonner, selbst ein begeisterter Kneippianer, schlug für die künftige Kneipp-Anlage die Halbinsel beim Silbersteg vor. Plonner wies auf die früheren Anlagen am Engelsberg und beim Weiherhaus hin, die nicht florierten, weil sie wenig zentral gelegen waren. Die neue Anlage beim Silbersteg sollte öffentlich zugänglich sein. Plonner argumentierte, dass sich aus diesen bescheidenen Anfängen ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor für die Stadt entwickeln könnte. Das Kneippen fand in dieser Zeit immer mehr Anhänger und in Bad Wörishofen bestand keine Aufnahmemöglichkeit mehr. Stadtrat Sporrer griff den Gedanken eines künftigen Kneipp-Sanatoriums auf und schlug vor, schon jetzt die hierfür in Frage kommenden Grundstücke zu reservieren. Der Stadtrat beschloss, die Halbinsel am Silbersteg als öffentliche Anlage in Verbindung mit einer Kneipp-Tretwiese zur Verfügung zu stellen.

Die Kneipp-Anlage am Silbersteg wurde am 13. August 1950 eröffnet. Dr. Eckart, der Vorsitzende des Kneipp-Vereins München, sagte: „Möge Fürstenfeldbruck als Kneippkurort einst die Berühmtheit erlangen, dies es als Flugplatz besitzt.“ Der Verein hatte nun bereits über 100 Mitglieder. Der Kneipp-Verein München sicherte die Unterstützung zu und attestierte Fürstenfeldbruck sämtliche Voraussetzungen, Kneipp-Kurort werden zu können, er unterstützte und förderte die Stadt Fürstenfeldbruck. In der Stadtratssitzung im September 1950 brachte Plonner den Antrag zur Bildung einer städtischen Kommission zur weiteren Förderung des Kneipp-Gedankens ein. Die Mehrzahl der Stadträte war zunächst der Ansicht, dass dies eine Angelegenheit des Kneipp-Vereins wäre, doch schließlich erklärte sich der Stadtrat mit der Bildung der städtischen Kneipp-Kommission einverstanden. Im September 1950 hielt der Bundeslehrer Otto Wolf aus München im Hotel Post einen Vortrag zum Thema „Sind Kneipp-Kuren Wunderkuren?“.

Im Oktober 1950 veranlasste die Kneipp-Kommission des Stadtrates eine neue Grünanlage, die bisher zwar schon vorhanden, aber der Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Der Garten der alten Sparkasse am linken Amperufer wurde mit Beeten und Wegen als „kleine Uferpromenade“ hergerichtet. Im Juni 1951 diskutierte der Stationsarzt der Münchner Universitätsklinik, Dr. Seibold, mit dem Stadtrat die Frage, ob sich Fürstenfeldbruck als Kneipp-Stadt eignen würde. Er kam zu einem positiven Fazit, da das mineralstoffarme Amperwasser hierfür sehr geeignet wäre. Der Stadtrat stimmte dem unter dem Vorbehalt zu, dass der Kneipp-Verein die Finanzierung des Ausbaus der Anlagen übernehmen würde.

Im Februar 1952 hatte sich die Mitgliederzahl des Kneipp-Vereins auf 320 erhöht. Der Beitritt des zur Gartenbau- und Keltereigenossenschaft ermöglichte ihm das Anlegen eines Gewürzkräutergartens im Bezirksgarten. Mittlerweile hatte die Stadt die Kneipp-Anlage am Silbersteg erweitert. Am Anfang des Jahres 1953 baute der Pächter der Fürstenfeldbrucker Sauna diese so um, dass dort in Zukunft Voll-, Sitz- und Fußbäder sowie Heublumen-, Latschen- und Kohlensäurebäder genommen werden konnten. Unter fachmännischer Aufsicht wurden dort Güsse verabreicht. Im zweiten Halbjahr 1953 wurde die zweite Brucker Wassertretstelle am Weiherhaus fertig. Am 1. Mai 1954 wurde im Neubau Weiß an der Schöngeisinger Straße eine komplette Kneippanlage eröffnet, so dass in Zukunft in Bruck auch Kneippkuren möglich waren. Im Juni 1954 stellte die Kommission des Kneipp-Vereins fest, dass in Fürstenfeldbruck ein Kurheim für die Kneippgäste fehlte. Im August fand die Bezirkstagung des Kneippbundes in Bruck statt. Der Kneippbund stellte ein wachsendes Interesse an der Naturheilmethode fest. Im November 1954 eröffnete Ludwig Weiß die Kur- und Badeanstalt im „Oberhaus“, damit rückte die Kneipp-Stadt einen weiteren Schritt näher.

In den nächsten Jahren waren dem Kneipp-Verein keine nennenswerten Mitgliederzuwächse beschieden. Im Jahr 1959 fehlten dem Verein bereits die Mitglieder, obwohl viele Frauen dem Kneippgedanken aufgeschlossen gegenüber standen. Im Juli 1959 wanderten die Kneippianer unter der Leitung des Heilpraktikers H. Pumpe an der Amper von Grafrath bis Schöngeising entlang und entdeckten dabei viele heilkräftige Kräuter. In den nächsten Jahrzehnten verlor der Kneipp-Gedanke in Fürstenfeldbruck ein wenig an Zuspruch.

Dr. Gerhard Neumeier
Stadtarchivar

Foto: Stadtarchiv





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Stand: 04/19/2024
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